Mit einem neuen Strategiepapier legt die Landesregierung konkrete Pläne für Wasserstoff, CO2-Nutzung und Recycling vor und setzt dabei auf Projekte, die zeigen, wie sich Klimaschutz und Industrie verbinden lassen.

Köln von oben: Der Chemiepark am Rhein ist deutlich erkennbar. Konzerne wie LANXESS, BASF oder INEOS prägen die Region. Mit dem neuen Fahrplan soll NRW zur Leitregion für Kreislaufwirtschaft entwickelt werden. Foto: Sebastian Mark
Nordrhein-Westfalen möchte zur europäischen Leitregion für Kreislaufwirtschaft werden. Mit dem Strategiepapier „Fahrplan für die Zukunft: 20 Maßnahmen für eine nachhaltige, wettbewerbsfähige und klimaneutrale chemische Industrie“ hat die Landesregierung festgelegt, wie diese Transformation gelingen soll. Bei der Vorstellung des Papiers Mitte August sprach Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) von einem „entscheidenden Schritt, um die Stärke des Chemiestandorts NRW in Einklang mit Klimaschutz und Ressourcenschonung zu bringen“. Hinter dieser Strategie steht ein klarer wirtschaftlicher Anspruch: Nordrhein-Westfalen ist der größte Chemiestandort Europas, von Köln und Leverkusen bis ins Ruhrgebiet. Mit dem Fahrplan will das Land nicht nur Emissionen senken, sondern auch Investitionen sichern, Arbeitsplätze erhalten und neue Wertschöpfung schaffen. Wasserstoff, CO2-Nutzung und Recycling sind dabei nicht nur Instrumente des Klimaschutzes, sondern auch Zukunftsmärkte, in denen NRW vorne mitspielen will.
Kern des Papiers sind 20 Maßnahmen, die von klimaneutralen Produktionsverfahren über beschleunigte Genehmigungen bis zu gezielten Förderprogrammen reichen. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Ausbau von Projekten für grünen Wasserstoff. Mithilfe von Elektrolyseuren und Ammoniak-Crackern – Anlagen, die Ammoniak wieder in Wasserstoff und Stickstoff zerlegen – will das Land die Versorgung der chemischen Industrie mit klimafreundlichen Grundstoffen sichern. Parallel dazu fördert die Landesregierung Verfahren zur Abscheidung und Nutzung von CO? (CCU) sowie dessen Speicherung (CCS). Damit sollen Restemissionen in geschlossenen Kreisläufen verwertet oder neutralisiert werden. Um Unternehmen die Transformation zu erleichtern, werden bestehende Programme wie „NRW.BANK.Invest Zukunft” und das Sonderbürgschaftsprogramm „Grüne Transformation” gestärkt. Dadurch sollen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen Investitionen in neue Verfahren stemmen können. Ergänzend soll ein digitalisiertes Genehmigungsverfahren für mehr Tempo sorgen.
Zwei Projekte stellt das Wirtschaftsministerium vor, um zu zeigen, wie Kreislaufwirtschaft in der Praxis funktioniert: In Hürth entsteht eine Anlage, die schwer recycelbare PET-Mischabfälle wie Textilien oder Mehrschichtfolien chemisch verwertet und zu hochwertigen Rezyklaten aufbereitet. Im Chemiepark Marl errichtet Greenlyte eine Produktionsstätte für eMethanol aus CO2 und grünem Wasserstoff. Ein Verfahren, das langfristig sogar negative Emissionen ermöglichen könnte. Insgesamt fließen für beide Projekte 48 Millionen Euro EU-Fördermittel ins Rheinische Revier und Ruhrgebiet, kofinanziert vom Land NRW. Neben der technischen Umsetzung will die Landesregierung auch die gesellschaftliche Akzeptanz sichern. Mit einer „Diskursoffensive“ sollen Bürgerinnen und Bürger stärker in die Debatte einbezogen werden. Eine internationale Kooperation im Chemiedreieck mit Belgien und den Niederlanden, soll den Standort zusätzlich stärken.
Das Strategiepapier bedenkt die ganze Produktions- und Verbrauchskette. Von der Bereitstellung klimafreundlicher Grundstoffe über konkrete Projekte bis hin zur gesellschaftlichen Beteiligung. Damit positioniert sich NRW klar: Kreislaufwirtschaft und Chemie sollen gemeinsam die Basis für eine klimaneutrale Industrie bilden.
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