Frankreichs wackelige AKW treiben deutschen Importstrom

…der kostet viel Geld, auch bei uns

Technische Probleme der französischen Atomenergieversorgung treiben derzeit die Strompreise auch in Deutschland zusätzlich in die Höhe, schrieb Tilman Weber am 25.12.2021 auf Erneuerbare Energien: Weil seit November ein Großteil der Atomkraftkapazität nicht zur Verfügung stehe, habe sich der deutsche Stromexport nach Frankreich „massiv erhöht. Am 20. Dezember hatte das vom Fraunhofer Ise betriebene Strommarkt-Monitoring-Portal Energy-Charts.de um 8 Uhr morgens einen aktuellen Höchststand des französischen Stromimports aus einer Erzeugungsleistung von 12,7 Gigawatt (GW) angezeigt, davon mit genau knapp 3,072 GW am meisten aus Deutschland.“ Das steigerte sich in den Tagen drauf bis auf 4,5 GW (!).

Stromzähler digital – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Der für Energy-Charts.de zuständige Fraunhofer-Experte Bruno Burger twitterte dazu: „Frankreich hat heute von allen Nachbarländern Strom importiert, um den Mangel an eigener Erzeugung durch die defekten Kraftwerke auszugleichen.“ Am Folgetag sprang das Leistungshoch für den Stromexport nach Frankreich um 9 Uhr sogar für eine Dauer von zwei Stunden auf ein Niveau von mehr als 13 GW. Und wieder einen Tag darauf, am 22. Dezember, um 9 Uhr, betrug der Spitzenwert für den französischen Stromhunger gemessen am Leistungsimport sogar 13,5 GW. Der Anteil des Imports aus Deutschland daran betrug jeweils 4,5 und 3,8 GW.

Wie am 18.12. beispielsweise auch in der auflagenstärksten deutschen Abonnement-Tageszeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), macht die seit November anhaltende französische Abschaltwelle nun auch Schlagzeilen in Deutschland. „Frankreich schaltet leistungsstärkste Atomkraftwerke“ ab, überschrieb die FAZ ihren Bericht anlässlich des Herunterfahrens der beiden Blöcke des Atomkraftwerks (AKW) Chooz mit jeweils 1,45 GW. Sie gehören zu den vier leistungsstärksten AKW-Meilern des Landes zusammen mit den beiden schon ab August heruntergefahrenen Blöcken im AKW Civaux mit ebenfalls jeweils 1,45 GW. In Civeaux seien Fehler in der Nähe von Schweißnähten an Bauteilen bei einer Prüfung ans Licht gekommen. Die Wartungstrupps tauschten die entsprechenden Bauteile nun aus. Zwei Tage zuvor hatte die Tagesschau von Rissen aufgrund von Korrosion an Rohren berichtet. Weil der Schaden danach auch am zweiten Civaux-Block zum Vorschein kam, schaltet der staatliche Betreiber EDF nun „vorsorglich“ auch die Meiler von Chooz ab – und erhöht die Stromlücke so auf 6 GW. Ohnehin meldeten die Franzosen schon im November aufgrund von Problemen infolge der Coronapandemie, dass die Wartungsteams ihre Arbeit an den AKW nicht plangemäß durchführen könnten.

Die von der Atomkraftwerksflotte herrührenden Versorgungsprobleme Frankreichs, das 70 Prozent der im Land erzeugten Elektrizität aus AKW bezieht, treiben derweil die Handelsstrompreise in neue Rekordhöhen. Darauf verwies schon am 15.12.2021 der ehemalige Landesvorsitzende des Bundesverbandes Windenergie in Bayern und jetzige Vorstand im Anti-AKW-Forum „Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik“, Raimund Kamm: Im November habe der Ausfall von sogar zwölf AKW-Blöcken landesweit die Börsenstrompreise in Frankreich bereits auf 21,7 ct/kWh in Frankreich und 17,7 ct in Deutschland getrieben. Im Dezember führte dieser Einfluss sogar zu einem Preisanstieg der Day-Ahead-Handelswerte, also im Großhandel von Strommengen ein Tag im Voraus, in Frankreich auf 27,4 ct und in Deutschland auf 21,6 ct/kWh.

Zum Vergleich: In den vergangenen Jahren seit 2013 hatte der gemittelte Jahreshandelswert bei konstant unter 4 Cent gelegen, 2016 und 2020 sogar noch bei 3 Cent. Mitverantwortlich für die hohen Preise ist allerdings auch ein seit Juni zu beobachtender starker Aufwärtstrend der Preise aufgrund der Turbulenzen auf den Rohstoffmärkten. Hier wirken internationale Handelskriege, ein aufflammender asiatischer Energiebedarf sowie logistische Probleme infolge der Coronapandemie.

->Quelle: erneuerbareenergien.de/frankreich-wackeliger-akw-betrieb-macht-hungrig-auf-deutschen-importstrom-und-kostet