„Wissenschaftliche Ohrfeige für Energiewende-Horrorszenarien“

Erster Energiekosten-Indikator für die Industrie – Deutsche Energierechnung um ein Zehntel gesunken

Alter Stromzähler - Foto © Gerhard Hofmann/Agentur ZukunftDie Unternehmen zahlen monatlich rund 320 Millionen Euro weniger für Energie als 2010. Gemessen an der Wirtschaftsleistung fielen die Kosten sogar um 21 Prozent. Die energieintensiven Branchen profitierten am stärksten vom Verfall der Öl- und Strompreise – so der erste aktuelle Energiekostenindex der Industrie (EKI)  der European Climate Foundation (ECF). „Das Ergebnis gleicht einer wissenschaftlichen Ohrfeige für viele Energiewende-Horrorszenarien. Der Grund: Statt mehr zahlen Unternehmen inzwischen im Schnitt deutlich weniger für ihre Energierechnung“, resümiert die Deutsche Welle.

Seit Mitte 2015 zeichnet sich dabei nach den besonders deutlichen Rückgängen der beiden Vorjahre eine zumindest vorläufige Stabilisierung ab – so die erstmalige Auswertung des neuen Energiekostenindikators, den Experten des Öko-Instituts und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) im Auftrag der ECF berechneten.

„Der neue Indikator schließt eine große Lücke in der offiziellen Statistik“, sagte Thomas Fricke, Chief Economist der ECF. Zwar gebe es eine große Anzahl Indikatoren für einzelne Energieträger, etwa aktuelle Börsennotierungen für Strom, Gas und Kohle. Was bislang gefehlt habe, sei ein übergreifender Indikator gewesen, der den industriellen Verbrauch sämtlicher Energieträger (Strom, Gas, Öl, Kohle, Biomasse und sonstige Energieträger) erfasse.

„Der Indikator ermöglicht auch, die tatsächliche Belastung der Industrie mit Abgaben, Steuern und Umlagen zu berücksichtigen“, so Felix Matthes, Forschungskoordinator am Öko-Institut. Auch werden Kompensationsmaßnahmen berücksichtigt, mit denen der Gesetzgeber die faktische Energierechnung für Industrieunternehmen reduziert. Eine Gesamtsumme der Energiekosten wird zwar auch vom Statistischen Bundesamt erhoben, allerdings nur jährlich und mit Verspätung. Aktuell gibt es amtliche Daten zu den Kosten für die Industrie nur bis 2013; erste Zahlen für 2014 werden erwartet. Der nun erhobene EKI schätzt die Entwicklung bis März dieses Jahres.

[note Solarify meint: Wir hatten es geahnt – bisher war die zwischen Jammer und Drohung  gebetsmühlenartig vorgetragene Behauptung immer wieder, die Energiewende zwinge energie-intensive deutsche Unternehmen abzuwandern, Ökostrom sei teuer, erhöhe Unsicherheit und Produktionskosten und lasse die Investitionen hierzulande schrumpfen. Die Studie belegt: die Wirklichkeit sieht anders aus.]

Die Berechnungen ermöglichen zunächst, die Gesamtsumme in Milliarden Euro zu ermitteln, die Deutschlands Industrie Monat für Monat für Energie ausgibt. Daraus lässt sich ableiten, wie groß die relative Belastung der Industrie ist, indem die Energiekosten in Relation zur gesamten Produktion (Bruttoproduktionswert) der Industrie gesetzt wird. Daraus ergibt sich eine Quote der Energiestückkosten, die derzeit für die Industrie insgesamt bei 1,8 Prozent liegt. Diese Werte wurden dann auf einen Index – den EKI – mit Basisjahr 2010 umgerechnet (siehe Grafik oben).

Folgt: Rückgang von 2013 monatlich 3,25 Mrd. Euro auf 2,72 Mrd. Euro