Erneuerbare müssen fusionieren

Wie sieht es derzeit aus?

Die Einzelverbände der EE-Seite arbeiten oftmals mit hoher innerer Motivation und auch vielfach sehr hohem Engagement, allerdings in weiteren Teilen eben jeder in seiner Sparte. Die Einzelverbände sind in der Logik gefangen, dass sie ihre eigene Existenz sichern müssen. Sie wachen darüber, dass Unternehmen, die nur einen Teilbereich der Erneuerbaren abdecken, bloß nicht direkt dem BEE beitreten – und das, obwohl viele (Solar-)Unternehmen dies gerne tun würden.

So wurden gerade auch von der Solarseite (vom BSW-Solar) Beitritte in den BEE verhindert – mit der Folge, dass namhafte Unternehmen heute weder dem BSW noch dem BEE angehören. Wacker Chemie (bekanntermaßen kein kleiner Solarspieler) ist so aus dem BSW-Solar raus und dann eben zum BWE. Es sieht seltsam aus, denn während Wacker auch ein bisschen Wind zuliefert, spielen sie im Solarkonzert als ein führender Silizium-Hersteller sehr profitabel und gut hörbar mit. Und doch raus aus dem BSW-Solar, der sich als Industrieverband der Solarwirtschaft definiert (angeblich wegen massiver Unzufriedenheit).

Andere Unternehmen wie Belectric sind gleich in den BDEW eingetreten, weil sie sich dort besser aufgehoben fühlen. Natürlich kann man sich für das Konzept „Wandel von innen“ entscheiden, gerade wenn man als Unternehmen nicht das Gefühl hat von der heutigen EE-Verbandslandschaft richtig vertreten zu werden. Aber das ist aus meiner Sicht zumindest kein Weg für die Branche, denn zu groß ist der Anteil der Energiewendeverlierer im BDEW, zu groß der Anteil derjenigen die noch immer überhaupt keine Idee haben, wie sie von der neuen Energiewirtschaft profitieren können und daher sehr geschickt alles tun, um zu bremsen oder zu zerstören. Allerdings nicht mehr in direkter Ablehnung.

Derzeit ist der BDEW eher der Verband der Energiewendeverlierer (seine größten Mitglieder klagen beinahe täglich über die Verluste aus der Energiewende), nicht der Gestalter (Gewinner will man kaum noch schreiben, denn die Gestalter gehen ja dank des Ausbremens reihenweise pleite).

Die Schlacht um die Deutungshoheit

Trotzdem frohlockt der BDEW mit weiterem Zuwachs aus dem Bereich der erneuerbaren Energien. Mit jedem neuem Mitglied aus dem „klassischen“ EE-Bereich steigt seine Deutungshoheit in der Energiewende. Das muss jedem bewusst sein, der diesen Weg geht. Diese Deutungshoheit hilft ihm dann, echte Dezentralität in den Händen neuer Spieler zu verhindern – der letzte deutliche Ausdruck davon war der massive Versuch des BDEW, auch für den Eigenverbrauch aus kleinsten Solarstromanlagen die EEG-Umlage zu fordern.

Solche Forderungen sind für den BDEW vollkommen rational. Jede dezentrale Anlage untergräbt die Macht der noch immer im BDEW herrschenden Mehrheit von zentral agierenden (Groß-)Unternehmen. In ihnen gibt es durchaus viel Bewegung Richtung erneuerbarer Energie, aber bisher eben nur Bewegung. In den Spitzen wird weiter munter gebremst, zum Verdruss der Aktiven. Die Mehrheitsmitglieder des BDEW haben in der Landschaft der erneuerbaren Energien nur lächerlich kleine Marktanteile und tun dennoch so als ob sie das Geschäft und die Technik verstehen. Das tun sie aber nicht – und wie schlecht sie es bisher drauf haben, das haben die Größten unter anderem in dem jämmerlich gescheiterten Desertec-Projekt gerade eindrucksvoll gezeigt. Es ist fast so, als wolle der Verband Großer Schweinemäster die Regeln für vegane Produkte definieren. Das würde allerdings jeder sofort erkennen.

Nicht so im ohnehin immer staatsnahen und von Subventionen durchseuchten Bereich der klassischen Energieversorgung. Auch 2014 zeigt sich bei näherer Betrachtung, wie schlecht das EE-Geschäft in großen Teilen des BDEW verstanden wird (Gas und Wasser sind da eh fast komplett raus, die einen haben halt eh nix anderes als Gas anzubieten, die anderen machen in Teilmonopolen Wasserwirtschaft). Aber auch die Unternehmen, die man als aktiv bezeichnen könnte, und die sich auch oft so zeigen, also die große Mehrheit der Stadtwerke (leider), tun alles, was sie können, um in BDEW und VKU (beide reden über eine weitere Großfusion) zu bremsen, wo es nur geht.

Die Nähe zum Kunden, der seit Jahren erneuerbare Energien will, wird da nicht genutzt. Auch das hat ganz existentielle Gründe, die wiederum mit der Politik zu tun haben: So wurden in den 2000er Jahren die Stadtwerke ermuntert, in eigene Kohle- und Gaserzeugung zu investieren. Beides hängt vielen nun wie ein Mühlstein am Hals und bremst natürlich jeden Elan. Aber statt hier den klaren Schnitt, also eine Stilllegung mit Entschädigung zu fordern, laufen sie wie die Lemminge der neuen Dauersubvention Kapazitätsmärkte hinterher. Wohlgemerkt nicht alle – aber die, welche das nicht für ein zukunftsweisendes Element halten, sollten  besser in den neuen BEE wechseln.

Der BDEW bremst nicht nur die dezentrale Energiewende, sondern ist dabei auch noch richtig aktiv und überzeugend. Er unterfüttert seine Anliegen mit Studien und im technischen Bereich mit klaren Vorgaben und Vorschlägen. Da sind übrigens oft gute Themen dabei, welche die Seite der EE-Verbände gar nicht abdecken.