Handabdruck wichtiger als ökologischer Fußabdruck

Brot für die Welt und Germanwatch erstellten Test

Was zunächst wie der Auszug aus einem Persönlichkeitstest klingt, stellt sich bei näherem Hinsehen als ein von Brot für die Welt und Germanwatch erstellter Test heraus, der spielerisch zeigen soll, wie man den „Handabdruck“ vergrößern kann. Der Handabdruck ist angelehnt an das Konzept des ökologischen Fußabdrucks. Doch statt des individuellen Konsums und eigener jährlicher CO2-Emissionen umfasst der Handabdruck Aktionen, die Strukturen, Regeln und andere Rahmenbedingungen so verändern, „dass nachhaltiges Verhalten leichter, näherliegend, preiswerter oder zum Standard wird“. Sie zeigen, wo Engagement abseits von Wahlen, auf Demonstrationen gehen und Petitionen unterschreiben möglich ist.

Handabdruck – Grafik © CEE, BY NC/4.0)

Der Hand Print wurde ursprünglich von der indischen Organisation CEE (Centre for Environment Education) als offenes Konzept positiven Handelns ins Leben gerufen. Germanwatch hat den Ansatz weiterentwickelt und legt den Schwerpunkt dabei auf transformative, politische und in reale Strukturen hineinwirkende Formen des Engagements. Mit ihm wird berechnet und versinnbildlicht, was man an ökologischen Fortschritten schon erreicht hat, statt was noch zu tun bliebe. Jede und jeder hat in diesem Konzept also die Möglichkeit, seinen oder ihren „CO2-Handabdruck“ zu vergrößern – und zwar potenziell bis ins Unendliche. Denn dieser Abdruck wächst sowohl mit eigenen Verhaltensänderungen; aber es können auch Wirkungen einbezogen werden, die man indirekt bei anderen Menschen erreicht.

Klimagerechtigkeit und ein gutes Leben für alle erfordern eine Menge Veränderung. Privat auf faire und ökologische Optionen zu achten, genügt nicht. Für vieles gibt es ja noch gar keine fairen Optionen. Es kommt darauf an, als Gesellschaft die Strukturen zum Beispiel bei der Ernährung, bei der Mobilität, beim Energieverbrauch und in der Arbeitswelt so ändern, dass Nachhaltigkeit zum Standard wird. Sich dafür wirksam einsetzen – dafür steht der Handabdruck.

Inzwischen wissen Viele, was sie persönlich tun können, um nachhaltiger zu leben. Dafür bietet der ökologische Fußabdruck eine gute Orientierung. Aber die Bemühungen um einen nachhaltigen Lebensstil frustrieren immer dann, wenn nachhaltige Optionen kompliziert, teuer oder gar nicht verfügbar sind. Hinzu kommt, dass nur ein Teil der Gesellschaft sich überhaupt aktiv um einen fairen Fußabdruck bemüht. Der Handabdruck kann auf alle Bereiche angewandt werden: privates Verhalten, politisches Engagement oder berufliches Handeln in Entscheidungspositionen, etwa innerhalb von Unternehmen.

Handabdruck nicht als Freibrief (miss)verstehen

KlimAktiv bietet beispielsweise Softwaretools für Unternehmen an, in denen das Konzept bereits eingebaut ist. Auch der populäre CO2-Rechner, den das deutsche Umweltbundesamt für Bürger bzw. zur Berechnung ihrer Klimabilanz zur Verfügung stellt, weist nicht mehr nur die individuellen Emissionen aus – sondern auch solche, die man bereits vermieden hat. Dabei wird beispielsweise unterschieden zwischen „Vermeidung bei mir selbst“ (etwa durch den Bezug von Ökostrom) und „Vermeidung bei anderen“ (etwa dadurch, dass man aus einer eigenen Solaaranlage Strom ins Netz speist, der dann anderswo verbraucht wird).

Durch einen „Handabdruck“ können ebenso Unternehmen die (Klima-)Folgen ihres Handeln erfassen – und damit auch nach außen kommunizieren. Gemeinsam mit klimAktiv hat etwa der Lebensmittelhersteller Nomad Foods (bekannt unter anderem für seine „Käpt’n Iglo Fischstäbchen) einen „Corporate Carbon Handprint“ erarbeitet. Ein Beispiel für eine international agierende Großinstitution, die das „Handprint“-Konzept bereits anwendet, ist die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Ein wesentlicher Teil seines Charmes ist, dass er keine Grenzen hat: Man kann ihn durch eigenes Handeln immer größer machen. Im Gegensatz dazu steht der CO2-Fußabdruck: Egal ob bei Privatpersonen oder Unternehmen – ab einem gewissen Punkt kann er ohne tiefgreifende Energie-, Verkehrs- oder Agrarwende nicht weiter verkleinert werden. Doch der Handabdruck darf nicht zu einem „Nullsummenspiel“ verführen. Es wäre jedenfalls falsch, wenn jemand sagte, „ich ernähre mich jetzt vegetarisch, also kann ich guten Gewissens fliegen“, betont Siewert. „Die Emissionen müssen insgesamt runter.“

Der Handabdruck-Test von Brot für die Welt und Germanwatch macht zahlreiche Handabdruck-Ideen bekannt, ermutigt zum Engagement und unterstützt bei den ersten Schritten. Im Test führen sechs Fragen zu einem konkreten Vorschlag für eine Handabdruck-Aktion.

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