Weltklimabericht: „Die Zeit ist nicht auf unserer Seite“

BUND: Bundesregierung muss jetzt konsequent beim Klimaschutz handeln

Martina Krüger, Klima- und Energieexpertin von Greenpeace-Schweden, sieht im IPCC-Bericht eine deutliche Botschaft an die, die in Deutschland noch immer eine Zukunft für die Braunkohleverstromung sehen wollen: „Der Rapport ist eine deutliche Warnung, dass Investitionen in fossile Brennstoffe zu einem zukünftigen Verlustgeschäft werden.“ Ein erster notwendiger Schritt wäre nun, die geplanten neuen Braunkohletagebaue sofort zu stoppen.

Als „Schlüsselbericht der weltbesten Klimawissenschaftler für politische Entscheider und wegweisend für ein globales Klimaabkommen in Paris 2015“ bezeichnet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) den IPCC-Report. Eindringlicher als zuvor warnen die Wissenschaftler vor der Klimakrise und mahnen zum Handeln. Der BUND sieht in dem Bericht einen klaren Handlungsauftrag an die Bundesregierung. „Schriller können die Alarmsignale nicht sein. Es gibt keine Entschuldigung mehr für das Zögern beim Klimaschutz. Je länger wir warten, desto größer werden die Risiken eines unumkehrbaren Klimawandels und umso gravierender die Folgen für die Gesellschaft“, kommentierte der BUND-Vorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger den Bericht. „Überschwemmungen, Stürme, Dürren, Ernteausfälle und steigende Meeresspiegel häufen sich schon jetzt, mit furchtbaren Folgen für Menschen und Natur, aber auch hohen wirtschaftlichen Schäden“, sagte Weiger.

Handlungsaufforderung für Bundesregierung

Weiger appellierte an die Bundesregierung, den IPCC-Bericht als Handlungsaufforderung ernst zu nehmen, wenn sie Anfang Dezember über zusätzliche Maßnahmen zur Emissionsreduktion entscheiden will. Die Bemühungen, ein schlagkräftiges Klima-Aktionsprogramm auf den Weg zu bringen, um die nationalen Klimaziele bis zum Jahr 2020 zu erreichen, müssten massiv verstärkt werden. „Ein Scheitern der Bundesrepublik beim Klimaschutz wäre unverantwortlich und vermeidbar, zumal es noch Möglichkeiten zum Handeln gibt“, so Weiger. Deutschland werde die angestrebte Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent bis 2020 jedoch eklatant verfehlen, wenn es nicht gelinge, bei den Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energien umzusteuern.

„Eine verantwortliche Politik zum Schutz unserer Lebensgrundlagen erfordert die grundlegende Umstrukturierung unseres Energiesystems, fort von nuklearer und fossilen, hin zu erneuerbaren Energien“, betonte Weiger. Die klimapolitische Kernaufgabe in Deutschland sei es nun, die boomende Kohleverstromung einzudämmen, die im vergangenen Jahr für wieder ansteigende[[ CO2]]-Emissionen in Deutschland verantwortlich gewesen sei.

10 GW überflüssiger Kohlekraftwerke vom Markt nehmen

„Sigmar Gabriel hat erkannt, dass jetzt Zeit ist zu handeln. Als Sofortmaßname ist es nötig, zehn Gigawatt an überflüssigen Kohlekraftwerken vom Markt zu nehmen. Dies wäre auch ein Signal an die Gesellschaft, dass alle Politik- und Gesellschaftsbereiche gefordert sind, sich für einen konsequenten Klimaschutz einzusetzen. Wir brauchen jetzt Taten statt Worte“, sagte Weiger. „Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel muss den Vorschlag zur Abschaltung der Kohlekraftwerke unterstützen und darf nicht zulassen, dass er von kurzsichtigen wirtschaftlichen Interessen blockiert wird“, so der BUND-Vorsitzende. In der vergangenen Woche war aus Presseberichten ein Vorschlag des Bundeswirtschaftsministeriums bekannt geworden, Stein- und Braunkohlekraftwerke per Verordnung vom Markt zu nehmen. Auch der BUND hatte im August dieses Jahres vorgeschlagen, die ältesten Braunkohlekraftwerke in Deutschland abzuschalten.