Merkel-Rede zum 20-Jährigen der Helmholtz-Gemeinschaft

Sechs Themenbereiche: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit,  Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr, Struktur der Materie und Schlüsseltechnologien

Die Forschung konzentriert sich auf sechs Themenbereiche: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit,  Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr, Struktur der Materie und Schlüsseltechnologien. So haben Sie  sichergestellt, dass jeder einen Unterschlupf findet, wenn er etwas Ordentliches macht. Den  Forscherinnen und Forschern steht für ihre Arbeit eine Infrastruktur bis hin zu modernsten  Großgeräten zur Verfügung. Von ihrem Bau und Betrieb profitiert die Wissenschaft insgesamt weit  über die Helmholtz-Gemeinschaft hinaus.

Der Anspruch lautet, schnell und kompetent neue Themen aufzugreifen, Forschung auf internationalem  Spitzenniveau möglich zu machen und über interdisziplinäre Arbeit eine gewisse Größe und kritische  Masse zum Erfolg zu führen. Dies gelingt der Helmholtz-Gemeinschaft. Herausragende Belege dafür  sind die Nobelpreise für Professor Grünberg, Professor zur Hausen und zuletzt Professor Hell – da  musste ich heute erst einmal Tiefenforschungen anstellen, um ihn von Max Planck sozusagen  wegzukriegen; aber irgendwie habe ich ihn doch noch mit Helmholtz in Verbindung gebracht.

Am Beispiel der Arbeit dieser drei zeigt sich, wie durchschlagend der Nutzen von Forschung sein  kann. Auf den Entdeckungen von Professor Grünberg basiert die hohe Speicherdichte unserer  Computerfestplatten. Dank der Forschung von Professor zur Hausen ist eine Impfung gegen  Gebärmutterhalskrebs möglich. Und das neue Mikroskop von Professor Hell ermöglicht vielen  Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen ein ganz neues Arbeiten. Das heißt also, die  Helmholtz-Gemeinschaft ist ein Ort, an dem Erkenntnisse vorangetrieben werden. Sie ist ein starker  und unverzichtbarer Motor, ein Garant der Leistungsfähigkeit und Exzellenz unseres  Wissenschaftssystems.

Lieber Herr Professor Mlynek, seit zehn Jahren stehen Sie an der Spitze der Helmholtz-Gemeinschaft  und haben damit das Gesicht dieser Gemeinschaft entscheidend mitgeprägt. Sie haben ihre  Weiterentwicklung mit großer Dynamik vorangetrieben, das Zusammenwachsen der Helmholtz-Gemeinschaft  gefördert und sie immer wieder neuen Erfordernissen angepasst. Da Ende August Ihre Zeit als  Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft zu Ende geht, möchte ich schon heute die Gelegenheit nutzen,  um Ihnen für Ihr Engagement zu danken. Ich glaube sagen zu dürfen, dass Sie mit Ihrer Arbeit der  Wissenschaft in Deutschland einen großen Dienst erwiesen haben. Herzlichen Dank.

Lieber Herr Professor Wiestler, Sie übernehmen das Amt von Herrn Professor Mlynek. In den  vergangenen Jahren haben Sie als Wissenschaftsmanager das Deutsche Krebsforschungszentrum in  Heidelberg vorangebracht. Ich kann mich an meinen Besuch noch gut erinnern. Ich vermute, dass die  dort gesammelten Erfahrungen für Ihr neues Amt von großem Wert sein werden. Das ist ja dann auch  eine Art von Wissenstransfer. Während Professor Mlynek von einer Universität kam und deshalb die  Universitäten vermutlich immer in guter Erinnerung hatte, kommen Sie aus einem  Großforschungszentrum. Für Ihre zukünftige Aufgabe wünsche ich Ihnen eine glückliche Hand, gutes  Gelingen und viel Erfolg.

Aufgaben gibt es genug. Nach wie vor gilt, was der erste Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft,  Professor Walter Kröll, gesagt hat: „Nur eine flexible und lernende Forschungsorganisation hat die  Chance, sich als Kristallisationspunkt für Forschung in Deutschland und als Global Player in der  internationalen Forschungsszene zu behaupten.“ Das heißt, es müssen immer wieder neue Aufbrüche  gewagt werden.

Sie haben dafür die Unterstützung der Bundesregierung. Der Beitrag des Bundes zur Grundfinanzierung  der Helmholtz-Gemeinschaft beträgt 90 Prozent. Die Länder tragen die restlichen zehn Prozent. Es  war schon von Monopolisierung in der Forschung die Rede, wie ich in den letzten Tagen lesen musste.  Aber trotzdem sind doch alle ganz froh, dass der Bund 90 Prozent übernimmt; wir tun das auch gerne.

Der Pakt für Forschung und Innovation sichert einen verlässlichen Aufwuchs der Mittel. Ich will  nochmals darauf hinweisen, dass der Bund ab 2016 die jährliche Steigerung um drei Prozent allein  finanzieren wird. Das festgelegte Plus gilt für alle Forschungseinrichtungen in Deutschland, die in  diesen Pakt für Forschung und Innovation eingebunden sind. Das festgelegte Plus bedeutet mehr  Planbarkeit, die dem deutschen Wissenschaftssystem sehr, sehr guttut. Es steckt dahinter ein klares  und deutliches Bekenntnis der Bundesregierung zu Institutionen wie der Helmholtz-Gemeinschaft.

Das Engagement zahlt sich aus. Im internationalen Vergleich gilt unser Forschungs- und  Innovationssystem als attraktiv und wettbewerbsfähig. Aber wir wissen auch, das ist immer nur eine  Momentaufnahme; das kann sich sehr, sehr schnell ändern. Wir haben also gar keinen Grund, uns  auszuruhen. Andere Nationen schlafen nicht. Sie sind ebenfalls stark in der Forschung und holen  stark auf. Deshalb müssen wir immer wieder darauf achten, dass wir das hohe Niveau unseres  Forschungs- und Innovationssystems sichern.

Folgt: Drei Aspekte: Kooperation – Forschungs- und Technologietransfer – Nachwuchsförderung