Auf dem Weg zur Klimaneutralität: Unternehmerischer Klimaschutz in der Praxis

Herausforderungen, Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen

Kurz vor der Bundestagswahl 2021 veröffentlicht die Stiftung 2° einen Bericht zu Perspektiven, Handlungsansätzen und Forderungen zum Klimaschutz in Schlüsselbranchen von Industrie und Wirtschaft. Um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, braucht es eine engagierte und umsetzungsorientierte Klimapolitik mit konkreten Maßnahmen und Mechanismen, welche die einzelnen Sektoren auf einen verbindlichen und verlässlichen Pfad zur Klimaneutralität bringen. Um derartige politische Maßnahmen sinnvoll austarieren zu können, ist der Blick in die Praxis des unternehmerischen Klimaschutzes von hoher Bedeutung. Deshalb hat die Stiftung 2° für ihren aktuellen Bericht „Auf dem Weg zur Klimaneutralität: Unternehmerischer Klimaschutz in der Praxis“ ihre Förderunternehmen nach konkreten Maßnahmen und Hemmnissen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität befragt.

Die Stiftung 2° wollte von ihren Förderunternehmen wissen: Welche konkreten Projekte und Maßnahmen verfolgen sie bereits, um klimaneutral zu werden? Was treibt sie dabei an? Auf welche Hemmnisse stoßen sie? Und welche Erwartungen haben sie vor diesem Hintergrund an die Politik, ins-besondere an die Bundesregierung? Viele Förderunternehmen haben sich an diesem Austausch beteiligt. Ihre Perspektiven, Handlungsansätze und Forderungen für die Bereiche Erneuerbare Energien & Industrie, Gebäude sowie Mobilität & Digitalisierung sind in diesem Papier in Form kurzer Impulse der beteiligten Förderunternehmen gesammelt.

Die Beiträge der Unternehmen bieten einen Einblick in die Praxis des unternehmerischen Klimaschutzes. Sie zeigen exemplarisch, wo deutsche Unternehmen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität stehen. Sie haben innovative Verfahren erprobt und Pilotprojekte aufgesetzt, um klimaneutrale Geschäftsmodelle und Produkte zu entwickeln. An ihren Produktionsstandorten und in den vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten entwickeln sie branchenspezifische Strategien und reduzieren damit bereits heute Emissionen.

Es wird deutlich: Die Unternehmen befinden sich auf unterschiedlich weit fortgeschrittenen Teilen der Wegstrecke. Gemein ist allen Unternehmen, dass sie Klimaschutz als zentrale Zukunftsaufgabe betrachten und Teil der Lösung sein wollen. Klar wird, welche Erwartungen sie an die Politik haben, damit die Transformation gelingt.

Gemeinsam mit ihren Geschäftspartnern operationalisieren sie Klimaschutz ganz konkret an ihren Standorten und in ihren Prozessen.  Denn je nach Branche und Geschäftsfeld sind die Herausforderungen unterschiedlich groß und auch die Lösungen unterschiedlich komplex. Die Impulse der Unternehmen bieten einen Einblick in die Praxis – den „Maschinenraum“ – des unternehmerischen Klimaschutzes.

Es braucht nun eine engagierte und vor allen Dingen umsetzungsorientierte Klimapolitik, die Unternehmen sektorspezifisch auf diesem Weg unterstützt und die Wirtschaft antreibt, ihre Innovationskraft weiter in den Dienst eines ehrgeizigen Klimaschutzes zu stellen.

Zentrale Erwartungen und Vorschläge an die Politik aus den Unternehmensimpulsen zu den abgebildeten Themenfeldern aus Sicht des Teams der Stiftung 2°

  • Erneuerbare Energien und eine klimaneutrale Industrie zum Rückgrat der Transformation machen. Der Ausbau Erneuerbarer Energien muss beschleunigt werden. Dafür sollten unter anderem ambitioniertere Ausbaupfade und Flächenziele festgelegt, Ausschreibungsmengen erhöht, Planungs- und Genehmigungsprozesse für Projekte vereinfacht und attraktivere Rahmenbedingungen für die Eigenstromerzeugung aus Erneuerbaren Energien geschaffen werden. Der Ausbau Erneuerbarer Energien und die Transformation der energieintensiven Industrie müssen Hand in Hand gehen. Der klimafreundliche Umbau dieser Industriezweige erfordert politische Maßnahmen zur Unterstützung der Unternehmen sowohl bei den Investitionen als auch den Betriebskosten klimafreundlicher Technologien, die Schaffung von Leitmärkten für grüne Produkte und die nachhaltige Sicherung eines wirksamen Carbon Leakage-Schutzes.
  • Gebäude klimaneutral, smart und zirkulär machen. Die Sanierungsrate muss auf 2 %, besser 3 %, erhöht werden. Dafür braucht es unter anderem eine ausreichend und kontinuierlich hohe Mittelausstattung von Förderprogrammen, eine stärkere Förderung der Kreislaufwirtschaft im Gebäudebereich, ein Maßnahmenpaket zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit der Gebäudesanierung, die Erhöhung der Akzeptanz von Sanierungsmaß-nahmen durch finanzielle Unterstützung von Mieter:innen bei der Modernisierungsumlage, die Beschleunigung von Genehmigungsprozessen durch eine stärkere Vereinheitlichung der Landesbauordnungen und die Schaffung von One-Stop-Agencies, eine Fachkräfteoffensive in der Bauwirtschaft sowie attraktivere Rahmenbedingungen für eine umfänglichere Nutzung von Dachflächen zur Eigenstromerzeugung aus Photovoltaik und Mieterstrom.
  • Mobilität klimaneutral machen – die Digitalisierung als Wegbereiter für die Transformation nutzen. Im Mobilitätssektor wird eine Mischung aus wirtschaftlichen Anreizen und regulatorischen Leitplanken vorgeschlagen, um die Transformation voranzutreiben. Dazu zählen beispielsweise eine gestärkte und harmonisierte CO2-Bepreisung im Verkehrssektor, die Schaffung eines verbesserten ökonomischen und regulatorischen Rahmens für nachhaltige Kraftstoffe mit klaren Nachhaltigkeitsstandards und Unternehmerischer Klimaschutz in der Praxis. Beimischquoten in der Luftfahrt, verbesserte finanzielle Rahmenbedingungen für den Schienengüterverkehr durch Senkung der Trassenpreise, eine verstärkte Förderung gewerblicher Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge sowie einheitliche Standards für das Laden und Bezahlen an Ladesäulen. Mit Blick auf die Digitalisierung als Enabler der Transformation wird unter anderem angeregt, die Kompetenzen der Bundesregierung in einem Digitalministerium zu bündeln, den Breitbandausbau unbürokratischer zu gestalten und, wo nicht wirtschaftlich, maßvoll zu fördern.

->Quellen: