Klimawandel lässt Pole wandern

Erdachse aus dem Lot

Forscher am Nasa Jet Propulsion Laboratory des California Institute of Technology in Pasadena haben mithilfe des Nasa-Satelliten GRACE entdeckt, dass die Erdachse schon durch kleine Änderungen der Masseverteilung ins Taumeln gerät. Eine dieser Ursachen könnten infolge des Klimawandels schmelzende Gletscher sein.

Die normale Wanderrichtung des Nordpols habe sich 2005 geändert, so ein Artikel in Science Advances  vom 08.04.2016, seither bewege sich dieser statt auf Kanada zu nach Osten. Zwischen 2005 und 2013 maßen die Autoren Surendra Adhikari und Erik Ivins eine Veränderung von 1,2 Meter (rund 17 cm pro Jahr – in 100 Jahren insgesamt rund 20 Meter).

Die Erdachse ist ins Taumeln geraten, weil tauende Gletscher durch den Abfluss ihres Schmelzwassers die Massenverteilung unseres Planeten verändern. Diese Umverteilung bewirkt eine Art Unwucht der Erdrotation. Wir können das Taumeln der Erdrotation zwar nicht bemerken, die hoch empfindlichen Sensoren der beiden die Erde in rund 300 Kilometern Höhe umkreisenden Nasa-Satelliten jedoch schon. Sie registrieren die Erdanziehung und haben genaue Karten der Erdanziehungskraft erstellt.

Die ermittelten Veränderungen der Schwerkraft seit 2003 passten gut zur Wanderung des Nordpols, schreiben die Forscher. Die Übereinstimmung nennt Bernhard Steinberger (Helmholtz-Zentrum Potsdam), der nicht an der Studie beteiligt war „ganz erstaunlich“. „Es ist nichts, vor dem man sich fürchten muss“, ergänzt Jianli Chen von der University of Texas in Austin, USA. Seine Messungen haben den Taumel der Drehachse aufgrund von Eisschmelze bestätigt – so Spiegel-Online.

Die Taumelbewegung ist allerdings laut WetterOnline nicht ausschließlich auf schmelzende Gletscher zurückzuführen: Auch Wind, Meeresströmungen und Prozesse im Erdinneren wirkten sich auf ihre Balance aus. Die globale Erwärmung verstärke diesen Effekt aber. Das Schmelzwasser der großen Eisschilde habe die Masse der Gletscher in Grönland und in der Antarktis verkleinert und es teils in die Ozeane verlagert. Seit 2003 habe sich so viel Wasser umverteilt, dass die Drehachse nach Osten getaumelt sei. Dennoch bestehe kein Grund zur Sorge: Erst wenn sich wirklich große Massen nachhaltig verschöben, könnte es brenzlig werden.

Folgt: Erdachse schon mehrfach weggekippt