Deutschland übernimmt Verantwortung in Arktisforschung

Freier Zugang zu allen wissenschaftlichen Daten zum Schutz der Arktis

Erstmalig sind am 28.09.2016 in Washington Vertreter der Forschungsressorts aus 22 Nationen zusammengekommen, um eine verstärkte Zusammenarbeit in der Arktisforschung zu verabreden. Laut Pressemitteilung des BMBF  übernimmt Deutschland die Leitung von zwei internationalen Vorhaben zur langfristigen Datenerhebung und zum verbesserten Datenaustausch.

„In der Arktis vollzieht sich derzeit ein schwerwiegender ökologischer Wandel, der auch weitreichende soziale und wirtschaftliche Auswirkungen haben wird“, erklärte der für Deutschland teilnehmende Forschungsstaatssekretär Schütte. „Wir müssen gezielt Beobachtungslücken schließen und freien Zugang zu allen wissenschaftlichen Daten ermöglichen, um bessere Entscheidungsgrundlagen für den Schutz der Arktis zu haben.“

Kein Zweifel in der Arktis - die Eisberge vor Grönland nehmen ab - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Kein Zweifel in der Arktis – die Eisberge vor Grönland nehmen ab – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Über viele Gebiete in der Arktis lägen noch wenig Informationen vor. Hinzu komme, dass auch spärlich vorhandene Daten nicht allgemein zugänglich gemacht würden. Dies verhindere den wissenschaftlichen Fortschritt und die Entwicklung neuer Strategien, wie mit den ökologischen und sozialen Veränderungen in Arktis umgegangen werden könne, so die Forschungsminister in ihrer Abschlusserklärung.

Staatssekretär Schütte kündigte an, dass Deutschland die Leitung des „Year of Polar Prediction“ übernehmen werde, an dem sich bisher 12 Nationen beteiligten. Mit diesem Vorhaben solle die Datengrundlage durch intensive zweijährige Messungen über das gesamte Polargebiet substantiell verbessert werden.

Ein weiterer Beitrag Deutschlands sei die Leitung des Vorhabens MOSAIC, in dem über ein Jahr kontinuierlich Daten von verschiedenen Beobachtungsstationen in, über und unterhalb der Eisdecke erhoben und zusammengeführt würden. Eine zentrale Rolle übernehme dabei das deutsche Forschungsschiff Polarstern: Es solle ab Herbst 2019 im arktischen Eis einfrieren und dann über den Zeitraum eines Jahres mit dem Meereseis verdriften. Für MOSAIC wie für das „Year of Polar Prediction“ übernehme das Alfred Wegener Institut, Helmholtzzentrum für Polar- und Meeresforschung, die Leitung.

Im Rahmen ihrer Präsidentschaft im Arktischen Rat hätten die USA erstmalig einen Gipfel der Wissenschaftsminister einberufen. Neben den Vertretern der acht arktischen Arktisanrainer-Staaten (Kanada, Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Russland, Schweden und die Vereinigten Staaten) seien 14 weitere Länder eingeladen, die in der Arktisforschung besonders engagagiert seien (Frankreich, Deutschland, Polen, Spanien, Niederlande, Vereinigtes Königreich, Italien, China, Indien, Japan, Südkorea, Singapur, Neuseeland, und die Schweiz).

Deutschland gelte hierbei aufgrund seiner großen wissenschaftlichen Expertise unter anderem zur Entwicklung der Eisbedeckung in der Arktis und zum Meeresspiegelanstieg als ein wichtiger Teilnehmer des Treffens der Arktisforschungsminister im Weißen Haus. Deutschland finanziere strategische Forschungsinfrastrukturen in der Arktis, wie beispielsweise den Forschungseisbrecher Polarstern, die Forschungsstation AWIPEV in Ny-Ålesund auf Spitzbergen und beteilige sich an der Samoylov-Station in Sibirien zur bilateralen, russisch-deutschen Permafrostforschung.

Alarmierende Vergleichszahlen hat das BMBF am 27.09.2016 dazu veröffentlicht:

„8 mal die Fläche Deutschlands – um so viel hat das Eis in der Arktis 2016 abgenommen.“

Im Vergleich zum langjährigen Mittel: Der Durchschnittswert der Meereisausdehnung im September der Jahre 1979 (Beginn der Satellitenerfassung) bis 2000 liege bei 6,9 Millionen Quadratkilometern. Im Vergleich dazu bedeckten etwa 2,8 Millionen Quadratkilometer Eis weniger die Arktis am Ende dieses Sommers. Das entspreche fast der achtfachen Fläche der Bundesrepublik (mit 357.111 km²) oder etwa der Fläche Argentiniens (2.780.400 km²). Am 07.09.2016 habe das arktische Meereseis seinen tiefsten Wert erreicht: Die Ausdehnung habe nur noch 4,1 Millionen Quadratkilometer betragen. Damit habe die Meereisausdehnung den zweitniedrigsten Wert nach dem Negativ-Rekord im Jahr 2012 erreicht.

Die Arktisregion reagiere auf den Klimawandel besonders sensibel. Es bestehe nach wie vor ein großer Forschungsbedarf, um kontinuierlich Daten über die Entwicklung des Arktiseises zu sammeln und um den Einfluss von Umweltparametern auf die Arktis besser verstehen zu können. Das BMBF fördert die internationale Arktis-Forschung im Programm Forschung für Nachhaltige Entwicklung, sowie über das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) oder des GEOMAR, Helmholtz-Zentrum für Küsten und Meeresforschung.

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