Kupferindustrie klagt über Gasmangel

Hohe Energiepreise gefährden Ausbau der erneuerbaren Energie und verursachen Einschränkungen der Produktion

Zusätzlich 2,419 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) kommen ab dem 01.10.2022 auf Haushaltskunden und Unternehmen zu. Entsprechend hohe Kosten drohen mit der Gasumlage auch der deutschen Kupferbranche – so das gleichnamige Institut am 30.08.2022. Aktuell führten die erheblichen Energiepreissteigerungen für die Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr schon zu enormen Mehrkosten, die nun durch eine Gasumlage zusätzlichgesteigert werden. Durch sie entsteht zudem ein fundamentaler Wettbewerbsnachteil, der die deutsche Kupferindustrie und die inländische Produktion von essenziell für die Energie- und Mobilitätswende notwendigen Produkten grundsätzlich in Frage stellt.

Löten der Kupferrohre eines Solarmoduls – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Alexander Dehnelt, Vorstandsvorsitzender des Kupferverbandes: „Die Kupferproduktion ist schon durch die eingeschränkte Gasversorgung gefährdet; mit der neuen Gasumlage wird ihr ein neues Paket aufgebürdet.“ Grundsätzlich sei man mit einer Maßnahme einverstanden, welche die Versorgung Deutschlands absichere, so Dehnelt weiter. „Aber auf dem internationalen Markt führt die Gasumlage zu einem Ungleichgewicht bzw. zu einer Wettbewerbsverzerrung, die sich erneut nachteilig auf die deutsche Kupferindustrie auswirkt.“

Kupferindustrie ist wichtiger Pfeiler der deutschen Wirtschaft

Die deutsche Kupferindustrie beschäftigte 2021 in etwa 60 Unternehmen mehr als 15.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von annähernd 20 Milliarden Euro. Ihre Produkte gehen in Anwendungen zur Übertragung und Erzeugung von Elektrizität und Wärme und sind unverzichtbar für erneuerbare Energien, E-Mobilität und Energieeffizienzsteigerungen im Betrieb von Gebäuden. Sollte die Kupferproduktion aufgrund der aktuellen Belastungen zurückgeschraubt werden müssen, wird auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien gebremst.

Ausbau der Erneuerbaren Energie hängt an Kupfer

Michael Sander, Geschäftsführer des Kupferverbands: „Die deutsche Kupferhalbzeugindustrie hat im 2. Quartal 2022 ein Produktionsminus von 6 Prozent erlitten. Und das obwohl für den Ausbau der Erneuerbaren Energien eigentlich mehr Kupfer benötigt würde – ein Trend, der sich in den nächsten Monaten fortzusetzen droht.“

Auch der Wandel Richtung Dekarbonisierung und zu Gasalternativen der deutschen Industrie würde durch diese Umlage in ohnehin schweren Zeiten zusätzlich gebremst, da die dazu notwendigen Investitionen somit immer schwerer finanzierbar und kalkulierbar seien. „Die Politik ist offensichtlich von Ihrem Anspruch abgerückt, dass eine Energie- und Mobilitätswende Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum in Deutschland schaffen oder zumindest erhalten kann“, so Sander.

Schwerwiegende wirtschaftliche Folgen

Allein mehr als 50 Prozent aller Produkte aus Kupfer und Kupferlegierungen gehen in die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie, einschließlich der Kabelindustrie sowie der Informationstechnologie und Telekommunikation. Bei Energieleitungen hat der Kupferdraht einen Anteil von rund 70 Prozent, alles wichtige Komponenten im Ausbau erneuerbarer Energien.

„Wir können nicht oft genug die systemrelevante Funktion der Kupferindustrie gerade für die Dekarbonisierung und die Umsetzung des europäischen Green Deal betonen,“ fasst Dehnelt die Situation zusammen. „Nun haben wir aufgrund der Weltlage nicht mehr nur mit der Gas- und Rohstoffknappheit zu kämpfen, sondern auch mit noch höheren Energiekosten. Hier geht es mittlerweile um die existenzielle Bedrohung einer Industrie und damit auch um Arbeitsplätze. Wir fragen uns, ob in Berlin der Ernst der Lage erkannt wird. Für die deutsche Wirtschaft muss die industrielle Basis gerade in den Schlüsseltechnologien und -industrien erhalten werden, um uns nicht noch mehr von Drittländern abhängig zu machen.“

->Quelle: kupferinstitut.de/kupferindustrie-rechnet-mit-einschraenkungen-der-produktion