Biokraftstoffe könnten Krebsrisiko reduzieren

Neue Forschungen deuten auf weniger giftige Auspuffgase durch mit Ethanol gemischtes Benzin hin

Eine am 06.07.2021 open access im International Journal of Environmental Research and Public Health veröffentlichte Überprüfung der wissenschaftlichen Top-Literatur deutet darauf hin, dass mit Ethanol gemischte Kraftstoffe wie E10, E15 oder E85 zu weniger toxischen Emissionen aus Fahrzeugen führen und ein geringeres Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen als normales Benzin, schreibt Ken Colombini auf der Internetseite des Hormel Institutes der University of Minnesota, das für die Untersuchung mit dem Energy Resources Center, University of Illinois Chicago, kooperierte – sie zeigt, dass ethanolhaltiges Benzin geringere Emissionen von giftigen, als krebserregend geltenden Chemikalien erzeugt.

Auspuffgase in Vietnam – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

„Die Forschung auf diesem Gebiet ist von entscheidender Bedeutung, da die Umweltfaktoren, die das Krebsrisiko beeinflussen, nicht gut verstanden sind und einen großen Einfluss auf die Krebsentstehung und -progression haben können“, sagte Shujun Liu, stellvertretender Direktor und Leiter der Abteilung „Cancer Epigenetics & Experimental Therapeutics“ am Hormel Institute. „Wir müssen alles tun, was wir können, um die damit verbundenen Krebsrisiken zu reduzieren und die menschliche Gesundheit zu schützen. Forschung und Verständnis wie diese voranzutreiben, ist unsere Verantwortung und wird eine ständige Aufgabe sein.“

Der Übersichtsartikel „An Assessment on Ethanol-Blended Gasoline/Diesel Fuels on Cancer Risk and Mortality“ wurde im International Journal of Environmental Research and Public Health (2021) von Steffen Mueller vom Energy Resources Center und Shujun Liu und Gail Dennison vom Hormel Institut veröffentlicht. Er gibt einen Überblick über die Forschung zur Toxizität von Benzin und die erwartete Toxizitätsreduzierung durch Ethanol. Der Bericht konzentriert sich auf Karzinogene oder Substanzen, die Krebs verursachen können, und Epigenetik oder wie Verhalten und Umwelt die Funktionsweise der Gene beeinflussen können, sowie auf die Auswirkungen von Biokraftstoffen auf beide.

Laut dem National Cancer Institute können Menschen einige krebserregende Belastungen vermeiden, wie z. B. Tabakrauch und Sonnenstrahlen, aber andere sind schwieriger zu vermeiden, wenn sie in der Luft, die wir atmen, dem Wasser, das wir trinken, der Nahrung, die wir essen, oder in Materialien am Arbeitsplatz enthalten sind. Epigenetische Anomalien, einschließlich DNA-Hypermethylierung, Histon-Deacetylierung und/oder microRNA-Dysregulation, sind als ein Kennzeichen von Krebs nachgewiesen worden. Im Vergleich zu Genmutationen treten aberrante epigenetische Veränderungen häufiger auf, und das zelluläre Epigenom ist anfälliger für Veränderungen durch Umweltfaktoren.

Die Forschung legt nahe, dass das Krebsrisiko mit der Exposition gegenüber chemischen Karzinogenen am Arbeitsplatz und in der Umwelt verbunden ist, einschließlich derjenigen, die bei der Verbrennung von Treibstoffen in Fahrzeugen freigesetzt werden. Die Toxizität von chemischen Stoffen ist gründlich untersucht worden, jedoch wurden weniger Anstrengungen unternommen, um die Epigenotoxizität (z. B. abweichende DNA-Methylierung, die zu Krebs führen kann) zu untersuchen.

Raffinerien mischen dem Benzin aromatische Kohlenwasserstoffe bei, um eine vorzeitige Verbrennung des Kraftstoffs (bekannt als Klopfen) zu verhindern, aber Ethanol hat ähnliche oder bessere Antiklopf-Eigenschaften und wird als Ersatz verwendet. Da die Beimischung von Ethanol in Benzin diese krebserregenden Stoffe wie Benzol, Toluol, Xylol und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe ersetzt, wird ein Rückgang der Krebserkrankungen erwartet. In ihren regelmäßig veröffentlichten Automotive Trends Reports stellt die U.S. Environmental Protection Agency ausdrücklich fest, dass „der hohe Oktanwert von Ethanol den Raffinerien erlaubt hat, den Aromatengehalt des Benzins deutlich zu reduzieren.“ Die vorliegende Studie kommt zu dem Ergebnis, dass dies zu einem verminderten Krebsrisiko durch eine veränderte zelluläre epigenetische Landschaft führen kann.

Die Übersichtsarbeit fasst die wichtigsten Erkenntnisse aus der Literatur über den Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Karzinogenen aus der Benzinverbrennung, der Epigenetik von Krebs und den möglichen epigenetischen Auswirkungen von Biokraftstoffen zusammen. Während die Autoren zu dem Schluss kommen, dass die verfügbaren Forschungsergebnisse darauf hindeuten, dass Biokraftstoffe weniger Karzinogene enthalten und daher ein geringeres Krebsrisiko aufweisen, werden noch größere Expositionsstudien benötigt, um die Ergebnisse zu bestätigen.

„Ich bin begeistert, dass die Forschungsergebnisse darauf hinweisen, was wir nach jahrelanger Arbeit auf diesem Gebiet vermutet haben – dass der Ersatz von Aromaten durch Ethanol tatsächlich einen direkten positiven Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben kann“, sagte Müller. „Um die Menschen weiterhin vor der unnötigen Förderung von Krankheiten wie Krebs zu schützen, ist es wichtig, die Forschung fortzusetzen, welche die Auswirkungen dieser Emissionen auf die menschliche Gesundheit untersucht.“

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