„Klima- und Artenschutz miteinander vereinbaren“

Untersuchung: Windkraft und Fledermäuse

Vor allem weibliche Fledermäuse scheinen im Frühsommer regelrecht von Windkraftanlagen angezogen zu werden. Das ist eines der Ergebnisse der Pilotstudie des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Die Forscher hatten den nächtlichen Flug des einheimischen Großen Abendseglers via GPS-Tracking beobachtet. Einige Resultate verblüfften selbst die Experten.

Abendsegler mit miniaturisierten GPS-Loggern

Wie verhalten sich Fledermäuse in der Nähe von Windkraftanlagen? In welchen Lebensräumen jagen sie bevorzugt ihre Beute, die Insekten? Welche Distanzen legen sie dabei zurück? Und wie hoch fliegen sie eigentlich? Um diese Fragen zu klären, bestückten Forscher um ausgewachsene Abendsegler mit miniaturisierten GPS-Loggern. Testgebiet war ein Waldstück in Brandenburg, welches von Agrarland und mehreren Windparks umgeben war. Das Resultat: Die Weibchen scheinen im Frühsommer von den riesigen Anlagen regelrecht angezogen zu werden. Zwei der drei Weibchen kreuzten die Windparks sogar. „Eine Erklärung dafür ist, dass die baumbewohnenden Tiere nach der Wochenstubenphase, in der sie ihre Jungen aufzogen, neue Quartiere suchen und die Anlagen fälschlicherweise für große, abgestorbene Bäume halten“, sagt Christian Voigt. „Amerikanische Kollegen vermuten das bereits seit längerem für nordamerikanische Arten.“ Die Männchen hingegen mieden den Windpark generell, pendelten stereotyp zwischen Jagdhabitat und ihrem Quartier hin und her. „Was daran liegt, dass sie in dieser Zeit bereits feste Quartiere etabliert haben.“

Überraschend groß ist der Luftraum, den die Fledermäuse für ihre Jagdausflüge nutzten. Vereinzelt stiegen sie bis in 250 Meter Höhe auf. Fünfundneunzig Prozent der Flüge lagen jedoch zwischen 0 und 144 Meter über dem Boden. Riskant – denn im Testgebiet drehen sich die Rotorblätter der meisten Windkraftanlagen in Höhen zwischen 67 und 133 Metern.

In der Regel verließen die Tiere ihre Quartiere etwa 30 Minuten nach Sonnenuntergang. Die Jagdflüge der Weibchen waren räumlich und zeitlich weit ausschweifender als die der Männchen: Während die weiblichen Abendsegler im Schnitt mehr als 1,5 Stunden unterwegs waren und bei ihrer Rückkehr fast 30 Kilometer abgeflogen hatten, begnügten sich ihre männlichen Artgenossen mit einer Stunde Flugzeit und einer Flugrunde von etwa 15 Kilometern.

Außerdem stellten die Forscher fest, dass die männlichen Fledermäuse Bio-Nahrung bevorzugten. Sie jagten am liebsten über oder in der Nähe von Anbauflächen der ökologischen Landwirtschaft. Nur 21 Prozent ihrer Flüge fanden über herkömmlichen Agrarflächen statt. Die Weibchen waren etwas weniger wählerisch, dafür mieden sie Waldflächen. Beide Geschlechter jagten häufig an linearen Strukturen, wie zum Beispiel Hecken oder Alleen.

Folgt: Klimaschutz und Naturschutz gut miteinander zu verbinden