Seit 29. April leben wir auf Pump

Erdüberlastungstag: Natürliche Ressourcen für dieses Jahr in Deutschland aufgebraucht

Bereits gestern, am 29.04.2016, dem deutschen Erdüberlastungstag (mehr als drei Monate vor dem weltweiten Earth Overshoot Day), haben wir rechnerisch sämtliche uns für dieses Jahr zustehenden natürlichen Ressourcen verbraucht. Wir müssen also dringend die Produktions- und Handelspraktiken sowie das Konsumverhalten anpassen – zudem ist eine politische Kurskorrektur notwendig.

Die Deutschen belasten die Umwelt vor allem durch hohe CO2-Emissionen in den Bereichen Energie, Verkehr und industrieller Landwirtschaft sowie den hohen Flächenbedarf, vor allem für die Fleischproduktion. Deutschland trägt erheblich zur weltweiten Übernutzung bei: Der Earth Overshoot Day 2016 ist am 8. August – 1970 fiel er auf den 23. Dezember (s.u.). Zu einer derart düsteren Prognose kommen die NGOs Germanwatch, INKOTA-netzwerk, BUNDjugend, Fairbindung, BER – Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag  und KATE in einer gemeinsamen Presseerklärung vom 28.04.2016.

„Mit unserer Wirtschafts- und Lebensweise beuten wir die Erde auf Kosten künftiger Generationen und auf Kosten der Menschen im globalen Süden aus“, erklärte Julia Otten von Germanwatch. Neben weltweiter Landübernutzung und dem Rückgang der Artenvielfalt im Zuge schrumpfender Wälder und in überfischten Meeren, ist der globale Klimawandel eine der spürbarsten Auswirkungen der ökologischen Überlastung.

„Ressourceneffizienz und die Verringerung des absoluten Ressourcenverbrauchs sind Ziele, die sich die Bundesregierung selbst gesetzt hat. Eine ernsthafte Verfolgung dieser Ziele müsste allerdings auch zu deutlichen Reformen in der Rohstoff-, Energie- und Handelspolitik führen. Da klafft eine große Lücke zwischen Zielen und Handeln“,  ergänzte Beate Schurath vom INKOTA-netzwerk.

Wenn alle Menschen weltweit so leben und wirtschaften würden wie die Deutschen, wären 3,1 Planeten notwendig, um den Bedarf an Ressourcen zu decken. Damit liegt Deutschland mit seinem ökologischen Fußabdruck im weltweiten Vergleich im obersten Viertel aller Länder. Bei einem weltweiten Konsum- und Lebensstil wie in den USA bräuchten wir 4,8 Erden, bei einem Lebensstil wie in China zwei und beim indischen nur 0,7. Die gesamte Weltbevölkerung bräuchte derzeit 1,6 Erden, um den weltweiten Bedarf an Rohstoffen, Ackerland, Wasser und Wäldern nachhaltig zu decken. Mit zunehmender Tendenz: Von Umkehr keine Spur.

Die Grundlagen zur Bestimmung des Erdüberlastungstages stammen vom „Global Footprint Network“, einer Partnerorganisation von INKOTA-netzwerk und Germanwatch. Das Global Footprint Network berechnet jedes Jahr den Tag, an dem die natürlichen Ressourcen des gesamten Jahres weltweit erschöpft sind, die Menschen also quasi auf „Kredit“ leben. Dabei werden zwei rechnerische Größen gegenüber gestellt: zum einen die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen, zum anderen der gesamte Bedarf an Wäldern, Flächen, Wasser, Ackerland und Lebewesen, den die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise brauchen. 1970 war der 23. Dezember Earth Overshoot Day.

Folgt: Das Vorrücken des Earth Overshoot Day – vom 23.12.1970 auf 08.08.2016