Earth Overshoot Day so früh wie vor Corona

Erdüberlastungstag am 29.07.2021: Deutschland bräuchte 2,9 Erden

Der diesjährige Earth Overshoot Day liegt gemäß einer Medienmitteilung von www.overshootday.org wieder so früh im Jahr wie vor der Pandemie: Diese Rückkehr zu Business-as-usual gefährde alle Länder, insbesondere diejenigen mit einem ökologischen Defizit, wie Deutschland. Es gibt viele Möglichkeiten, den Earth Overshoot Day nach hinten zu verschieben (#MoveTheDate), und damit nicht nur um die Klima- und Biodiversitätskrise zu bekämpfen, sondern auch sicherzustellen, dass das eigene Land, die eigene Stadt und das eigene Unternehmen funktionsfähig bleiben.

Earth Overshoot Day 1970-2021 – Grafik © Global Footprint Network www.footprintnetwork.org

Vom 1. Januar bis 29.07.2021 hat die Menschheit so viel Natur verbraucht, wie der Planet im diesigen Jahr regenerieren kann. Daher ist heute Erdüberlastungstag. Overshoot ist die Ursache der meisten Umweltprobleme, vom Verlust der Artenvielfalt bis zur Entwaldung, Wasser- und Luftverschmutzung, Überfischung und der Anreicherung von Treibhausgasen in der Atmosphäre, die zu immer extremerem Wetter führt.

Overshoot, also die Biosphäre kontinuierlich zu übernutzen, wird zum zweitgrößten Risiko des 21. Jahrhunderts. Nur ein Risiko ist größer: nicht zu reagieren. Diesem Risiko setzen sich die meisten Städte, Unternehmen und Länder aus, einschließlich Deutschlands. Sie verlassen sich weiterhin auf konventionelle Strategien, die sie nicht auf die vorhersehbare Zukunft des Klimawandels und der Ressourcenknappheit vorbereiten.

Laut den National Footprint and Biocapacity Accounts, welche die neuesten UN-Statistiken verwenden, und die Berechnung des Earth Overshoot Day erlauben, nutzen die Einwohner Deutschlands drei Mal mehr von der Natur, als die Ökosysteme in Deutschland erneuern können.

Eine Verschiebung des Earth Overshoot Days ist möglich, wenn wir unsere Infrastrukturen umgestalten, unsere Prozesse weitaus ressourceneffizienter gestalten, unsere Energiesysteme dekarbonisieren, CO2 durch Aufforstung sequestrieren und Lebensweisen bevorzugen, die weniger Ressourcen benötigen. Tatsächlich ist es eine der besten Investitionen, unsere Städte und ihre Infrastruktur darauf vorzubereiten, in der vorhersehbaren Zukunft zu funktionieren. Das bedeutet auch, sich von fossilen Brennstoffen zu entwöhnen. Diejenigen, die mit zukunftssicheren Investitionen hinterherhinken, werden auf gestrandeten Vermögenswerten sitzen bleiben.

„Die zunehmende Ressourcenübernutzung rund um den Globus bahnt eine vorhersehbare Zukunft mit mehr Klimawandel und Ressourcenverknappung an. Unsere Städte auf diese Zukunft vorzubereiten und damit in uns selbst zu investieren, ist der naheliegendste Weg, unsere eigenen Chancen auf eine sichere Zukunft zu verbessern“, betont Uwe Schneidewind, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal. „Das leitet mich auch in meinen Anstrengungen, Wuppertal resilient zu machen, was wiederum auch zu einer stabileren Welt beiträgt.“

Den Overshoot nicht ernst zu nehmen, wird zu einem unbeherrschbaren wirtschaftlichen Risiko. Denn der Overshoot wird enden, sei es durch Design oder Desaster. Auf den Overshoot zu reagieren, hat dagegen handfeste wirtschaftliche Vorteile. Auch gibt es viele Möglichkeiten: Eine Halbierung der Autoabhängigkeit würde der Menschheit 13 Overshoot-Tage einsparen; wenn alle Häuser in Deutschland Passivhaus-Standard hätten, würde sich der deutsche Overshoot Day um 16 Tage nach hinten verschieben; wenn 40% der Autofahrten per öffentlichem Verkehr oder Fahrrad erledigt würden, wie es zum Beispiel die Wuppertaler Nordbahntrasse unterstützt, würde sich der deutsche Overshoot Day um fünf Tage nach hinten verschieben.

Im Rahmen des „We #MoveTheDate“-Projekt, das vom Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) und dem Global Footprint Network umgesetzt und von der Stiftung Mercator gefördert wird, zeigen wir lokale Lösungen zur Verschiebung des Overshoots auf (We #MoveTheDate).

Um auf diese Möglichkeiten hinzuweisen und die bevorstehende Klimakonferenz in Glasgow zu stärken, startet Global Footprint Network am Earth Overshoot Day 100DaysOfPossibility.org. Diese Plattform zeigt jeden Tag bis zur COP26 Möglichkeiten auf, den Earth Overshoot Day zu verschieben (#MoveTheDate). Diese Beispiele aus dem In- und Ausland helfen, den ökologischen Overshoot umzukehren.

Über ökologischen Overshoot

Seit Anfang der 1970er Jahre befindet sich die Menschheit in einem ökologischen Defizit. Während Deutschlands Biokapazität pro Person etwa gleich groß ist wie die der Welt, ist der Ökologische Fußabdruck pro Einwohner etwa dreimal so groß, auch noch im Jahr 2020. Die Überlastung kann nicht ewig andauern. Die Auswirkungen dieses globalen ökologischen Overshoot sind bereits in Form von Abholzung, Bodenerosion, Verlust der Artenvielfalt und der Anhäufung von Kohlendioxid in der Atmosphäre zu beobachten. Ökologisch defizitär zu wirtschaften bedeutet, dass wir nicht nur die jährlichen “Zinsen” unseres Naturkapitals verbrauchen, sondern es auch abbauen, indem wir Ressourcen aus der Zukunft nehmen, um die Gegenwart zu bezahlen. Mit den ökologischen Vorschüssen zukünftiger Generationen zu arbeiten ist offensichtlich keine langfristig erfolgreiche Strategie.

Über das CSCP

Das Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) ist ein internationaler, gemeinnütziger Think and Do Tank mit Sitz in Wuppertal, der mit politischen Entscheidungsträgern, Unternehmen, Partnerorganisationen und der Zivilgesellschaft an einem guten Leben für alle auf unserem Planeten arbeitet. Mit über 40 laufenden Projekten sowohl auf lokaler, als auch auf internationaler Ebene gestalten wir die Transformation zu zukunftsfesten Lebensstilen, neuen Geschäftsmodellen und nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen.

Über das Global Footprint Network

Global Footprint Network ist eine internationale Nachhaltigkeitsorganisation, die der Welt hilft, im Rahmen der Möglichkeiten der Erde zu leben und auf den Klimawandel zu reagieren. Seit 2003 haben wir mit mehr als 50 Ländern, 30 Städten und 70 globalen Partnern zusammengearbeitet, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu liefern, die zu nachhaltigen politischen und Investitionsentscheidungen geführt haben. Gemeinsam bauen wir eine Zukunft, in der wir alle innerhalb der Grenzen unseres einen Planeten gedeihen können. www.footprintnetwork.org

->Quelle und zusätzliche Ressourcen:

Über dieses Projekt:

Interviews mit Mathis Wackernagel (auf Deutsch)

Zum ökologischen Fußabdruck (auf Englisch):