„Klima- und Artenschutz miteinander vereinbaren“

Klimaschutz und Naturschutz gut miteinander zu verbinden

Die Ergebnisse liefern weitere Anhaltspunkte dafür, dass sich Klimaschutz und Naturschutz gut miteinander verbinden lassen. Geht es um Standorte für künftige Windparks, gilt es Grünlandbereiche, ökologischen Landbau und Plätze in der Nähe von Wasserflächen und Standorte in der Nähe linearer Landschaftselemente  von der Liste zu streichen. Ob ein potenzieller Standort in einem Fledermausjagdgebiet liegt, lässt sich im Vorfeld mit sogenannten Horchboxen feststellen. Das sind Fledermausdetektoren, die die Anwesenheit von Fledermäusen anhand von Echoortungsrufen automatisch erfassen. „Der Betreiber hat dies in der Regel zu prüfen – aber die daraus resultierenden Auflagen werden zu selten umgesetzt“, sagt Christian Voigt.

Um die Schlagopferzahl an bestehenden Anlagen zu minimieren, bedarf es nur kleiner Veränderungen beim Betrieb. Bei Temperaturen unter 10°C und Windgeschwindigkeiten über acht Meter pro Sekunde fliegen Fledermäuse meist gar nicht. Ab dieser Windgeschwindigkeit steigt jedoch erst die Nettoenergieproduktion von Windrädern. Der Verlust für die Betreiber wäre also minimal – er liegt unter einem Prozent – wenn sie die Anlagen unter diesen fledermausfreundlichen Bedingungen abschalten würden. Die Technik dafür ist bereits vorhanden.

Windgenerator bei Nauen, Brbg. - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft 20150829_163113Es wäre also ganz einfach, fast nebenbei auch noch etwas für den Naturschutz zu tun. Und warum wird es nicht öfter getan? „Ich vermute, weil die erneuerbare Energieproduktion aus Windkraft bereits einen grünen Stempel trägt, so dass die Betreiber meinen, damit schon ausreichend für die Umwelt getan zu haben. Aber das Ziel einer intelligenten Energiewende sollte sein, in allen Bereichen nachhaltig zu arbeiten; sowohl im Umweltschutz als auch im Naturschutz. Klimaschutz und Artenschutz lassen sich miteinander vereinbaren“, betont Voigt. „Und das geht ganz einfach, indem man Standorte mit hoher Fledermausaktivität meidet und entsprechende Abschaltzeiten im Betrieb von Anlagen berücksichtigt. Damit ließen sich die Schlagopferzahlen drastisch reduzieren.“

Getötete Fledermäuse fehlen in Population schmerzlich

Fledermäuse stehen in Deutschland sowie der gesamten EU unter strengem Naturschutz. Die einzigen aktiv flugfähigen Säugetiere sind sehr nützlich, denn sie ernähren sich ausschließlich von Insekten. Neben lästigen Mücken vertilgen Fledermäuse massenweise knackige Käfer und Raupen, die sich an Mais, Getreide und andern Nutzpflanzen schadlos halten. „Sie vollbringen damit eine enorme Ökosystemdienstleistung, die Landwirte sehr schätzen sollten“, betont Voigt. Denn wenn Fledermäuse über den Äckern jagen, muss deutlich weniger Insektizid ausgebracht werden.

Fledermäuse, die getötet werden, fehlen in der Population schmerzlich, weil diese Säugetiergruppe sich nur langsam reproduziert. Durch die massiven Verluste an Windkraftanlagen dünnen nicht nur die lokalen Populationen aus. Vor allem migrierende Arten sind betroffen, die auf ihrem Zug zwischen den Lebensräumen für die Fortpflanzung im Sommer in Nordosteuropa und den Überwinterungsgebieten in Süd- und Westeuropa Deutschland als Transitland nutzen.

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