Die Europäische Patentorganisation hat die Chemikerin Dr. Marie Perrin mit dem Young Inventors Prize ausgezeichnet. Eine neue Methode zur Rückgewinnung seltener Erden aus Elektroschrott macht Recycling effizienter und umweltschonender.

Dr. Marie Perrin gewann den Young Inventors Prize 2025 für ihr sauberes Verfahren zur Rückgewinnung von Europium aus alten Energiesparlampen. Foto: Kilian Mandetzky
Statt wie bisher auf energie- und chemikalienintensive Prozesse zu nutzen, entwickelt Marie Perrin mit ihrem Forschungsteam an der ETH Zürich ein Verfahren, das die Rückgewinnung von Europium aus ausgedienten Energiesparlampen grundlegend verbessert. Es nutzt die Methode sogenannte tetrathiotungstate – spezielle Schwefelverbindungen, die unter Licht oder milder Wärme eine gezielte Umwandlung des Europum verursachen. In der Folge bildet sich ein Feststoff, der sich einfach abtrennen lässt. Die Trennfaktoren liegen laut ETH Zürich bei über 1000 einem Wert, der bisherige Verfahren um weit mehr als das Zehnfache übertrifft.
Die Methode benötigt keine giftigen Reduktionsmittel, kein UV-Licht und keine aufwendige Vorbehandlung des Abfalls. Laut Analyse enthält Lampenschrott bis zu 50-mal mehr verwertbares Europium als natürliche Erze. In Laborversuchen erreichte die Technik eine Rückgewinnungsquote von 99 Prozent. Der Clou: Das eingesetzte Schwefelligand kann vollständig recycelt werden: Ein geschlossener chemischer Kreislauf wird möglich. Bis 2040, so schätzt die International Energy Agency, wird sich der Bedarf an seltenen Erden mindestens versiebenfachen. Die Recyclingquote liegt bisher bei unter einem Prozent.
Während ihrer Promotion zur Wasseraufbereitung stieß Perrin eher zufällig auf die besondere Eigenschaft, die so viel Potenzial für die Trennung seltener Erden hat. Mit Unterstützung der ETH meldete sie ein Patent an und gründete gemeinsam mit Professor Victor Mougel und der Ingenieurin Maria Pujos das Start-up REEcover. Ziel ist die Umsetzung der Methode auf industriellem Maßstab. Erste Pilotprojekte zur Rückgewinnung von Metallen aus Elektromagneten und Festplatten laufen bereits.

Mit ihrem Patent arbeitet sie mit ihrem Start-up an der industriellen Umsetzung. Online teilt sie Einblicke rund um die Arbeit an einer grüneren Zukunft. Foto: Kilian Mandetzky
In Reykjavík wurde Perrin mit dem Sonderpreis „World Builder“ ausgezeichnet, vergeben vom Europäischen Patentamt an junge Erfinder:innen, die mit ihren Ideen konkrete Beiträge zu den UN-Nachhaltigkeitszielen leisten. Neben der internationalen Anerkennung erhielt sie 20.000 Euro Preisgeld. Für die junge Wissenschaftlerin ist das vor allem ein Ansporn, weiterzumachen:
„Unsere Generation steht vor großen Herausforderungen. Wenn wir Lösungen haben, dürfen wir sie nicht im Labor lassen, wir müssen sie in die Welt bringen.“
Inzwischen teilt Perrin ihre Forschung und ihre Erfahrungen auch online und ist Teil einer wachsenden Community junger Wissenschafts-Influencer (auch bekannt als MINTfluencer oder STEMfluencer), die Wissenschaft verständlich und nahbar machen wollen. Mit Videos, Fotos und Erklärformaten bringt sie das Thema Kreislaufwirtschaft und seltene Erden aus dem Labor auf die digitale Bühne.
Quellen:
- Europäisches Patentamt: Young Inventors Prize Winners
- REEcover: Pressemitteilung
- Dr. Marie Perrin auf Instagram