The Digital Product Passport

Der Digitale Produktpass – Gamechanger für die Kreislaufwirtschaft

Der digitale Produktpass (DPP) ist ein Datensatz, der die Komponenten, Materialien und chemischen Substanzen oder auch Informationen zu Reparierbarkeit, Ersatzteilen oder fachgerechter Entsorgung für ein Produkt zusammenfasst – vergleichbar mit einem „digitalen Lebenslauf“, den die EU für eine breite Palette von Produkten einführen will, so die AutorInnen Luisa Denter, Johanna Graf und Fritz Welsch in einem achtseitigen Policy Brief von Germanwatch. Der digitale Produktpass könne entscheidend zu einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft beitragen, ist die Umwelt- und Entwicklungsorganisation überzeugt. Denn er hat das Potenzial, das Informationsdefizit entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu beheben, das zirkuläres Wirtschaften aktuell oft blockiert.

Produktpass für die Kreislaufwirtschaft – Fotos © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Er soll Informationen speichern, die zum Beispiel für eine Reparatur oder das Recycling benötigt werden. Die Daten stammen aus allen Phasen des Produktlebenszyklus und können in all diesen Phasen für verschiedene Zwecke genutzt werden (Design, Herstellung, Nutzung, Entsorgung). Die Strukturierung umweltrelevanter Daten in einem standardisierten, vergleichbaren Format ermöglicht allen Akteuren in der Wertschöpfungs- und Lieferkette, gemeinsam auf eine Kreislaufwirtschaft hinzuarbeiten. Der digitale Produktpass ist zugleich eine wichtige Grundlage für verlässliche Konsumenteninformation und nachhaltige Konsumentscheidungen im stationären wie auch im Online-Handel. Germanwatch fordert daher die europäische und deutsche Politik auf,

  1. die Bereitstellung von Kreislaufwirtschaft ermöglichenden Informationen für Hersteller verpflichtend zu machen,
  2. diese Informationen allen relevanten AkteurInnen entlang der Wertschöpfungskette zugänglich zu machen und
  3. den Produktpass selbst so ressourcenschonend und energieeffizient wie möglich zu gestalten.

Das Potenzial des Digitalen Produktpasses

Der Digitale Produktpass ist vergleichbar mit einer umfassenden digitalen Karteikarte. Die spezifischen Informationen, die in einen solchen Pass aufgenommen werden sollen, müssen im europäischen Gesetzgebungsverfahren noch festgelegt werden. Sie können beispielsweise Angaben zu Produktionsstufen und Wirtschaftsakteuren, zur Materialzusammensetzung, zum Kohlenstoff-Fußabdruck, zu technischen Parametern oder zu detaillierten Reparaturanleitungen enthalten. Damit könnte der DPP einen umfassenden und zuverlässigen Wissenstransfer entlang der gesamten Wertschöpfungskette ermöglichen.

Insgesamt hat der DPP ein erhebliches Potenzial, den Weg zu einer grünen, zirkulären und sozial gerechten Wirtschaft zu ebnen. Ob dieses Potenzial ausgeschöpft wird, hängt jedoch sehr stark von der Ausgestaltung der Produktpässe ab. Germanwatch appelliert daher an das Europäische Parlament, die Europäische Kommission und den Rat sowie an die beteiligten deutschen Ministerien, dieses Potenzial zu nutzen und den DPP zu einem Impulsgeber für die Kreislaufwirtschaft zu machen.

Was könnte also der zentrale Nutzen des DPP sein?

  1. Germanwatch sieht das zentrale Potenzial des DPP in der Erleichterung des Übergangs zu einer Kreislaufwirtschaft: Wenn er gut konzipiert und implementiert ist, kann er Reparaturbetrieben, Aufbereitern oder Recyclern wichtige Informationen liefern, um Produkte und ihre Komponenten zu ihrem höchsten Wert im Kreislauf zu halten. Dadurch können die Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft rentabler werden. Innovative Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft könnten erleichtert werden – zum Beispiel bei der Wiederaufbereitung. So kann der DPP ein wertvolles Instrument zur Verlängerung von Produktlebenszyklen sein und damit zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs beitragen. Darüber hinaus könnte er durch die Bereitstellung einer Informationsgrundlage die Material- und Energieeffizienz optimieren.
  2. Aus verbraucherrechtlicher Sicht können die Informationen bei entsprechender Aufbereitung z.B. Informationen über den CO2-Fußabdruck oder die Reparierbarkeit bzw. Langlebigkeit von Produkten liefern, auf die Verbraucher ihre Konsumentscheidungen stützen können.
  3. Auf der Verwaltungs- und Überwachungsebene kann der Pass dabei helfen, die Bemühungen eines Unternehmens um die Umsetzung der menschenrechtlichen und ökologischen Sorgfaltspflicht entlang der Wertschöpfungskette eines Produkts zu überprüfen und damit auch Greenwashing zu verhindern. Wenn der Pass leicht zugänglich und einfach zu handhaben ist und Zusammenfassungen der Informationspflichten enthält, kann er den bürokratischen Aufwand für Unternehmen sogar verringern.

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