Klimawandel verändert Häufigkeit einzelner Wetterlagen

DWD: Starke Niederschläge der vergangenen Wochen mehr als Zufall?

Seit Anfang Juni 2014 verging kaum ein Tag, an dem die Medien nicht über Unwetter berichteten. War der Klimawandel schuld? Die Starkniederschläge über Mitteleuropa wurden häufig durch feuchtwarme Luft im Bereich eines Tiefs verursacht, das meist direkt über Mitteleuropa lag. Mit Hilfe von Klassifikationen der jeweiligen Großwetterlagen ist es möglich, zu statistischen Aussagen zu kommen. Entsprechende Analysen führt der Deutsche Wetterdienst (DWD) seit vielen Jahrzehnten durch.

Der Sommer 2014 zeigte sich bei insgesamt leicht überdurchschnittlicher Temperatur und Sonnenscheindauer anfangs noch recht trocken. Ab Juli gelangte Deutschland dann häufiger in den Einflussbereich von Tiefdruckgebieten, die Regen, zahlreiche schwere Gewitter und häufig ungewöhnlich heftige Starkniederschläge samt Überschwemmungen brachten. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.

„Tief Mitteleuropa“ (TM) mit hohem Unwetterpotenzial

Eine Großwetterlage ist definiert durch die Lage der Hochs und Tiefs über Europa sowie dem Nordostatlantik über eine Dauer von mehreren Tagen. Die Großwetterlage bestimmt dabei den wesentlichen Charakter des Wettergeschehens. Eine für Zentraleuropa immer wieder gefährliche Lage nennt sich „Tief Mitteleuropa„. Für Deutschland bedeutet dies meist feuchtes und unbeständiges Wetter. Vor allem im Sommerhalbjahr besteht dabei eine erhöhte Gefahr für das Auftreten von Unwettern mit Starkniederschlägen und gelegentlich auch Überschwemmungen, insbesondere wenn sich daraus eine sogenannte Vb-Lage entwickelt, die oft mit extremen Niederschlägen in Mitteleuropa verbunden ist.

2014 herrschte bis Ende August an 19 Tagen diese ansonsten eher seltene Großwetterlage. In der Folge musste der DWD im meteorologischen Sommer 2014, der von Juni bis August reicht, an bisher 36 von 66 Kalendertagen amtliche Unwetterwarnungen herausgeben. Immer wieder wurde auch die höchste Stufe der „extremen Unwetterwarnung“ ausgerufen. Noch mehr Tage mit dieser Wetterlage, nämlich 29, gab es nur im Jahr 2002, wobei es in der Folge im August zur Elbeflut kam.

Mittlere Häufigkeit der Großwetterlage TM steigt

Obwohl die Anzahl solcher Wetterlagen von Jahr zu Jahr sehr stark schwankt, steigt sie langfristig gesehen an. Nach einer vom DWD durchgeführten Studie gab es um 1950 im Schnitt 8 bis 10 solcher Wetterlagen pro Jahr, in heutiger Zeit dagegen schon meist zwischen 9 und 15. Das entspricht einem Anstieg von etwa 20 Prozent. Bis zum Jahr 2100 wird mit einem weiteren Anstieg auf eine Spanne zwischen 10 und 17 gerechnet. Die Szenarien deuten also an, dass wir künftig öfter mit solchen extremen Wetterlagen rechnen müssen.

Sommer: Zwischen 0 und 37,7°

Die Durchschnittstemperatur des Sommers lag mit 17,2 Grad Celsius (°C) um 0,9 Grad über dem Mittel der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung allerdings nur +0,1 Grad. Der Sommer begann mit sehr kühlen Nächten: In Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge sank das Quecksilber am 2. Juni bis zum Gefrierpunkt. Bereits eine Woche später sorgte jedoch eine ausgeprägte Hitzewelle für ungewöhnlich hohe Temperaturen, die am Pfingstmontag, dem 9. Juni, fast überall in Deutschland ihren Höhepunkt erreichte. Rheinau-Memprechtshofen, südwestlich von Baden-Baden, meldete mit 37,7°C den höchsten Wert des Sommers.

Schwüle und heftige Gewitter, oft Starkregen – viele Unwetterwarnungen

Der Sommer übertraf mit etwa 272 Litern pro Quadratmeter (l/m²) sein Soll von 239 l/m² um 13 Prozent. Im Juni war es verbreitet deutlich zu trocken. Sonst herrschte oft große Schwüle mit nahezu tropischen Verhältnissen. Viele Unwetterwarnungen mussten herausgegeben werden, denn umfangreiche Regengebiete oder sehr langsam ziehende Gewitter brachten teilwerise außergewöhnliche Wassermassen. Vom 7. bis zum 13. Juli und vom 20. Juli bis zum 5. August gingen im DWD fast täglich Meldungen von mehr als 70 l/m² in 24 Stunden ein. Die größten Tagesmengen fielen am 28. Juli in Emmingen-Liptingen bei Tuttlingen mit 109,4 l/m² und am 4. August in Cottbus mit 102,6 l/m². Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW meldete am 28. Juli in Münster sogar einen Wert von 292 l/m² in sieben Stunden. Ein Gewittersturm mit bis zu 144 km/h forderte am 9. Juni in Düsseldorf drei Menschenleben. Am 10. August richtete ein Tornado in Bad Schwalbach im Taunus erhebliche Schäden an.

Quellen: