Auf dem Weg zum kreislauffähigen Auto

Das Ende der Wegwerfkarosse? Im EU-Projekt ZEvRA entwickeln 28 Partner unter Leitung des Fraunhofer IWU Strategien für ein Auto, das sich fast vollständig zerlegen, aufbereiten und wiederverwenden lässt. Vieles davon funktioniert schon heute.

Zirkulär gedacht: E-Autos sollen künftig zerlegt, recycelt und wiederverwendet werden können. © Foto: EDAG

Ein Elektroauto, das sich nach dem Ende seiner Nutzungsdauer fast vollständig zerlegen, aufbereiten und wiederverwenden lässt. An diesem Ziel arbeiten derzeit 28 Partner aus Wissenschaft und Industrie im europäischen Forschungsprojekt ZEvRA. Unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU soll der CO2-Fußabdruck von E-Fahrzeugen um mindestens ein Viertel sinken, während der Anteil recycelter Materialien deutlich steigt. Die bisherigen Ergebnisse zeigen: Die technische Grundlage für ein zirkuläres Fahrzeugkonzept ist vorhanden.

Nach rund eineinhalb Jahren Projektlaufzeit liegen erste Ergebnisse vor. Ein Beispiel ist der Umgang mit gebrauchten Fahrzeugdächern. Diese lassen sich mithilfe eines eigens entwickelten Verfahrens chemisch entlacken und für neue Komponenten verwenden – ein Verfahren, das sowohl wirtschaftlich als auch materialschonend ist. Auch bei Aluminium wurden Werkstoffvarianten entwickelt, die zu fast 100 Prozent aus Sekundäraluminium bestehen und sich für unterschiedliche Anwendungen eignen. Für Innenraumteile und Batterieabdeckungen kamen Kunststoffe mit einem Recyclinganteil von bis zu 97 Prozent zum Einsatz. Ein neuer Reifenprototyp enthält rund 40 Prozent recycelte Materialien, ohne dass dies zu Einbußen bei der Sicherheit führt, wie es von Projektseite heißt. Der Handlungsbedarf bleibt dennoch groß.
Parallel dazu entstehen digitale Werkzeuge, die die Kreislauffähigkeit planbar machen sollen. Der „Circular-DESIGNer“ ist ein KI-gestütztes Simulationswerkzeug, das es erlaubt, Nachhaltigkeitsstrategien bereits in der Produktentwicklung zu bewerten und gezielt zu verbessern. Das Ziel ist ein modulares Gesamtfahrzeug, das nicht nur aus recycelten und wiederverwendbaren Teilen besteht, sondern sich auch effizient zerlegen lässt. Am Beispiel des Referenzfahrzeugs Škoda Enyaq wurden sechs Hauptbaugruppen definiert. Neue Verbindungstechniken, wie Schraub- und Flanschsysteme, sollen die Demontagezeit künftig halbieren.

Mit diesen Entwicklungen rückt ein Paradigmenwechsel näher: weg vom linearen Verbrauch, hin zu geschlossenen Stoffkreisläufen im Fahrzeugbau. In der nächsten Projektphase will ZEvRA die Konzepte durch physische Demonstratoren weiter konkretisieren und ihre Praxistauglichkeit belegen. Am 27. November lädt das Konsortium zur ersten ZEvRA Annual Conference nach Cerdanyola bei Barcelona ein. Die Veranstaltung bringt Fachleute aus Industrie, Forschung und Politik zusammen, um Ansätze für zirkuläre Wertschöpfungsketten in der Automobilbranche zu diskutieren. In Workshops, Keynotes und Fachforen soll deutlich werden, dass nachhaltige Fahrzeugkonzepte nicht nur notwendig, sondern auch machbar sind. Mit Hochdruck wird an der nächsten Generation von Komponenten gearbeitet, um Fahrzeuge zu entwickeln, die nicht nur emissionsarm unterwegs sind, sondern selbst als Ressource für ihre Nachfolger dienen können.

 

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