Was der Ukraine-Krieg für Energie, Klima und Lebensmittel bedeutet

Der Überfall Russlands hat kurzfristig einen Preisanstieg verursacht, könnte aber langfristig zu einer nachhaltigen Entwicklung führen

Am 22.02.2022 zog Deutschland endgültig die ausstehende endgültige Zertifizierung für die neue Gaspipeline aus Russland zurück: Bundeskanzler Scholz hat entschieden, das Zertifizierungsverfahren zur Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zu stoppen. Damit wurde die Inbetriebnahme vorerst unterbunden. Am 01.03.2022 wurde verlautbart, dass die Nord Stream 2 AG infolge der Sanktionen gegen Russland Insolvenz anmelden müsse. Deutschland will nun Gas unter anderem aus Katar und den Vereinigten Staaten importieren.

Energie-Mix – AKW Philippsburg, PV und HochspannungsmastenFoto © Gerhard Hofmann für Solarify

„Belgien überdenkt seinen Ausstieg aus der Kernenergie, während Italien, die Niederlande und Großbritannien ihre Anstrengungen zur Installation von Windkraftanlagen verstärken. Düngemittelfabriken in ganz Europa haben angekündigt, ihre Produktion zu drosseln, und 31 Länder haben sich bereit erklärt, Öl aus ihren strategischen Reserven freizugeben,“ schreibt Jeff Tollefson am 05.04.2022 in Nature (604, 232-233 (2022)).

Nach IEA-Angaben ist Russland der weltgrößte Ölexporteur und sein Erdgas versorgt die europäische Wirtschaft mit Energie. Nahezu alle (außer China, Indien und einigen anderen kleineren Staaten) haben Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt und wollen sich von den fossilen Brennstoffen verabschieden. Tollefson: „Doch selbst während Russlands Bomben auf die Ukraine niederregnen, fließen sein Öl und Gas weiter in westliche Länder, die die Invasion verurteilt haben.“

Es sei nicht das erste Mal, dass die militärische Aggression Russlands die Staats- und Regierungschefs der Welt dazu veranlasst habe, sich um die Energiesicherheit zu sorgen. Aber die Verlockung billiger russischer Energie habe sich in der Vergangenheit stets als zu stark erwiesen, doch dieses Mal könnte es anders sein, so Veronika Grimm, Wirtschaftswissenschaftlerin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in Erlangen, Deutschland. „Wir haben einen Krieg vor unserer Haustür“, sagt sie. „Es ist schwer, sich dem Handeln zu entziehen.“

Der Krieg habe die politischen Entscheidungsträger dazu veranlasst, ihre Energiepläne zu überdenken, was tiefgreifende Auswirkungen auf eine Reihe von Themen haben könnte, von der aufkeimenden Nahrungsmittelkrise bis hin zu den globalen Bemühungen um die Eindämmung der Treibhausgasemissionen. Hier wirft Nature einen Blick auf einige der Entscheidungen, vor denen die Welt steht, sowie auf die potenziellen Auswirkungen, die sich im Laufe der Jahre oder sogar Jahrzehnte ergeben könnten…

->Quelle: nature.com/d41586-022-00969-9