Wasser: China will Wetter machen

Künstlicher Regen: Wettermanipulation im großen Stil geplant – weltweite Auswirkungen?

„China issued the 2014-2020 development planning for weather modification“, lautete die Überschrift über einer knappen Meldung von xinhuanet.com – aber die enthielt Brisantes: China will das Wetter ändern, und zwar im Großmaßstab.

[note  german.china.org.cn: Nordchina erlebt schlimmste Dürre seit 63 Jahren – Die nordchinesische Provinz Liaoning ist derzeit (August 2014) von der schlimmsten Dürre seit 63 Jahren betroffen, und laut Wetterdienst könnte die Lage bald sogar noch schlimmer werden. Seit Juli ist in der Provinz so wenig Niederschlag niedergegangen, wie zuletzt im Jahr 1951, dem Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen in Liaoning. Mehr als zwei Millionen Hektar Getreide wurden vernichtet. Die Dürre werde von dem Wetterphänomen El Niño verursacht, so die Wetterexperten. Lokale Meteorologen sagten, sie seien auch auf den Beschuss von Wolken zur künstlichen Regenerzeugung vorbereitet. Diese Option werde man wählen, sobald sich dies von der Wetterlage her anbiete.]

Um solche Dürren zu vermeiden, soll künftig – so die Meldung – eine Fläche von 540.000 Quadratkilometern*) Chinas mit künstlich erzeugtem Regen versorgt werden. Dafür werden sechs so genannte Zentralen für regionale Wettermanipulation eingerichtet – im Nordosten, Nordwesten, Norden, Südwesten, Südosten und im Zentrum. 60 Milliarden m³ künstlich herbeigeführtes erzeugtes Regenwasser pro Jahr sollen künftig Agrarflächen und Stauseen versorgen.

[note Nach einem Bericht der FAZ vom 30.12.2014 reichen aber weder Quantität noch Qualität des Wassers aus. Auf  tagesschau.de kritisierte Ruth Kirchner schon am 01.11.2014 die hohen Kosten des Mega-Kanals von 50 Milliarden Euro und die negativen Auswirkungen auf viele Chinesen und den Naturhaushalt: Dass der steigende Wasserbedarf Pekings künftig zu einem Drittel aus dem Umleitungsprojekt gedeckt werden solle, sei „für Chinas fragiles Ökosystem ein riskantes Unterfangen, sagten Umweltschützer. Zu wenig werde getan, um die Nachfrage nach Wasser zu begrenzen und die Effizienz zu erhöhen – etwa in der Industrie, die pro Produktionseinheit zehnmal mehr Wasser verbraucht als die meisten Industrieländer. Ein weiteres Mammut-Projekt sei bereits in der Diskussion: Ein Kanal von der Quelle des Jangtse-Flusses auf dem tibetischen Hochplateau Richtung Peking. Das würde selbst die Dimensionen des derzeitigen Projekts weit überschreiten.“]

South-to-North Water Diversion Project fertiggestellt

Für das Mega-Wetter-Projekt werden Großprojekte geplant oder bereits gebaut: Am 27.12.2014 wurde nach zwölfjähriger Bauzeit das South-to-North Water Diversion Project fertiggestellt. Über eine Strecke von 1200 Kilometer wird Wasser vom Hanjiang River nach Peking umgeleitet – jährlich 800 Millionen Kubikmeter für die Versorgung der Hauptstadt, insgesamt 9,5 Milliarden Kubikmeter jährlich für die Nordregionen. Dieses Wasser fehlt natürlich in den südlichen Regionen – das soll durch die geplanten Wettermanipulationen ausgeglichen werden.

Das Projekt wird Auswirkungen weit über China hinaus haben, könnte alle bisherigen globalen Wetter- und Klimamodelle beeinflussen. Schon die bisherigen Eingriffe haben Landschaften mit oft einzigartiger Fauna und Flora zerstört. Millionen Menschen mussten umgesiedelt werden. China ist zwar bekannt für extreme Natureingriffe, und auch Wettermanipulation ist dort nichts Neues. Vor der Eröffnung der Olympischen Spielen in Peking versprühten Flugzeuge 2008 Chemikalien, um die Wolken noch vor den Spielstätten abregnen zu lassen – künstlicher blauer Himmel wurde auch zum 60. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik  hergestellt. China hat für seine Wetterexperimente eigens ein staatliches Amt für Wetterbeeinflussung gegründet. Dieses Mal ist der Maßstab so gigantisch, dass die Wettermanipulation nicht vorherzusehende globale Folgen haben kann. Denn, wenn die Wettermanipulation Schule macht, ist ein weltweiter Wettlauf um die Ressource Wasser zu befüchten – mit katastrophalen Folgen für die Armen.

*) Diese Zahl wurde am 01.01.2015, 23 Uhr von cma.gov.cn korrigiert: Die chinesische Wetterbehörde hat laut dieser Meldung die übertriebene Zahl von zunächst 54 Millionen km² auf 540.000 geändert.

->Quellen: