Klimarisiken für die Finanzwelt begrenzen

Zentralbanken und Wissenschaft veröffentlichen Szenarien

Mehr als 90 Zentralbanken haben sich einer Medienmitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) vom 07.06.2021 zufolge mit der Wissenschaft zusammen getan, um das Management von Klimarisiken im Finanzsektor zu verbessern. Gemeinsam veröffentlichten Forscher und Finanzexperten des „Network for Greening the Financial System“ (NGFS) eine neue Reihe von Szenarien eines geordneten Übergangs, eines verzögerten Übergangs, und eines Versagens der Klimapolitik.

Noch nicht sonderlich grün: Frankfurter Bankenviertel über Hauptbahnhof – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Für einen geordneten Übergang zu netto Null Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts müssten sich die Investitionen in erneuerbare Energien in den nächsten zehn Jahren verdoppeln bis vervierfachen. Hierbei wäre, so zeigen Computersimulationen, ein CO2-Preis im Bereich von 100 – 200 US-Dollar pro Tonne bis 2030 erforderlich. Die Untersuchung zeigt, wie eine frühzeitige Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen sowohl das physische als auch das finanzielle Risiko minimieren kann. Hingegen würde verzögertes Handeln oder Nichthandeln mittel- bis langfristig unweigerlich die Kosten in die Höhe treiben. Die Analyse liefert sektorale und regionale Details, die Finanzinstitutionen helfen, ihre Investitionsstrategien anzupassen.

„Klimaszenarien sind ein wichtiges Instrument, um die Risiken der Zukunft abzuschätzen“, sagt Sarah Breeden, Executive Director bei der Bank of England und Leiterin des Szenario-Prozesses innerhalb des NGFS. „Aber sie sind so viel mehr. Denn wenn wir die Risiken von Morgen besser verstehen, können wir heute informiert handeln und so einen geordneten Übergang zu Netto-Null Emissionen unterstützen.“

Für einen geordneten Übergang zu Netto Null Emissionen von Treibhausgasen bis Mitte des Jahrhunderts müssten sich die Investitionen in erneuerbare Energien in den nächsten zehn Jahren im Vergleich zum bisherigen Trend verdoppeln bis vervierfachen, so die Szenarien. Dies bietet bemerkenswerte Investitionsmöglichkeiten. Im Gegenzug würden die Investitionen in fossile Energien deutlich zurückgehen. Um einen geordneten Übergang zu ermöglichen, so zeigen Computersimulationen, ist ein CO2-Preis im Bereich von 100-200 US Dollar pro Tonne bis 2030 erforderlich. Die Analyse geht davon aus, dass die Einnahmen durch einen Mix aus staatlichen Investitionen, Schuldentilgung und Steuersenkungen in die Wirtschaft zurückfließen.

„Sowohl beim Klimawandel als auch im Finanzsektor geht es um globale Risiken“, sagt Elmar Kriegler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Die Verknüpfung von Szenarien der Klimaforschung mit der Expertise der Finanzinstitute ist ein großer Schritt nach vorn, um die wirtschaftlichen Auswirkungen einer ambitionierten Klimapolitik – oder aber von deren Fehlen – zu verstehen. Es ist ein Schritt, der uns helfen wird, die Risiken zu begrenzen und eine sichere Zukunft für alle zu gewährleisten.“

Kriegler koordiniert das akademische Konsortium, das die Szenarien mit dem NGFS entwickelt hat. Dazu gehören das International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), die University of Maryland (UMD), Climate Analytics (CA), die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich (ETHZ) und das National Institute of Economic and Social Research (NIESR). Diese Arbeit wurde durch Zuschüsse von Bloomberg Philanthropies und der ClimateWorks Foundation ermöglicht. Zu den am NGFS beteiligten Finanzinstitutionen gehören unter anderem die Zentralbanken Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands, der EU, der USA, Japans, Chinas, Brasiliens, Indiens und Russlands sowie Beobachter wie der Internationale Währungsfonds und die Weltbank.

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