Luftverschmutzung hat Erwärmung jahrzehntelang gedämpft

Klimawandel durch CO2

„Während wir versuchen, die Erderwärmung zurückzuschrauben, spielt uns ausgerechnet verschmutzte Luft in die Karten: Sie kühlt die Erde ab, 2019 um ein halbes Grad“. Das haben laut einer Mitteilung des Mitteldeutschen Rundfunks vom 10.11.2023 u.a. Forschende der Universität Leipzig herausgefunden. Die Gründe für das Phänomen seien zwar durchaus plausibel – Luftverpestung aber trotzdem „keine gute Idee“. Treibhausgase wie Kohlendioxid fördern die Erwärmung der Atmosphäre. Aerosole durch Luftverschmutzung haben diesen Effekt aber wohl lange Zeit gedämpft, wie eine Untersuchung des  Klimaforschers James Hansen (open access) bestätigt. Erst seitdem die Luft sauberer ist, zeige CO2 seine volle Wirkung.

1,5-Grad-Grenze – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Verbesserte Kenntnisse über die globalen Temperaturveränderungen von Glazial zu Interglazial führen zu einer Gleichgewichts-Klimaempfindlichkeit nach Charney (schnelle Rückkopplung) von 1,2 ± 0,3° C (2?) pro W/m2, d.h. 4,8° C ± 1,2° C für verdoppeltes CO2. Eine konsistente Analyse der Temperatur während des gesamten Känozoikums – einschließlich der „langsamen“ Rückkopplung durch Eisschilde und Spurengase – stützt diese Empfindlichkeit und impliziert, dass der CO2-Gehalt im Pliozän bei 300-350 ppm und beim Übergang zu einem nahezu eisfreien Planeten bei etwa 450 ppm lag, was die unrealistische Lethargie der Eisschildmodelle offenbart.

Die globale Gleichgewichtserwärmung für die heutige Treibhausgasmenge beträgt 10° C, die durch die heutigen vom Menschen verursachten Aerosole auf 8° C reduziert wird. Die Gleichgewichts-Erwärmung ist keine „zugesagte“ Erwärmung; ein rascher Ausstieg aus den Treibhausgasemissionen würde verhindern, dass der größte Teil der Gleichgewichts-Erwärmung eintritt. Der Rückgang der Aerosolemissionen seit 2010 dürfte jedoch die globale Erwärmungsrate von 1970-2010 von 0,18° C pro Jahrzehnt auf eine Rate von mindestens 0,27° C pro Jahrzehnt nach 2010 erhöhen. Bei dem derzeitigen geopolitischen Ansatz in Bezug auf die Treibhausgasemissionen wird die globale Erwärmung also in den 2020er Jahren 1,5° C und vor 2050 2° C überschreiten.

Die Auswirkungen auf Mensch und Natur werden sich beschleunigen, da die globale Erwärmung hydrologische (Wetter-)Extreme verstärkt. Das Ausmaß der Folgen erfordert eine Rückkehr zu einer globalen Temperatur auf Holozän-Niveau. Zu den erforderlichen Maßnahmen gehören: (1) ein weltweit steigender Preis für Treibhausgasemissionen in Verbindung mit der Entwicklung reichlich vorhandener, erschwinglicher und abrufbarer sauberer Energie, (2) eine Ost-West-Zusammenarbeit, die den Bedürfnissen der Entwicklungsländer Rechnung trägt, und (3) ein Eingreifen in das Strahlungsungleichgewicht der Erde, um die derzeitige massive, vom Menschen verursachte „Geo-Transformation“ des Erdklimas auslaufen zu lassen. Die gegenwärtigen politischen Krisen stellen eine Chance für einen Neustart dar, insbesondere wenn junge Menschen ihre Situation begreifen können.

Die Erde profitierte Jahrzehnte von einer ungewollten Sonnencreme: Schon länger ist bekannt, dass durch Luftverschmutzung bedingte Schwebeteilchen die Erderwärmung abschwächen. Eine Verbesserung der Luftqualität kann demnach zu einer Beschleunigung der globalen Erwärmung führen. Das geht auch aus einer aktuellen Untersuchung des Earth Insitutes (Columbia-Universität, New York) hervor, unter Federführung des renommierten Klimaforschers James Hansen. Die Studie spricht dem Effekt ein hohes Potenzial zu, die Wirkung von Treibhausgase zu verstärken.

Die Menge der Aerosole, die durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen, sinke besonders stark seit 2010. Grund seien größere Anstrengungen Chinas und im weltweiten Schiffsverkehr, die Luftverschmutzung zu reduzieren. Dies ist prinzipiell gut für die Gesundheit der Menschen, da die Partikel zu vielerlei Erkrankungen führen können. Allerdings wird dadurch der Treibhauseffekt noch verstärkt. Laut der Studie werde die bisherige Erwärmung von 0,18 Grad pro Jahrzehnt in den Jahren von 1970 bis 2010 auf 0,27 Grad pro darauffolgenden Jahrzehnt ansteigen. Im Ergebnis werde die 1,5-Grad-Schwelle schon in diesem Jahrzehnt überschritten und die Zwei-Grad-Grenze in den kommenden Dekaden.

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