China: 2021 Netzparität mit neuen Kohlekraftwerken

Erneuerbare in Südostasien bald konkurrenzfähig mit Fossilen

Chinas Bemühen um Netzparität für Erneuerbare Energien im Vergleich zur Kohleverstromung wird nach Ansicht der Analysten von Wood Mackenzie (WoodMac) im nächsten Jahr von Erfolg gekrönt sein: Neue Erzeugungskapazitäten für Erneuerbare Energien seien schon 2021 günstiger als neu gebaute Kohlekraftwerke, so eine Medienmitteilung vom 27.11.2020. China schließt dann mit den regionalen Schwergewichten Indien und Australien im „Billiger-als-Kohle-Club“ auf.

Braunkohlestück - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Braunkohlestück – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Die US-Analysten erklären auch, Südkorea, Thailand und Vietnam würden ab kommendem Jahr – wie bereits Indien und Australien – zu den Ländern gehören, in denen Erneuerbare-Energien-Projekte kostengünstiger als neue Kohlekraftwerke sind. Bis 2030 werden in diesen Ländern des asiatisch-pazifischen Raums enorme Preisvorteile für Photovoltaik und Windkraft  erwartet. So erwarten die Analysten von Woodmac, dass Photovoltaik- und Windkraftanlagen bis 2030 bis 23 Prozent günstiger sein werden aus Kohle. Gegenwärtig kostet Günstrom im Durchschnitt noch etwa 16% mehr als Kohlekraft, ist aber seit 2019 gegenüber Gaskraftwerken günstiger. Der Bericht zeigt weiter, dass die meisten Märkte im asiatisch-pazifischen Raum bis 2030 im Vergleich zu Kohle mit günstigeren Stromgestehungskosten (LCOE) für Erneuerbare Energien rechnen können.

Ein Wood-Mackenzie-Insight (zahlungspflichtig): „Der Rückzug der USA aus dem Pariser Abkommen wird den Aufstieg Erneuerbarer Energien im asiatisch-pazifischen Raum nicht aufhalten – im asiatisch-pazifischen Raum hat bereits ein kohlenstoffarmer Übergang eingesetzt, auch wenn das Tempo des Wandels sehr unterschiedlich ist. Die Ankündigung von Präsident Trump, aus dem Pariser Abkommen auszusteigen, wird das Grundprinzip der ökologischen Nachhaltigkeit nicht grundlegend umkehren. Große asiatische Emittenten haben ihre fortgesetzte Unterstützung für die Einhaltung des Abkommens erklärt. In der Zwischenzeit wird der vorgeschlagene Ausstieg der USA aus dem Pariser Abkommen den wachsenden Trend zur chinesischen Finanzierung asiatischer Projekte für saubere Energie und die Suche nach Märkten, auf denen überschüssige Erneuerbare Kapazitäten platziert werden können, nicht aufhalten.“

Wood Mackenzie Senior-Analyst Rishab Shrestha: „Heute sind Indien und Australien die einzigen Märkte im asiatisch-pazifischen Raum, auf denen die LCOE für Erneuerbare Energien billiger sind als Neubau von Kohlekraftwerken. Wir können jedoch davon ausgehen, dass bis zum Ende des Jahrzehnts Erneuerbare Energien auf fast allen Märkten der Region im Vergleich billiger als die niedrigsten Kosten fossiler Brennstoffe sein werden. Die Weichen für ein rasches Wachstum subventionsfreier Erneuerbarer Energien im asiatisch-pazifischen Raum sind gestellt“.

Es wird erwartet, dass die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in Indien und Australien bis 2030 um 56% bzw. 47% billiger sein wird als Kohle-Neubau. Indien ist aufgrund niedriger Bau- und Arbeitskosten und guter Erneuerbarer Ressourcen Kostenführer bei den Erneuerbaren Energien. Das enorme Marktpotenzial der Erneuerbaren Energien hat viele Investoren angezogen, was zu einem intensiven Wettbewerb und Kostensenkungen geführt hat.

