Will die EU neue AKW?

Protest

Medienberichten zufolge plant die EU-Kommission in einem Strategiepapier, die Atomkraft stärker zu fördern und Mini-AKW zu entwickeln. AKW Cruas, Rhone - das spielende Kind soll die Harmlosigkeit symbolisieren - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für SolarifyDie Kommission hat allerdings entsprechende Medienberichte zurückgewiesen, wonach sie die Atomkraft in Europa massiv stärken und den Bau neuer Atommeiler vorantreiben wolle. Davon könne keine Rede sein, sagte ein Sprecher am 17.05.2016.

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel reagierte spontan: „Es ist schon absurd darüber nachzudenken, wie man eine der ältesten Technologien, die wir zur Energieerzeugung in Europa nutzen, erneut mit Subventionen ausstatten will.“ Und Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter forderte: „Die Bundesregierung muss endlich ihren Einfluss in Brüssel geltend machen und eine unverantwortliche Energiepolitik stoppen.“

Schärfer wurden Medienkommentare: „Wie wirklichkeitsfremd kann man sein, auch nur einen weiteren Cent in die Entwicklung neuer Atomreaktoren stecken zu wollen?“ fragte WDR-Kommentator Jürgen Döschner entgeistert angesichts durchgesickerter Pläne der EU-Kommission, die Weiterentwicklung der Atomenergie. Die EU-Kommission habe „offenbar sämtliche Verbindungen zur energiepolitischen Realität gekappt“.

Diese Realität sieht so aus: 30 Jahre nach Tschernobyl und fünf Jahre nach Fukushima seien zahlreiche Atomkraftwerke im Herzen Europas marode – Döschner zählt auf: Doel, Tihange, Fessenheim, Cattenom, Beznau oder Temelin. Technisch und finanziell sei das gigantische Entsorgungsproblem ungelöst; riesige Atomkraft-Baustellen wie Olkiluoto in Finnland und Flamanville in Frankreich verschlängen seit Jahren Milliarden und lieferten absehbar keinen Strom; viele Atomkonzerne wie Areva, EdF, RWE, EON und andere seien „nahezu bankrott“.

Der SPD-Abgeordnete Marco Bülow fordert „die EU-Kommission auf, ihre Pläne zur weiteren Entwicklung der Atomenergie aufzugeben. Auch neue Reaktoren zur Kernspaltung produzieren hochgefährlichen Atommüll, der für mehr als eine Million Jahre sicher gelagert werden muss. Kein Land Europas verfügt über ein schon in Betrieb genommenes Endlager für hochradioaktiven Müll. Zudem kann auch die Sicherheit in diesen neuen Atomkraftwerken nicht hundertprozentig garantiert werden. Es ist äußerst alarmierend, dass schon während des Baus der beiden neuen Reaktoren in Frankreich und Finnland solch gravierende Qualitätsmängel unter anderem beim Beton und beim Stahl festgestellt werden, dass sich die Fertigstellung um Jahre verzögert.“

Niemand in Europa brauche diese Reaktoren, wenn die Energieversorgung konsequent auf Erneuerbare Energien umgestellt werde. Denn auch neue Reaktoren seien nicht so flexibel zu steuern, um schnell auf die Volatilität der Erneuerbaren zu reagieren. „Hinzu kommt, dass die oft angeführte CO2-Neutralität von Atomenergie nicht der Realität entspricht. Bezieht man alle Faktoren, wie beispielsweise den langjährigen Bau von Atomkraftwerken, den Abbau und Veredelungsprozess von Uran oder die jahrtausendlange Endlagerung mit ein, dann ist die Atomenergie weniger klimafreundlich als Erneuerbare Energien.“

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