Deutschland liegt zurück…

…bei der Einhaltung der Pariser Klimaziele

Deutschland muss erheblich mehr Ökostrom produzieren als bislang geplant (das heißt: jährlich 15 Gigawatt PV-Leistung neu installieren), wenn es die Pariser Klimaziele nicht deutlich verfehlen will. Das hat Greenpeace Energy in einer Studie die Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin) ermitteln lassen. Die „Sektorkopplungsstudie“ rechnete erstmals neben dem Stromsektor auch den Energiebedarf von Verkehr, Wärmeversorgung und Industrie ein.

Demnach braucht Deutschland spätestens 2040 jährlich 1.320 Terawattstunden erneuerbaren Strom – mehr als doppelt so viel wie heute. Der deutlich höhere Strombedarf entsteht nach der Studie, weil auch Verkehr, Wärme und Industrie zum Erreichen der Klimaschutzziele in Deutschland von fossilen Energieträgern auf Erneuerbaren Strom umschwenken müssen. Mit den engen Zubaukorridoren des EEG 2016 werde es praktisch unmöglich sein, die COP21-Ziele einzuhalten, Volker Quaschning bei der Präsentation in Berlin: „Entweder fehlt den politisch Verantwortlichen der nötige Sachverstand oder sie beabsichtigen das Klimaschutzabkommen gar nicht einzuhalten“, lautete Quaschnings hartes Urteil.

Das EEG 2016 geht am 22.06.2016 in die parlamentarische Beratung. Bereits am 20.06.2016 hat sich Bundesumweltministerin Barbara Hendricks bei einem EU-Treffen für die Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens stark gemacht. „Binnen einer Woche treibt die Bundesregierung zwei verbindliche Rechtsakte voran, die einander inhaltlich komplett widersprechen“, kritisierte Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation von Greenpeace Energy, „das ist klimapolitische Schizophrenie“. Die Energiegenossenschaft präsentierte die HTW-Studie „Sektorkopplung durch die Energiewende“ mit Quaschning und ergänzte sie um Berechnungen zum Bedarf an Langzeitspeichern für ein versorgungssicheres erneuerbares Energiesystem.

„Wir müssen die Wind- und Solarenergie drei bis sechs Mal schneller ausbauen als von der Bundesregierung geplant“, präzisierte Volker Quaschning die Ergebnisse seiner Forschungsgruppe Solarspeichersysteme an der HTW Berlin: Die Onshore-Windkraft müsse pro Jahr um 6,3 GW netto ausgebaut werden statt um 2,8 GW brutto, wie im EEG 2016 anvisiert. Bei der Photovoltaik seien jährlich sogar 15 GW erforderlich statt der im EEG vorgesehen 2,5 GW.

Folgt: Notwendige Maßnahmen oder „absurde Auswüchse“?