Auf dem Weg zu nachhaltigem Benzin
Die Sonne hat als saubere und unerschöpfliche Energiequelle das Potenzial, die Herausforderungen einer zukünftigen Energieversorgung zu lösen. Forscher am schweizerischen Paul Scherrer Institut PSI und an der ETH Zürich haben nun erstmals einen chemischen Prozess vorgestellt, in dem die Wärmeenergie der Sonne genutzt werden kann, um aus Kohlendioxid und Wasser direkt hochenergetische Treibstoffe herzustellen. Hierfür haben sie eine neue Materialkombination aus Ceroxid und Rhodium entwickelt. Damit ebnen sie den Weg für eine chemische Speicherung der Sonnenwärme. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden nun in der Fachzeitschrift Energy and Environmental Science.
Mit dem neuen Verfahren kann Sonnenwärme erstmals genutzt werden, um aus Kohlendioxid und Wasser direkt künstlichen Treibstoff herzustellen. „Damit lässt sich die Sonnenenergie in Form chemischer Bindungen speichern, erläutert Ivo Alxneit, Chemiker am Labor für Solartechnik des PSI. „Das ist einfacher als Strom zu speichern.“ Der neue Ansatz funktioniert nach einem ganz ähnlichen Prinzip wie das der Solarkraftwerke. Alxneit und seine Kollegen setzen Wärme ein, um bestimmte chemische Prozesse anzuregen, die erst bei sehr hohen Temperaturen von über 1000 Grad Celsius ablaufen.
Mit Sonnenwärme zum Treibstoff
Das Prinzip hinter Alxneits Forschung heißt thermo-chemischer Zyklus. In diesem Begriff stecken sowohl die chemische Umwandlung in einem Kreislaufprozess als auch die dafür benötigte Wärmeenergie – in Fachkreisen thermische Energie genannt. Bereits vor zehn Jahren haben Forschende gezeigt, dass sich auf diese Weise energiearme Stoffe wie Wasser und das Abfallgas Kohlendioxid in energiereichere Stoffe wie Wasserstoff und Kohlenmonoxid umwandeln lassen.
Das funktioniert in Gegenwart bestimmter Materialien wie Ceroxid, einer Verbindung des Metalls Cer mit Sauerstoff. Bei sehr hohen Temperaturen von rund 1500 Grad Celsius verliert das Ceroxid einige Sauerstoff-Atome. So vorbehandelt ist das Material bei niedrigeren Temperaturen begierig, wieder Sauerstoff-Atome an sich zu binden. Werden nun Wasser- und Kohlendioxid-Moleküle über eine derart aktivierte Oberfläche geleitet, geben sie Sauerstoff-Atome (chemisches Symbol: O) ab. Wasser (H2O) wird so zu Wasserstoff (H2) umgewandelt und Kohlendioxid (CO2) zu Kohlenmonoxid (CO), während sich zugleich das Ceroxid regeneriert. Für letzteres kann der Kreisprozess damit von vorne beginnen.
Aus dem entstandenen Wasserstoff und Kohlenmonoxid wiederum lassen sich Treibstoffe herstellen: konkret sind dies gasförmige oder flüssige Kohlenwasserstoffe wie Methan, Benzin und Diesel. Die Treibstoffe lassen sich direkt nutzen, können aber auch in Tanks gespeichert oder ins Erdgasnetz eingespeist werden.
Folgt: Bislang zwei Prozesse nötig: thermo-chemischer Zyklus und Fischer-Tropsch-Verfahren