Rudern für den Klimaschutz

47 km über den Atlantik – an einem Tag – Symbolik
Flasbarth: Diskussion um CO2-Grenzwert erst ab 2017 – vorher Backloading

Veit Quack ist eigentlich Dozent der Potsdamer Filmhochschule. In seiner Freizeit rudert der 43jährige, seit Kindesbeinen. Nach einem gefährlichen Sturz ins November-kalte Wannseewasser vor zwei Jahren fasst er den Entschluss, etwas Großes zu wagen. Er will mit seiner Partnerin Anna Warnke so weit wie bisher noch niemand über den Atlantik rudern, von der Atlantikinsel Porto Santo nach Punta de Sao Lorenzo auf Madeira 47 km, ca. 20.000 Schläge. Quack will ein Zeichen setzen, für den Klimaschutz, „zeigen, dass auch ein normaler Mensch etwas Großes bewegen kann.“

Mit im Boot: Germanwatch

Gewissermaßen mit im Boot: Germanwatch, die Bonner Umwelt- und Entwicklungsorganisation. Deren Vorsitzender Klaus Milke hatte Quack gemeinsam mit Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth zu einem Pressegespräch eingeladen: „Wir freuen uns sehr, dass es die beiden geschafft haben und sie ihre große Leistung als Aufruf für mehr Engagement gegen einen gefährlichen Klimawandel verstanden wissen wollen.“ Adressatin dieser Aktion sei in erster Linie die Bundesregierung. „Damit Deutschland seine selbst gesteckten Klimaschutzziele für 2020 noch erreichen kann, brauchen wir eine konkrete Umsetzungsstrategie für den von Umweltministerin Barbara Hendricks angekündigten Klimaaktionsplan. Allein mit Absichtserklärungen werden wir die angestrebte Verringerung der CO2-Emissionen um 40 Prozent nicht schaffen. Konkretes und nachvollziehbares Handeln ist gefragt!“ Nach einem jahrelangen Rückgang der Emissionen in Deutschland sind sie zuletzt wegen des Booms bei der Kohleverstromung wieder angestiegen.

„Es ist wichtig, dass alles getan wird, um den Klimawandel und die steigenden Meeresspiegel in den Griff zu bekommen und damit Deutschland Vorreiter beim Klimaschutz bleibt“, sagte Quack. Auf Germanwatch am er bei der Suche nach einem Partner. „Dort befasst man sich schon sehr lange und sehr reflektiert mit dem Thema Klimaschutz – und ich wusste sofort, dass hier eine sinnvolle Zusammenarbeit entstehen könnte“.

Aus einer Mitteilung von Germanwatch: „Vollkommen erschöpft, mit schmerzenden Armen und Beinen, aber überglücklich hat der Berliner Veit Quack (43) gestern Abend gemeinsam mit seiner Frankfurter Ruderpartnerin Anna Warnke (40) in Madeira angelegt. Die Freizeitruderer haben es geschafft: In gut acht Stunden bewältigten sie in einem kleinen Doppel-Ruderboot die 47 Kilometer lange Strecke von der Insel Porto Santo nach Madeira – mitten durch den Atlantik. Angetrieben hat beide nicht allein der sportliche Ehrgeiz, sondern auch die Botschaft, für die sie in Kooperation mit der Bonner Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch gerudert sind.“

Freunde und andere Ruderexperten seien vorher skeptisch gewesen, erinnert sich Quack in der Pressekonferenz. Doch seine Partnerin und er schafften es als eingespieltes Team, gegen die Wellen und die starke Kanaren-Strömung. Die Hilfe des Begleitboots mussten sie nicht in Anspruch nehmen: Der Ostatlantik zeigte sich etwas freundlicher als beim letzten Mal. Vor einem Jahr hatte er gemeinsam mit einem Partner schon einmal versucht, die Strecke zu bewältigen – damals mussten sie nach stundenlangem Kampf gegen meterhohe Wellen aufgeben. Besonders schön sei die Fahrt gleich zu Beginn gewesen, als eine Gruppe von Delphinen für eine Weile die beiden begleitet. „Man hat die Tiere ganz nah bei uns schnaufen gehört“, berichtet Anna Warnke. Kurz vor dem Ziel, in der Meerenge bei Punta de San Lorenzo wurde es dann doch noch einmal schwierig. „Dort ist die Strömung sehr stark und es gibt steile, vollkommen unberechenbare Wellen“, berichtete Quack. „Jede heranrollende Welle bedeutete eine Gefahr für uns.“ Quacks Fazit: „Man kann auch als einfacher Mensch viel erreichen und Prozesse vorantreiben – ob rudernd auf dem Atlantik oder tagtäglich beim Klimaschutz.“