EEG-Novelle umstritten

EnNeD: „Fehlsteuerung EEG 2016 – Punkt 1: Energiewende falsch verstanden“

In diese knappen Begriffe fasst die gemeinnützige Beratungsgesellschaft energie neu denken gUG )EnNeD) ihre Bedenken zusammen: „Das BMWi peitscht eine Novelle des EEG durch alle politischen Instanzen. Bürger und Verbände durften ihre Einwendungen vom 14. bis 28. April 2016 (also innerhalb von nur 2 Wochen) einreichen. Dieser kurze Zeitraum konnte von kleinen gemeinnützigen Organisationen oder Genossenschaften kaum genutzt werden. Vor der Sommerpause sollen Bundestag und Bundesrat nun ein Gesetz verabschieden, das vollkommen falsche Maßstäbe setzt und die Energiewende verteuert und ausbremst, weil veraltete Denkmuster zugrunde liegen.“

 

Deutschland verbrauche pro Jahr im Moment etwa 600 Terawattstunden (TWh) Strom. Das BMWi visiere für 2030 einen Stromverbrauch von 612 TWh an und wolle für 2050 durch Einsparungen 561 TWh erreichen. Danach richte das Ministerium die Ausbaukorridore aus. Dieser verminderte Stromverbrauch sei zwar „ein wichtiger, aber in diesem Zusammenhang leider sehr einseitiger und veralteter Ansatz, denn das BMWi klammert die Sektoren Wärme, Mobilität und Industrie aus. Für eine sichere und nachhaltige Versorgung müssen wir die Sektoren koppeln und benötigen dadurch mindestens das Drei- bis Fünffache an erneuerbarem Strom“.

Energiewende benötigt Koppelung der Sektoren

Für eine kostengünstige und umfassende Energiewende mit Rohstoffunabhängigkeit und größtmöglichem Klimaschutz muss die Bundesregierung Mobilität, Heizung und Industrie mit dem erneuerbaren Strommarkt koppeln – so EnNeD, weil nur Wasser-, Wind- und Sonnenenergie zu 100% heimische und nachhaltige Energiequellen darstellen. Zudem benötige der erneuerbare Strommarkt die flankierenden Märkte (Heizung, Mobilität und Industrie) als starke Partner zum Ausgleich von Produktionsschwankungen. Im Fachjargon wird dieser Gedanke Sektorenkoppelung genannt.

Was denkt die Forschung?

Viele Studien zur Sektorenkoppelung richteten sich nach dem vom BMWi geplanten Stromverbrauch und erreichten diese Werte nur mit einer massiven Energieeinsparung bis 80 Prozent (was wohl unrealistisch ist). Wissenschaftliche Studien, die Sektorenkoppelung unabhängig von bundespolitischen Zahlenvorgaben betrachteten, gingen dagegen von einer deutlichen Steigerung des Strombedarfs aus. Das Umweltbundesamt (UBA) habe bereits im Oktober 2013 ein umfassendes Szenario vorgelegt und gebe einen Jahresstrombedarf von 3.000 TWh bis 2050 an (gegenüber 561 TWh des BMWi). Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin habe nun ihrerseits aktuelle Zahlen vorgelegt: Obschon in deren Szenario die elektrische Energie kaum umgewandelt, sondern weitgehend direkt (und damit sehr effizient) genutzt wird, gehen die Experten der HTW mindestens von einer Verdoppelung des heutigen Strombedarfs aus (auf 1.350 TWh).

Fehlstellung Ausbauzahlen

EnNeD: „Das BMWi legt also vollkommen falschen Zahlen zugrunde und handelt danach. Derzeit verlangsamt das BMWi die Fortentwicklung der Erneuerbaren Energien zum Beispiel durch enge Ausbaukorridore. Für eine ausreichende und nachhaltige Versorgungssicherheit müsste das BMWi das Tempo der letzten Jahre laut der HTW-Studie dagegen deutlich beschleunigen, nämlich um das Vier- bis Fünffache!“

energie neu denken forderte auf dieser Grundlage von den Bundesparlamentariern und Bundesratsmitgliedern eine Korrektur der Novellierung des EEG. Mit mehreren Briefen informierte der Think Tank die Politiker über die Fehlsteuerungen und bietet Alternativen für ein konsequentes und rasches Gegensteuern.

Folgt: Eurosolar fordert in offenem Brief Korrektur der EEG-Novelle