Werden Stadtwerke und Kommunen von Veränderungen in der neuen Energiewelt überrannt?

Gastbeitrag auf Karlheinz Remmers‘ Blog neue-energiewelt.de
von Lars Waldmann

Die Energiewende steht an einem Wendepunkt. Nach meiner Überzeugung wird sich in den nächsten 3 -5 Jahren entscheiden, wie das Energiesystem der Zukunft strukturiert ist. Wird die regionale Struktur des künftigen Energiesystems noch Bestand haben? Die Energiewende findet heute – noch – in den Kommunen und Regionen statt. Allerdings habe ich die große Befürchtung, dass viele Stadtwerke und Kommunen von den Veränderungen überrannt werden.

Bisher war die Energiewende getragen von vielen privaten Investoren, die auf der Basis des Gesetzes zum Vorrang von Erneuerbaren Energien, im Volksmund „EEG“ genannt, in eine eigene Energieerzeugungsanlage investiert haben. Das weltweit vielfach kopierte Erfolgsmodell EEG führte zu 1,5 Millionen dezentralen Generatoren in Deutschland. Diese liegen zu 95 % in privater Hand. Gleichzeitig sind diese Anlagen zu 97 % auf der Verteilnetzebene angeschlossen und speisen ihren Strom in regionale Netzstrukturen ein. Diesem massiven Gegengewicht zur konventionellen Energiewirtschaft ist es geschuldet, dass sich die großen Konzerne in ihren Strategien inzwischen bewegen.

Die Entwicklungen der nächsten Jahre werden entscheiden, ob die regionale Struktur des künftigen Energiesystems noch Bestand hat. Die Energiewende findet heute – noch – in den Kommunen und Regionen statt. Ich habe aus meiner Praxis in den letzten Jahren einige spannende Konzepte dazu entdeckt. Allerdings habe ich die große Befürchtung, dass viele Stadtwerke und Kommunen von den Veränderungen überrannt werden. Sie sind vielfach zu träge oder schlicht überfordert. Wenn sie den Prozess der Veränderung nicht jetzt aktiv aufgreifen, sondern den Wandel verschlafen, wird sich der Energiesektor noch viel nachhaltiger verändern, als uns das heute bewusst ist. Kommunale Stadtwerke wird es dann nicht mehr geben.

Die jüngste Ausschreibung für Offshore Wind hat Dong mit 7,2 Eurocent für sich entschieden. Damit rücken große und zentrale Erzeugungsstrukturen wieder in den Fokus der Großinvestoren. Mit gewaltigen Summen drängen die Googles und Apples dieser Welt in den Energiesektor. Sie orientieren sich eisern am Kundennutzen und kennen den „Point of Sale“ von Milliarden Anwendern. Sie sind bereits vor Ort in den Smartphones und können Massengeschäft kostengünstig automatisiert abrechnen. Es geht um einen Multimilliarden-Markt, der bisher von den Ölmultis und Rohstoffriesen dominiert war.

Die Chance der Energiewende ist aber gerade die Wertschöpfung vor Ort, die in den Regionen für neue Kraft sorgen kann. Dafür müssen sich die Stadtwerke jedoch ihrer Rolle bewusst werden. Die Digitalisierung der Energiewirtschaft ist eine klare Chance für die Kommunen, sich dem Kundennutzen zu widmen und die Regionale Wertschöpfung in Gang zu bringen. Dass es geht, haben einige schon gezeigt. Was machbar ist, können Sie im Webinar Stadtwerk mit Zukunft – Digitalisierung & Energiewende in der kommunalen Versorgung am 27.7.2016 von 11 bis 12.30 Uhr hier in der Neuen Energiewelt erfahren.

Lars Waldman ist CEO Renewable Energy Communication.

->Quelle:blog.neue-energiewelt.de/gastbeitrag