Fahrzeuge müssen künftig so gebaut werden, dass sie sich zerlegen, wiederverwenden und recyceln lassen. Die EU plant große Veränderungen im Fahrzeugsektor. Mit einer neuen Verordnung will sie erreichen, dass Autos und Nutzfahrzeuge länger genutzt werden.

In der EU erreichen jährlich 6,5 Millionen Fahrzeuge das Ende ihrer Lebensdauer. Die neuen Vorgaben setzen bereits beim Design an. Foto: Lenny Kuhne
Nach einem Gesetzesentwurf, über den das Parlament gerade diskutiert, sollen Autos so gebaut werden, dass man sie einfacher reparieren, demontieren und recyceln kann. Die Regelung soll Ressourcen schonen und den illegalen Export von Altfahrzeugen eindämmen. Außerdem soll die Verantwortung der Hersteller ausgedehnt werden.
Eine der zentralen Vorgaben betrifft den Einsatz von recyceltem Kunststoff. Künftig müssen Hersteller dafür sorgen, dass ein wachsender Anteil der verbauten Kunststoffe aus wiederverwertetem Material stammt. Sechs Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung sollen mindestens 12 Prozent recycelter Kunststoff in neuen Fahrzeugen verwendet werden, davon vier Prozent aus alten Autos. Zehn Jahre nach Inkrafttreten steigt diese Vorgabe auf 20 Prozent, mit einem Mindestanteil von sechs Prozent aus Altfahrzeugen. Die genauen Nachweispflichten und Berechnungsgrundlagen werden noch von der EU festgelegt.
Hersteller müssen künftig für jedes Fahrzeug einen sogenannten Circularity Passport bereitstellen. Dieser soll Informationen zu allen relevanten Materialien, Bauteilen und Demontageverfahren enthalten. Ein digitaler Produktpass und ein erweitertes Register sollen die Rückverfolgbarkeit verbessern. Alle Bauteile, die man demontieren kann, müssen so gestaltet sein, dass man sie möglichst ohne sie zu beschädigen wiederverwenden kann. Hersteller müssen künftig die Kosten für die Rücknahme, Behandlung und Verwertung ihrer Fahrzeuge übernehmen. Dazu gehören auch Kosten für Informationen und Verwaltung. Die Mitgliedstaaten müssen dafür sorgen, dass funktionierende Rücknahmesysteme flächendeckend eingerichtet werden.
Auch der Export gebrauchter Fahrzeuge wird neu geregelt: Nur noch Fahrzeuge mit gültiger Zulassung dürfen ausgeführt werden, wenn sie funktionsfähig und verkehrstüchtig sind. Es gibt neue Regeln, damit Problemstoffe nicht illegal in andere Länder gebracht werden. Es soll verhindert werden, dass gefährliche Altstoffe illegal in Drittstaaten gelangen.
Die Vorschriften sollen für alle neu zugelassenen Fahrzeugtypen gelten. Die Richtung ist klar und es werden tiefgreifende Entscheidungen beschlossen. Die EU will mit dem Regulierungspaket zeigen, dass sie die Verantwortung für Ressourcenschonung und Entsorgung nicht nur den Märkten überlassen will. Damit schreibt die EU erstmals verbindlich vor, wie Autos am Ende ihres Lebens behandelt werden sollen und legt die Grundlagen für eine Industrie, in der das Recycling kein Zusatz, sondern Teil des Systems ist. Für die deutsche Autoindustrie bedeutet das: Wer nicht rechtzeitig in zirkuläre Prozesse investiert, riskiert Wettbewerbsnachteile
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