„Wissenschaftliche Ohrfeige für Energiewende-Horrorszenarien“

Rückgang von 2013 monatlich 3,25 Mrd. Euro auf 2,72 Mrd. Euro

Während im Jahr 2013 die Energiekosten der deutschen Industrie in absoluten Werten noch bei monatlich etwa 3,25 Mrd. Euro lagen, erreichten sie im Schnitt der vergangenen sechs Monate nur noch 2,72 Mrd. Euro. „Am stärksten trug dazu der Preisrückgang von Erdgas, Öl und Kohle bei. Zwar musste die Industrie auch weniger für Strom bezahlen, die Entlastung fiel hier jedoch lange Zeit deutlich geringer aus“, sagte Dr. Sebastian Petrick, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Klimapolitik des DIW Berlin.

Ein Grund dafür war, dass Preisänderungen an den Brennstoff- und CO2-Märkten wegen der längerfristigen Beschaffung von Strom über Terminmärkte bei vielen Industrieunternehmen erst mit Verzögerung auf die Stromkosten durchschlugen. Aktuell macht Strom mit etwa der Hälfte nach wie vor den größten Anteil an den Energiekosten der Industrie aus, gefolgt von Öl und Gas (zusammen 36 Prozent); Kohle und andere Brennstoffe haben 5 und 8 Prozent Anteil.

Energieverbrauchsrückgang trotz Produktionszuwachs

Dass die Energierechnung insgesamt gegenüber 2010 um fast elf Prozent gefallen ist, wirkt umso bemerkenswerter, als die deutsche Industrie in derselben Zeit stetig mehr erzeugt hat. Der Bruttoproduktionswert lag zuletzt um knapp neun Prozent höher als noch 2010. Daraus ergeben sich die entsprechend noch deutlich stärker gefallenen Energiekosten je Produktionswert (minus 21 Prozent), wie sie durch den EKI gemessen werden. Mit entsprechender Verzögerung wird der Rückgang seit Ende 2013 auch durch die mittlerweile ebenfalls stark rückläufigen Großhandelspreise für Strom getrieben, ebenso wie durch die Verbilligung von Brennstoffen. Bei den Brennstoffen spielt der Einbruch der Kurse an den Rohölmärkten weltweit eine entscheidende Rolle; der Preis für ein Fass Rohöl (159 Liter) der Nordseesorte Brent ist seit Mitte 2014 von etwa 110 auf teils weniger als 30 US-Dollar gefallen, zum Ende des ersten Quartals 2016 lag er um die 40 Dollar.

Auffällig ist, dass die Energiepreise in den Teilen der Industrie besonders stark gefallen sind, die einen strukturell hohen Energieverbrauch haben. In den Industrien, die wenig Energie verbrauchen, ist die Energierechnung teils sogar gestiegen. In den Berechnungen zum EKI wurde die Industrie daher in drei Gruppen hoher, mittlerer und niedriger Energieintensität aufgeteilt. In der Zeit von 2010 bis zum Ende des ersten Quartals 2016 sind die Energiestückkosten für die

  • hoch-energieintensiven Industrien um 32 Prozent gesunken; im Laufe der vergangenen sechs Monate hat sich die Entwicklung stabilisiert;
  • mittel-energieintensiven Industrien um knapp 10 Prozent zurückgegangen; auch hier ist eine vorläufige Stabilisierung erkennbar, wenn auch auf deutlich höherem Niveau als bei den hoch-energieintensiven Industrien;
  • wenig energieintensiven Industrien nur um etwa 2 Prozent gesunken.
  • Energiebeschaffung im Großhandel

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