Norwegen muss alte Öl- und Gasfelder auf Ökostrom umstellen oder stilllegen…

…wenn die Klimaziele erreicht werden sollen

Norwegen wird einige seiner alten Öl- und Gasfelder frühzeitig stilllegen müssen, um seine Klimaziele für 2030 zu erreichen – es sei denn, es gelingt dem Land, mehr Offshore-Plattformen mit kohlenstofffreier Energie zu versorgen, um so deren Emissionen zu reduzieren, sagte der norwegische Klimaminister Espen Barth Eide laut dem Portal EURACTIV.com in einem Interview mit Reuters. Norwegen, der größte Erdölproduzent Westeuropas, hat sich zum Ziel gesetzt, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Bis 2021 wurde jedoch nur eine Reduzierung von 4,5 Prozent erzielt, wie vorläufige offizielle Statistiken zeigen.

Ölbohrinseln – Foto © wasi1370 auf Pixabay

Der Widerstand gegen den Anschluss weiterer Offshore-Plattformen an das von Wasserkraft dominierte norwegische Stromnetz auf dem Festland hat deutlich zugenommen. Zeitgleich erreichten die Wasserreservoirs ein 20-Jahres-Tief, während die Strompreise in die Höhe schossen und die Besorgnis über mögliche Energieknappheit zugenommen hat. Eide sagte, es sei unmöglich, die Klimaziele zu erreichen, ohne mehr Offshore-Felder mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Die Offshore-Erdölindustrie ist für etwa ein Viertel der norwegischen Gesamtemissionen verantwortlich, vor allem da sie Gas zur Stromerzeugung in Offshore-Anlagen verwendet. „Eine Alternative wäre eine frühzeitige Stilllegung alter Felder, anstatt diese mit Strom nachzurüsten“, fügte der Minister hinzu.

Umweltschützer könnten einen solchen Schritt begrüßen, aber er widerspricht der Zusage der Mitte-Links-Regierung, die Erdölindustrie „zu entwickeln, nicht auslaufen zu lassen“ und würde die mächtigen Gewerkschaften der Ölarbeiter in Aufruhr versetzen. „Ich denke, die bessere Antwort ist, mehr Stromkapazitäten zu bauen“, sagte Eide. „Die Idee ist, dass der Großteil des zusätzlichen Stroms für die Plattformen aus Offshore-Windkraft erzeugt wird.“

Norwegen will bis 2040 Offshore-Windkapazitäten von 30 Gigawatt (GW) entwickeln, die fast so viel Strom produzieren könnten wie die riesigen Wasserkraftwerke an Land, die sich momentan in Betrieb befinden. Das nordische Land unternimmt gerade mal die ersten Schritte im Bereich der Offshore-Windkraft, während die Vergabe von Lizenzen für Onshore-Windkraftanlagen nach öffentlichen Protesten im Jahr 2019 gestoppt wurde. Sie wurden im April dieses Jahres wieder aufgenommen.

Eide sagte, er hoffe, dass die hohen Energiepreise dazu beitragen werden, neue Projekte zu fördern, insbesondere nachdem das Parlament einige Änderungen an den Regeln vorgenommen hat, die den lokalen Regierungen mehr Mitspracherecht und Einnahmen gewähren. „Wir sind recht zuversichtlich, dass wir einige dieser Projekte [Onshore-Windprojekte] wieder aufnehmen können“, sagte er und fügte hinzu, dass Norwegen auch den Bau von schwimmenden Solarkraftwerken auf der Oberfläche seiner Wasserkraftreservoirs prüfe.

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