Shrestha: „Der Wind wird sich in China ändern, da wir erwarten, dass die LCOE für Erneuerbare Energien im nächsten Jahr billiger sein wird als der für Kohle. Im Laufe dieses Jahrzehnts wird der Rabatt für Erneuerbare Energien gegenüber fossilen Brennstoffen in ganz China auf durchschnittlich 40% steigen, da die LCOE neuer Wind- und Solaranlagen unter den LCOE fossiler Brennstoffe liegen wird“.

Nordostasiens Agio für Erneuerbare Energien liegt derzeit im Durchschnitt bei etwa 25%. Japan, das Land mit den höchsten Kosten für Erneuerbare Energien im Jahr 2020, kann bis 2030 mit einem Abschlag von 1% für Erneuerbare Energien gegenüber fossilen Brennstoffen rechnen. Die hohe Marktprämie ist weitgehend auf höhere Arbeitskosten, Kosten für Umweltgenehmigungen, Landbeschränkungen und eine geringere Verfügbarkeit Erneuerbarer Ressourcen zurückzuführen. In Südkorea und Taiwan werden die Kosten für Strom aus Erneuerbaren Energien bis zum Ende des Jahrzehnts um etwa 30% unter den Kosten für Strom aus fossilen Brennstoffen liegen.

Shrestha: „Trotz niedriger Kosten für Erneuerbare Energien ist die Regierungspolitik auch in Zukunft entscheidend, um Investoren anzuziehen, die Zuverlässigkeit des Netzes und den Ausbau der Übertragung zu steuern und die Batteriespeicherung zu fördern, um die Unterbrechung der Erneuerbaren Energien zu bewältigen. Unsere LCOE-Schätzungen für Solar-Plus-Speicher- und Wind-Plus-Speicherprojekte zeigen, dass sie 2026 bzw. 2032 beginnen können, mit Gas zu konkurrieren. Es wird jedoch viel länger dauern, bis diese Technologien mit Kohle konkurrieren können“.

Ein höherer CO2-Preis werde in der gesamten Region die Energiewende weiter beschleunigen. Wenn der CO2-Preis dem bis 2050 erwarteten Pfad folgt, schätzt Woodmac, dass er in diesem Zeitraum ein durchschnittliches Niveau von 30 US-Dollar pro Tonne erreichen wird. Die Einbeziehung eines Kohlenstoffpreises von 30 $/t würde dazu führen, dass  Solar- und Onshore-Windkraftanlagen bis 2023 bzw. 2030 billiger sein werden als die Kosten für Kohle – fünf Jahre früher als im ursprünglichen Zeitplan vorgesehen.

Bei einem CO2-Preis von 30 US-Dollar heute, so der Analyst, wäre Photovoltaik im Kraftwerksmaßstab in der gesamten Region bereits 2023 günstiger als neue Kohlemeiler. Woodmac schätzt, dass der derzeit „bescheidene“ CO2-Preis im asiatisch-pazifischen Raum die Kohle- und Gaspreise um etwa 4 Prozent in die Höhe treibt, selbst mit zahlreichen Zu- und Abschlägen, und diese Zahl könnte sich bei einem Business-as-usual-Szenario bis 2030 verdoppeln.

Da Anlagen zur Nutzung Erneuerbarer Energien seit vergangenem Jahr in der gesamten Region bereits günstiger sind als neu gebaute Gaskraftwerke, erwarten die Analysten, dass Photovoltaik-plus-Speicher-Kraftwerke ab 2026 mit Gas konkurrieren werden, sofern sie ausreichende politische Unterstützung erhalten. Nachdem die Kosten für den Neubau von fossiler Kraftwerke unterschritten wurden, wird der eigentliche Wendepunkt für den Energiewende erreicht sein, wenn der Preis für die Installation von Anlagen für Erneuerbare Energien unter den marginalen Betriebskosten bestehender Kohle- und Gaskraftwerke liegen wird, wie es weiter heißt (mit pv-magazine.de).

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