Klimawandel zu 95 Prozent wahrscheinlich

Internationalen Fonds nötig – Energiewende beschleunigen – [[CO2]]-Reduzierung – erneuerbare Energien

Mojib Latif vom Kieler Geomar-Institut Kiel sieht vor allem die Arktis in Gefahr und fürchtet die Folgen ihres Schmelzens: „Die Arktis erwärmt sich sehr schnell und ist von der Versauerung besonders betroffen, weil kaltes Wasser [[CO2]] gut aufnimmt. Aber das ist ein ziemlich neuer Forschungszweig. Man weiß nicht genau, wie die arktischen Ökosysteme darauf reagieren. Man darf nicht vergessen, dass wir die Meere auch ohne Klimawandel belasten, etwa durch Überfischung und Verschmutzung“. Wie alles zusammenwirke, sei noch schwer abzuschätzen: „Wir führen gerade ein gigantisches Experiment mit unseren Weltmeeren durch.“ Die Pläne, die unter Zusammenarbeit von Wirtschafts- und Naturwissenschaftlern entstanden seien, lägen alle auf dem Tisch. Man müsse sie „nur umzusetzen“. Dazu sie international eine Vereinbarung samt Fonds notwendig, nicht nur ein europäischer. Die Menschen, die von den Reformen oder den Folgen des Klimawandels betroffen seien, wolle „man ja nicht bankrott gehen lassen. Mit Hilfe eines internationalen Fonds kann man die langfristigen Strategien, die wir ja schon haben, endlich umsetzen.“

Das Ergebnis kommentierte Julia Kerschbaumsteiner, Klimasprecherin von Greenpeace Austria: „Der wissenschaftliche Konsens ist so groß wie nie. Heute leugnet kaum noch jemand, dass der Klimawandel zum überwiegenden Teil von Menschen verursacht wird. Die Wissenschaftler haben eindeutiger als je zuvor bestätigt, dass unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern die Atmosphäre und die Ozeane erwärmt, Gletscher zum Schmelzen bringt, den Meeresspiegel erhöht, das Ausmaß gewisser extremer Wettersituationen verstärkt und Elend höchsten Ausmaßes bei vielen der ärmsten Menschen der Welt verursacht“. Die stärkste Erkenntnis des Reportes sei aber, dass wir jetzt noch die Wahl hätten: Entweder setzten wir unseren jetzigen Weg fort, der ein weiteres Anheizen des globalen Klimas bedeute, oder wir ermöglichten einen Durchbruch für erneuerbare Energien und beschleunigten die Energiewende.

Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid: „Wir sind mittendrin im Klimawandel. Das Schmelzen des arktischen Eises, der Anstieg des Meeresspiegels und die Versauerung der Meere schreiten voran. Jedes der drei letzten Jahrzehnte war wärmer als alle vorangegangenen seit 1850, die Gefahr bleibt akut. Noch schluckt das Meer einen Großteil der durch [[CO2]] verursachten Temperaturerhöhung. Das kann die Ruhe vor dem Sturm sein. Wenn das Meer die gespeicherte Hitze wieder abgibt, werden die Folgen umso heftiger sein. Aus den Ergebnissen der Klimawissenschaftler folgt ein direkter Handlungsauftrag an die Politik: Wir müssen weg von der klimaschädlichen Verbrennung von Kohle und Öl, hin zu der Nutzung von Erneuerbaren Energien.“

„Der Bericht macht deutlicher denn je, dass der Klimawandel stattfindet und vornehmlich durch Treibhausgasemissionen von menschlicher Hand beschleunigt wird“, betonte Sven Harmeling, Koordinator von CARE International für Klimapolitik. „Das sind schlechte Nachrichten für den Planeten.“

Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Der Klimawandel findet statt und er wird schlimmere Auswirkungen haben als befürchtet. Der IPPC-Bericht macht deutlich, dass die Welt beim Klimaschutz nicht zögern darf. Um extreme Wetterlagen, Überschwemmungen, Dürren, Hungerkatastrophen und große Flüchtlingsströme zu vermeiden, müssen vor allem die Industriestaaten sofort handeln. Längeres Warten wird für alle sehr sehr teuer“. Ein neues internationales Klimaschutzabkommen müsse so schnell wie möglich verabschiedet werden. „Wenn die Industriestaaten so weitermachen, setzen sie das Leben von Millionen Menschen aufs Spiel. Ab sofort muss der globale CO2-Ausstoß verringert werden, sonst wird die Zwei-Grad-Grenze überschritten und der bereits eingeschlagene Weg in die Klimakrise unumkehrbar.“

Die letzte Bundesregierung habe den Klimaschutz sträflich vernachlässigt, kritisierte Weiger. Sie habe auf EU-Ebene strengere CO2-Grenzwerte für neue Pkw verhindert und das Energieeffizienzgesetz sowie die Reform des Emissionshandels torpediert. „Angela Merkel muss wieder Klimakanzlerin werden“, sagte der Präsident des Deutschen Naturschutzrings, Hartmut Vogtmann, in einer ersten Reaktion auf den Bericht.
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