Atomstrom in Frankreich wird teurer

Schlechte Aussichten für Frankreichs Energiezukunft

Der französische Atomkonzern Areva hat den Strom lange subventionieren lassen, jetzt wird er zerschlagen. Das könnte Frankreichs Energieversorgung auf lange Sicht in Schwierigkeiten bringen, denn viel zu wenig Geld floss in den letzten Jahren in den Ausbau Erneuerbarer Energien, wie Nicole Allé in energiezukunft schreibt.

Die Verluste des schon seit Jahren defizitären französischen Atomkonzerns Areva gehen inzwischen in die Milliarden. Frankreich zerschlägt denn auch jetzt den zu 85 Prozent staatlichen Atomkonzern und baut das Unternehmen um – das Atomreaktorengeschäft soll der ebenfalls zu 85 Prozent staatliche Energieversorger EDF übernehmen. Das Geschäft mit nuklearen Brennstoffen wird abgespalten und in ein neues Unternehmen ausgegliedert. 58 Atommeiler liefern im Hexagon, wie die Franzosen ihr Land auch nennen,  75 Prozent des Strombedarfs, etwa 15 Prozent werden exportiert.

AKW Cruas, Rhone - das spielende Kind soll die Harmlosigkeit symbolisieren - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

AKW Cruas, Rhone – das spielende Kind soll die Harmlosigkeit symbolisieren – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Die massive Subventionierung von Atomstrom ist in Frankreich bekannt. Der Strompreis sollte im November 2014 um 5 Prozent steigen, doch Frankreichs Regierung hatte die Erhöhung auf 2,5 Prozent begrenzt. Jetzt klaffen finanzielle Löcher und rund 28 Millionen französische Haushalte müssen zunächst einmal nachzahlen. Weitere Nachzahlungen und vor allem Preiserhöhungen sind zu erwarten. Schon lange geht die Debatte um höhere Tarife, aber auch um den veralteten Kraftwerkspark: Es gibt Sicherheitslücken und andere große technische Probleme.

Frankreichs gesamter Atomsektor steckt in einer Krise, Staat und Atomlobby sind eng verwoben, eine echte energiepolitische Strategie von Seiten der Regierung ist gerade nicht in Sicht. Der von Areva gebaute europäische Druckwasserreaktor EPR lässt sich weltweit kaum verkaufen. Vier EPR sind derzeit im Bau, zwei davon in China, einer in Finnland, dessen Fertigstellung sich massiv verzögert und verteuert; ebenso wie der im nordfranzösischen Flamanville.

Auch an die Schließung des maroden und ältesten AKW im elsässischen Fessenheim bis Ende 2016 glaubt kaum mehr jemand. Mit dem ohnehin laschen Ziel des im Juli letzten Jahres beschlossenen Energiewendegesetzes, den Atomstromanteil in Frankreich bis 2025 von 75 auf 50 Prozent zurückzufahren, wird es wohl auch nichts.

Frankreich heizt mit Strom, weil Atomstrom scheinbar so schön billig ist. Das liegt vor allem daran, dass die Kosten für die Atommülllagerung bislang zu gering angesetzt und die Kosten für die Abrüstung alter Atomkraftwerke gar nicht kalkuliert wurden. In der Stromversorgung mittels Erneuerbarer Energien hinkt die Grande Nation weit hinterher. An Erneuerbaren Energiequellen mangelt es indes nicht, Sonne, Wind, Wasser und Biomasse stehen im Überfluss zur Verfügung – allein der Wille zur Nutzung fehlt.

Die Autorin Nicole Allé ist Chefredakteurin von energiezukunft Print und Online.

->Quelle:  energiezukunft.eu