Rohstoffe aus Windgeneratoren

85 bis 90 Prozent der Gesamtmasse einer Windkraftanlage können bereits recycelt werden

Angesichts der Naturzerstörung beim Abbau von Primärrohstoffen werden Recycling und Wiederverwertung immer wichtiger. Ausgedienten PV-Modulen und Rotorblättern ein zweites Leben zu geben, ist gar nicht so leicht und außerdem teuer. Die Windkraft- und Photovoltaikanlagen der frühen 2000er Jahre erreichen nach und nach ihr Lebensende. Die Mengen an Komponenten, die dann zum Recycling anstehen, werden kontinuierlich steigen. Petra Franke hat für energiezukunft am 01.11.2022 das Thema belichtet.

Windgenerator auf Fehmarn – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Soll Strom aus Erneuerbaren Energien nachhaltig sein, müssen auch die Altmodule und Windkraftanlagen vollständig recycelt werden und die gewonnenen Rohstoffe für neue Anwendungen tauglich sein. 85 bis 90 Prozent der Gesamtmasse einer Windkraftanlage können bereits recycelt werden. Für die meisten Komponenten – Stahl, Zement, Kupferdraht, Elektronik und Getriebe – gibt es etablierte Recyclingwege. Die vollständige Beräumung eines Betonsockels ist allerdings aufwändig – ein neues Windrad auf dem alten Sockel zu errichten ist immer sinnvoller als der vollständige Rückbau.

Verbundwerkstoffe schwer zu recyceln

Das Recycling der Rotorblätter ist dagegen schwieriger. Die Faserverbundwerkstoffe sortenrein zu trennen, gelingt nur mit großem Aufwand.  Per Kohlenstofffaser verstärkte Kunststoffe (CFK) und mit Glasfaser verstärkte Kunststoffe (GFK) sind in den langen, hohlen Flügeln fest miteinander verbunden. Als Verbundstoff ermöglichen sie einerseits die langfristig hohe Stabilität der Rotorblätter, erschweren andererseits aber die Wiederverwertung.

Ein zusätzliches Problem liegt in der Größe der Teile. Sie als Ganzes zum Recyclingort zu transportieren ist ein aufwändiger Schwertransport. Sie vor Ort in transportable Stücke zu zerteilen, hat unerwünschte Nebenwirkungen – Fasern werden frei und können den Boden kontaminieren. Dafür gibt es inzwischen Lösungen: Die Teile werden in geschlossenen Containern zersägt.

Momentan werden die Rotorblätter der ersten Generation Windkrafträder klein gehäckselt und als Gemisch zusammen mit anderen Abfällen als Sandersatz bei der Zementherstellung verwendet. Doch mit steigenden Altmengen werden neue Lösungen benötigt, die gleichermaßen ökologisch und ökonomisch sind. Der europäische Verband der Windbranche hat sich vor einem Jahr das vollständige Recycling der Rotorblätter als Ziel auf die Fahnen geschrieben. Unter anderem das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT forscht zum Thema. Hersteller machen sich ebenfalls Gedanken. Vor kurzem lieferte Siemens Gamesa die nach eigenen Angaben ersten recyclingfähigen Rotorblätter für einen Offshore-Windpark aus.

Gerade hat das Umweltbundesamt einen 500 Seiten starken Abschlussbericht eines Forschungsprojektes veröffentlicht.  Darin wird ausführlich der Stand der Technik beim Rückbau und Aufbereiten der Rotorblätter dargestellt sowie Standards für zukünftige Verfahren vorgeschlagen. Auch die Organisationsverantwortung der einzelnen Player wird untersucht und bewertet. pf

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