Solare Erfolgsbilanz – 12 Prozent Zuwachs für PV 2020

Photovoltaik 2020 Zuwachsgewinner im Kraftwerksvergleich – 25% plus bei PV-Dächern und Solarheizungen

PV auf Dach des Berliner Futuriums – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Die Solarstromerzeugung verzeichnete einer vorläufigen Jahresbilanz des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) vom 30.12.2020 zufolge 2020 im Kraftwerksvergleich die höchsten Zuwächse. Ein Boom wurde im Eigenheimsektor bei Photovoltaik, Solarheizungen und Solarspeichern verzeichnet. Der BSW erwartet eine weitere Anhebung der Solartechnik-Ausbauziele, denn nur so seien „die Klimaziele erreichbar und eine Stromlücke vermeidbar“.

2020 wurden rund 25 Prozent mehr Solardächer in Deutschland installiert als im Vorjahr. „Egal ob Solarzellen, Solarspeicher oder Solarkollektoren – in diesem Jahr wurden sie unserer Branche geradezu aus den Händen gerissen,“ freut sich BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. 2020 sei auch für die Solarbranche „herausfordernd“ gewesen, durch den Abbau einiger Marktbarrieren schließlich aber erfolgreich.

Keine andere Energieform legte 2020 bei der Stromerzeugung stärker zu als die Photovoltaik. Nahezu jede zehnte in diesem Jahr verbrauchte Kilowattstunde stammt demnach inzwischen in Deutschland aus Sonnenenergie. Bis zum Ende des Jahrzehnts will die Bundesregierung die solare Kraftwerksleistung verdoppeln. Energie- und Klimawissenschaftler halten sogar eine Verdreifachung für erforderlich.

Neben einem inzwischen in der gesellschaftlichen Mitte angekommenen Klimabewusstsein sieht der BSW eine ganze Reihe weiterer Treiber für den jüngsten Solarboom: Ein Streben vieler Verbraucher nach mehr Unabhängigkeit, deutlich gesunkene Solartechnik-Preise, verbesserte Förderkonditionen bei der Heizungsmodernisierung sowie ein an Fahrt aufnehmender Umstieg auf Elektromobilität.

Solarthermieanlage von Arcon-Sunmark im Süden Berlins – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Auch im Wärmesektor drehte die Solartechniknachfrage nach einem jahrelangen Rückgang ins Positive. Nach vorläufigen BSW-Schätzungen zog der Absatz von Solarheizungen 2020 um über 25 Prozent an. Das Bundesamt für Wirtschaft verzeichnete in den ersten drei Quartalen dieses Jahres eine Verdreifachung der Antragszahlen nach Zuschüssen für Solarthermie-Anlagen gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Gute Wachstumsvoraussetzungen stimmen die Solarwirtschaft auch für das Jahr 2021 und die kommende Legislaturperiode zuversichtlich: „Wir erwarten, dass die Bundesregierung noch vor der Bundestagswahl in Übereinstimmung mit der EU die Klimaziele und das Solarisierungstempo deutlich heraufsetzen wird. Mit dem Umlegen weniger energiepolitischer Hebel ließe sich das Installationstempo zeitnah verdoppeln und die Förderabhängigkeit verringern“, ist Körnig überzeugt. „Eine überwältigende Investitionsbereitschaft bei privaten Verbrauchern und in der Wirtschaft ist selbst unter Pandemie-Bedingungen gegeben. Die Bundesregierung wird diesen Solarturbo 2021 zünden müssen. Die Klimaziele und damit die Wählergunst sind sonst ernsthaft in Gefahr.“

Eine Verdoppelung bis Verdreifachung des jährlichen PV-Ausbautempos wäre nach BSW-Angaben auch erforderlich, um das Aufreißen einer Stromerzeugungslücke zu verhindern. Diese erwarten Marktforscher bereits in zwei bis drei Jahren infolge bestehender Beschlüsse zum Atom- und Kohleausstieg sowie einer absehbar wachsenden Stromnachfrage. Zuletzt hatten Anfang Dezember Wissenschaftler des Fraunhofer ISE berechnet, dass der Ausbau der Photovoltaik – je nach Verbraucherverhalten – zeitnah auf jährlich rund 10-15 Gigawatt beschleunigt werden müsse (siehe: solarify.eu/55-bis-2030-und-100-bis-2050), um die derzeit auf EU-Ebene heraufgesetzten Klimaziele zu erreichen (CO2-Minderung i.H. von 55% bis 2030). Zum Vergleich: Für 2020 erwartet der BSW einen Marktzuwachs in Höhe von 4,6 – 4,8 GW, nach rund 3,8 GW 2019.

Eine zügige und konsequente Umsetzung wissenschaftlicher Empfehlungen könnte nicht nur in der Gesundheitspolitik, sondern auch in der Klimapolitik ausschlaggebend für den Wahlerfolg der Parteien bei der kommenden Bundestagswahl werden. Darauf lassen zumindest die Ergebnisse einer jüngsten repräsentativen Bevölkerungsbefragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im BSW-Auftrag schließen: Fast drei Viertel (73 Prozent) der mehr als 2.000 befragten Bürgerinnen und Bürger gaben an, dass die Klimapolitik für die eigene Wahlentscheidung aus heutiger Sicht sehr wichtig (41 Prozent) oder wichtig (32 Prozent) werden könne. Als mit Abstand vorrangigste Maßnahme des Klimaschutzes wird dabei der Ausbau der Solarenergie und anderer Erneuerbarer Energien gesehen.

Einbruch bei den Fossilen – Allerdings ist das kein Vergleich zu den Konventionellen. Für sie ging es kräftig Rückwärts. Die Zahlen sprechen Bände: Für die Kernkraft ging es um 14,4 Prozent nach unten, für die Braunkohle um 19,5 Prozent und für die Stromerzeugung aus Mineralöl um 12,6 Prozent. Mit einem Minus von 26 Prozent ging es für die Steinkohle am am kräftigsten bergab (erneuerbareenergien.de/solarstromproduktion-in-deutschland-waechst-um-zwoelf-prozent).

Sven Ullrich in Erneuerbare Energien: „Damit liefern die installierten Solaranlagen immerhin schon fast neun Prozent des gesamten Stroms, der in Deutschland verbraucht wird. Das liegt zum einen am starken Zubau. Der BSW Solar sieht darin ein Ergebnis eines sich verändernden Klimabewusstseins, das inzwischen in der gesellschaftlichen Mitte angekommen ist. Dazu komme noch das Streben vieler Verbraucher nach mehr Unabhängigkeit, die deutlich gesunkenen Preise für die Solartechnik, die verbesserten Förderbedingungen bei der Heizungsmodernisierung, die durch die solar angetriebenen Wärmepumpen auch den Zubau der Photovoltaik anregen. Das gleiche gilt für die Elektromobilität, die die Nachfrage nach Solaranlagen mit ankurbelt. Der BDEW und das Zentrum für Solarenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) nennt zusätzlich noch die in diesem Jahr sehr vielen Sonnenstunden, die natürlich ebenfalls für ein Plus bei den Produktionszahlen des Solarstroms gesorgt haben.

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