Vier Jahre Fukushima – viermal Erinnerung und Mahnung

Echte Energiewende ist mit EE – Jahrestag der Reaktorkatastrophe erinnert an Risiken und Kosten der Atomkraft

Vier Jahre nach Beginn der Reaktorkatastrophe von Fukushima mahnte die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE): „Die Atomkraft ist weder günstig noch nachhaltig.“ Bundesumweltministerin Hendricks ließ eine Erklärung verbreiten: „Fukushima hat uns 25 Jahre nach dem Unglück in Tschernobyl auf schreckliche Art und Weise vor Augen geführt, welche tatsächlichen Risiken mit der Atomenergie verbunden sind.“ Der zuständige SPD-Bundestagsabgeordnete Marco Bülow erklärte: „Vier Jahre nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima sind die Folgen immer noch gegenwärtig. Die Böden und das Meer sind radioaktiv belastet, bei Kindern tritt vermehrt Schilddrüsenkrebs auf.“ BUND-Vorsitzender Weiger warnte vor den riesigen der deutschen noch laufenden Atommeiler.

„Fukushima zeigt uns, dass Atomkraft letztlich immer nur auf Kosten der Umwelt, der Allgemeinheit und der kommenden Generationen betrieben werden kann. Eine Energiewende, die das Klima schützt und Kosten reduziert, ist nur mit Erneuerbaren Energien möglich.“, sagte Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE).  Bis heute seien die havarierten Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi in Japan nicht vollständig unter Kontrolle. Noch immer trete radioaktiv verseuchtes Wasser aus. In und um die Sperrzone herum düeften fast 80.000 Bewohner nicht in ihrer Heimat zu wohnen. Die langfristigen Folgen für Umwelt, Gesundheit sowie die regionale Land- und Fischereiwirtschaft seien noch längst nicht absehbar.

Unfall auf Kosten der Allgemeinheit: Derweil explodiere die Schadenssumme des Unfalls: Nach Schätzung von Professor Kenichi Oshima von der Ritsumeikan Universität in Kyoto beliefen sich die allein bis heute entstandenen Kosten auf umgerechnet rund 84 Milliarden Euro. „Der AKW-Betreiber Tepco hat davon lediglich 16,6 Milliarden gezahlt. Für den Rest kommt die Bevölkerung auf, weiß aber darüber kaum Bescheid“, erklärt der Umweltökonom, der die japanische Regierung nach der Katastrophe zu den Kosten der Atomkraft beraten hatte. Seinen Recherchen nach werden die Entschädigungszahlungen an die Opfer der Katastrophe auf die Stromverbraucher umgelegt, genauso wie die Kosten für die Aufräum- und Eindämmungsarbeiten an den Reaktoren. Die Zwischenlagerung von Dekontaminations-Abfällen aus der betroffenen Region wird aus dem Staatshaushalt, also mit Steuermitteln finanziert.

Massive Atomsubventionen in Europa: In Deutschland steht nach dem erneuten Atomausstiegsbeschluss von 2011 erstmals die Abschaltung weiterer Meiler bevor. So wird im Mai das AKW Grafenrheinfeld endgültig vom Netz gehen. Auf einem europäischen Strommarkt gilt es jedoch, auch die EU-Partnerländer vom Atomausstieg zu überzeugen. Denn massive neue Subventionen für die Atomkraft stehen einer europäischen Energiewende entgegen. So subventioniert etwa die britische Regierung den neuen Kraftwerksblock Hinkley Point C mit 35-jährigen Abnahmegarantien weit über dem Marktpreis inklusive Inflationsausgleich sowie Kreditgarantien und Entschädigungen bei Ertragsausfall. „Dass die Atomkraft nach mehr als 60 Jahren hochsubventionierter Entwicklungsgeschichte immer noch so teuer ist, zeigt, dass sie geradezu ein Fass ohne Boden ist“, sagt Philipp Vohrer.

Trotz Atomausstiegs bestünden auch in Deutschland die gesellschaftlichen Altlasten der Kernkraft noch lange weiter. Ungeklärt seien  nach wie vor die Kosten und Risiken für die Endlagerung nuklearer Abfälle. Auch der Rückbau der stillgelegten Reaktoren werde  sich über Jahrzehnte hinziehen. „Ob die Rückstellungen der Energiekonzerne dafür reichen, ist mindestens fraglich. Es bleibt zu befürchten, dass letztlich die Steuerzahler für den Löwenanateil aufkommen müssen“, so der AEE-Geschäftsführer.

Erneuerbare Energien immer günstiger: Die Erneuerbaren Energien hingegen hätten sich insbesondere Dank der bisherigen Förderung stark vergünstigt. Die Einspeisesätze für Wind und Sonne lägen mit etwa 10 ct/kWh schon heute unter der von London geplanten Abnahmegarantie für Atomstrom aus Hinkley Point. Nach aktuellen wissenschaftlichen Schätzungen werde dieser Trend noch lange anhalten. So würden für die kommenden 20 Jahre Kostensenkungen bis zu 33 Prozent in Deutschland prognostiziert. Für 2050 werde der Preis für Solarstrom in Mittel- und Südeuropa sogar auf 2 bis 4 ct/kWh veranschlagt. Philipp Vohrer ist sich sicher: „Durch Förderung von Erneuerbaren Energien unterstützen wir eine Entwicklung, die das Klima für die Zukunft schützt und die Allgemeinheit vor Kosten und Risiken bewahrt – eine wirklich nachhaltige Investition.“

Folgt: Hendricks: Fukushima mahnt zur Umkehr