Vattenfall schreibt Milliarden ab

Zu spät auf Energiewende reagiert

Der Energieversorger Vattenfall hat mitgeteilt, 29,7 Milliarden Schwedenkronen (rund 3,4 Milliarden Euro) abzuschreiben. Gleichzeitig wird rigoros gespart und die Organisationsstruktur geändert, „um größere finanzielle und strategische Flexibilität zu erreichen“. Ab 01.01.2014 wird der Konzern in zwei regionale Einheiten aufgeteilt: Skandinavien und Kontinentaleuropa/Großbritannien. Als Hintergrund nennt Vattenfall „die aus Sicht des Unternehmens gestiegene Unsicherheit in Bezug auf die Entwicklung des Energiebinnenmarktes in Europa, insbesondere in Kontinentaleuropa – kurz, man hat zu spät auf die Energiewende reagiert.

„Die neue Struktur ermöglicht jeder Region, sich auf ihre jeweiligen Hauptthemen zu konzentrieren. Darüber hinaus eröffnet sie Möglichkeiten, Risiken der Geschäftstätigkeit von Vattenfall auf dem europäischen Festland langfristig zu teilen“, erklären Vattenfalls Chairman of the Board of Directors Nordström, und CEO Løseth. Die Presseerklärung weiter: „Wie auch andere europäische Energieversorger ist Vattenfall von zunehmend trüben Marktaussichten betroffen. Das Unternehmen geht davon aus, dass sich der Markt in absehbarer Zukunft nicht erholen wird.“

Um den gestiegenen Geschäftsrisiken Rechnung zu tragen, wurden die zukünftigen Cashflows mit einem größeren Risikofaktor bewertet. Als Konsequenz daraus schreibt das Unternehmen den Buchwert seiner Vermögenswerte um insgesamt 29,7 Milliarden SEK ab. Die Auswirkungen auf das Ergebnis der Periode belaufen sich aufgrund von Steuereffekten im Zusammenhang mit den Abschreibungen auf 24,5 Milliarden SEK. Die Abschreibungen im zweiten Quartal haben jedoch keine Auswirkungen auf den Cashflow von Vattenfall.

Die im zweiten Quartal vorgenommenen Abschreibungen betreffen:

  1. Gas- und Steinkohlekraftwerke in den Niederlanden: 14,5 Milliarden SEK
  2. Steinkohlekraftwerke in Deutschland: 4,1 Milliarden SEK
  3. Blockheizkraftwerke in Skandinavien: 2,5 Milliarden SEK
  4. Goodwill aus dem Handelsgeschäft: 6,8 Milliarden SEK
  5. Sonstige Vermögenswerte: 1,8 Milliarden SEK

Einstellungsstop und Einschränkung externer Berater

Das operative Ergebnis im ersten Halbjahr 2013 stieg um 3,3% auf 16.950 MSEK (Vorjahreszeitraum: 16.401 MSEK). Trotz der umfangreichen Abschreibungen erfüllt Vattenfall die finanziellen Ziele zur Kapitalstruktur. Vattenfall hat nach eigener Aussage“ bereits mit Konsolidierung und erheblichen Einsparungen auf die schwierige Marktsituation reagiert, ergreift jetzt jedoch weitere substanzielle Maßnahmen“. Kostensenkungen und laufende Rationalisierungsmaßnahmen werden beschleunigt. Die geplanten Kosteneinsparungen für 2014 werden von 1,5 Milliarden SEK auf 2,5 Milliarden SEK erhöht. Für 2015 wird ein neues Sparziel von 2 Milliarden SEK festgelegt. Vattenfall hat einen Einstellungsstopp verhängt und zudem den Einsatz externer Berater erheblich eingeschränkt. Seit 2010 hat Vattenfall jährlich seine Kosten um 7,5 Milliarden SEK reduziert.

Nordström und Løseth: „Es wiegt natürlich schwer, Abschreibungen in dieser Größenordnung vornehmen zu müssen. Doch sie spiegeln unsere aktuelle Realität wider, und wir müssen von unseren heutigen Erkenntnissen über den Markt ausgehen. Das bedeutet, dass wir den Wert unserer Vermögenswerte anpassen müssen. Es bedeutet auch, dass wir Maßnahmen ergreifen müssen, die aus unserer Sicht notwendig sind, um langfristig ein nachhaltiges und starkes Vattenfall zu sichern.“

Die Investitionen für die kommenden fünf Jahre würden auf 105 Milliarden SEK gesenkt, verglichen mit 123 Milliarden SEK für den Zeitraum 2013 bis 2017. Bereits beschlossene Investitionsprojekte würden priorisiert, der Fokus liege weiterhin auf erneuerbarer Energie.

Kurs: 1 EUR = 8,7773 SEK (30. Juni 2013)
->Quelle: vattenfall.com