Österreich: Jeder fünfte investierte Euro fließt in die Kreislaufwirtschaft

Trotz geopolitischer Konflikte, Insolvenzen und Inflation flacht der Index dennoch nur leicht ab und bestätigt damit den hohen Stellenwert der Kreislaufwirtschaft

Zum fünften Jahr in Folge präsentiert die ARA gemeinsam mit GfK den „ARA Circular Economy Barometer“, einen Index, der den Status der Kreislaufwirtschaft in österreichischen Unternehmen misst. Inmitten von Krisen ist dieser heuer leicht gesunken. Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) hat sich die aktuellen Zahlen der ARA angesehen.

Symbol Kreislaufwirtschaft – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

„Die Wirtschaft hat sich gerade erst von Corona erholt, um gleich wieder vor Herausforderungen wie Ukrainekrieg, Energiekrise und Inflation gestellt zu werden. Angesichts all dieser Krisen und auch Insolvenzen jedoch steht das Barometer noch immer in Richtung Kreislaufwirtschaft. Das ist mehr als positiv zu bewerten und gibt eine klare Richtung vor“, erklärt ARA Vorstandssprecher Harald Hauke den Index, der in diesem Jahr bei 57 auf einer Skala von 0-100 liegt. (2022: 59,2)

Kreislaufwirtschaft werde weitgehend als Chance verstanden, das äußere sich auch in den Investitionen, welche trotz aktueller Krisenherde spürbar gestiegen seien. 8 von 10 Unternehmen in Österreich hätten in die Kreislaufwirtschaft investiert, bei Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeiter:innen seien es sogar 9 von 10, so Hauke. Insgesamt 21 Prozent der Gesamtinvestitionen seien 2022 in die Circular Economy geflossen. Damit gehe jeder fünfte investierte Euro in die Kreislaufwirtschaft, 2021 seien es noch 14 Prozent gewesen und damit nur jeder siebte Euro.

„Auch in den nächsten drei Jahren bleibt Zirkularität auf der Unternehmensagenda, so planen knapp 60 Prozent Investitionen in die Circular Economy, dieser Anteil steigt mit der Betriebsgröße“, erläutert Susanne Reichl, Director Media Measurement bei GfK.

Fachkräftemangel steigt mit zunehmender Größe rasant

Recycling und Wiederverwertung (59%), Nachhaltigkeit und Umweltschutz (29%) sowie Abfallwirtschaft (26 %) sei die bekanntesten Maßnahmen für Kreislaufwirtschaft. Verantwortlich für das Thema Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sei ist jedoch großteils die Geschäftsführung (88%), in Unternehmen mit 50 und mehr Mitarbeiter:innen gebe es teilweise auch eigene Stabstellen (25%), heißt es weiter.

„Dies könnte vor dem Hintergrund stehen, dass mehr als zwei Drittel Schwierigkeiten haben, geeignete Fachkräfte im Bereich Green Jobs zu finden“, so Susanne Reichl. Für große Unternehmen (bis zu 50 Mitarbeiter:innen) seien es beinahe sogar drei Viertel (73%), bei kleineren (mit bis zu 9 Mitarbeiter:innen) sei ein Drittel (33%) mit dem Fachkräftemangel konfrontiert. Größere Unternehmen neigten mehr dazu hier vor allem bei externen Dienstleister:innen Hilfestellungen zu suchen.

Kostenaspekt als größtes Hindernis bei Umsetzung

Gesellschaftliche Verantwortung, Klimaschutz sowie die Schonung knapper Ressourcen seien die drei wichtigsten Beweggründe Maßnahmen in Kreislaufwirtschaft umzusetzen, so die Autoren. Für fast 9 von 10 Unternehmen ist diese auch Teil der Unternehmensstrategie – kleinere Unternehmen mit bis 9 Mitarbeiter:innen sähen diese noch stärker im eigenen Geschäftsmodell verankert. Unterstützung wünschten sich Betriebe vor allem bei Rechtsfragen und dem Einsatz von Sekundärrohstoffen. Bei größeren Unternehmen mit 50 und mehr Mitarbeiter:innen kämen Fragen zu finanziellen Mitteln und Digitalisierung der Wertschöpfungskette hinzu. Dies ergänze sich auch mit den Hindernissen bei der Umsetzung für Kreislaufwirtschaft: zu hohe Kosten, komplexe Gesetzgebung und fehlendes Know-how.

Wie bereits in den Jahren zuvor wollen sich Unternehmen noch stärker auf die Reduktion von Abfällen (94%), getrennte Sammlung (92%), die Forcierung von Wiederverwendung (89%) als auch den Einsatz von Recyclingmaterial (69%) fokussieren. Gerade im Hinblick auf das EU-Kreislaufwirtschaftspaket gewinnen Rechts- und Investitionssicherheit sowie der Ersatz von Primärrohstoffen weiter an Bedeutung. Eine Maßnahme nimmt bei den befragten Unternehmen jedoch eine zentrale Position ein: die Bewusstseinsbildung bei Konsument:innen für Nachhaltigkeitsthemen.

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