Schweriner Mega-Batterie baut an

Baustart für Erweiterung des Speichers

Der mecklenburgische Energieversorger WEMAG startete laut einer Pressemitteilung am 05.10.2016 die Bauarbeiten zur Erweiterung des Schweriner Batteriespeichers. Mit einem gemeinsamen Spatenstich begannen die Bodenarbeiten für den neuen Bauabschnitt „Schwerin2“. Damit wird die Leistung von fünf auf 10 MW verdoppelt, die Kapazität wird von fünf MWh auf 14,5 MWh fast verdreifacht. Der Erweiterungsbau wird etwa 20 mal 15 Meter groß und enthält zusätzliche Batterien, Transformatoren und Leistungselektronik. Die verfügbare Leistung für Systemdienstleistungen soll erhöht werden.

„Gerade im Hinblick auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien und die künftige Abschaltung alter Kraftwerke ist es notwendig, in Technologien zu investieren, die nicht nur den Strombedarf decken, sondern auch die Versorgungsqualität und Netzstabilität sicherstellen“, so Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommerns, bei der Zeremonie. „Der Schweriner Batteriespeicher war Vorreiter dieser Entwicklung und hat eindrucksvoll gezeigt, dass neue Technologien in Zukunft einen Teil der Systemdienstleistungen übernehmen können“, unterstrich Pegel die Relevanz des Projekts.

Im September 2014 hatte die WEMAG den ersten kommerziellen Batteriespeicher in Betrieb genommen (siehe: solarify.eu/2014/09/17mega-stromspeicher-am-netz). „Nach zwei Jahren Betriebszeit fällt unsere Bilanz für den Batteriespeicher wirtschaftlich und technisch durchweg positiv aus, daher hat sich die WEMAG für diese Erweiterung entschieden“, so Thomas Pätzold, technischer Vorstand der WEMAG AG. „Wir glauben, dass schnelle und autonome Speicher künftig einen wichtigen Beitrag zum stabilen Betrieb der Stromnetze leisten“, ergänzte er.

Vom Speicher-Betreiber zum Speicher-Errichter

Der mecklenburgische Energieversorger WEMAG ist Generalunternehmer des Projekts. Kunde ist die Batteriespeicher Schwerin GmbH & Co. KG. „Wir errichten den Speicher wie für einen Kunden und demonstrieren künftigen Projektpartnern oder Investoren unsere Fähigkeiten in der Anlagenerrichtung“, so Pätzold weiter. Der Baustart wird somit auch zum Startschuss für ein neues Geschäftsfeld.

Eine eigens gegründete Unternehmenseinheit übernahm die Planung der Erweiterung und überwacht künftig die Bauarbeiten. Möglich wurde dies durch die erfolgreiche Kooperation mit dem Berliner Technologieunternehmen Younicos, das den Batteriespeicher ursprünglich entwickelte und durch vorhandenes Know-how der WEMAG im Bereich Netzanlagen-Errichtung. Younicos unterstützt die WEMAG bei diesem Projekt und stellt die notwendige Software zur Anlagensteuerung bereit. Weiterhin übernimmt der Berliner Speicherpionier die Integration der zusätzlichen Leistungselektronik. „Wir freuen uns auf den nächsten Schritt in unserer Kooperation, besonders weil es zeigt, wie sehr das Thema Energiespeicherung in den Fokus der Energieversorger gerückt ist“, erklärte Alexander Schönfeldt, Vertriebsleiter der Younicos AG.

Für die Erweiterung ist ein Investitionsvolumen von 5 Mio. Euro veranschlagt. „Wir können den Erweiterungsbau ohne weitere Fördermittel errichten, da wir von den Skaleneffekten aus dem ersten Bauabschnitt profitieren“, so Thomas Pätzold.

Energiespeicher sind nahezu unverzichtbar, um im Rahmen der Energiewende die konventionellen Kraftwerke zurückzufahren. Bislang trugen vor allem Kohlekraftwerke zur Stabilisierung des Stromnetzes bei, allerdings mit dem Nachteil fehlender Flexibilität, weshalb sie ein Vielfaches der benötigten Ausgleichsleistung produzieren müssen. Diese blockiert häufig die Netze für die Einspeisung von Strom aus regenerativen Energien. Die Folge sind erhebliche volkswirtschaftliche Schäden – etwa fünf Milliarden Euro jährlich ab 2017, hat das Energieforschungszentrum Niedersachsen ausgerechnet. Anders ist das beim Batteriepark. Er lässt sich schneller und genauer steuern.
Die erste Schweriner Fünf-MW-Batterie ersetzte das Regelpotential einer konventionellen 50 Megawatt Turbine. Der Berliner Netz- und Speicherspezialist Younicos hate den Speicher in zwölf Monaten schlüsselfertig errichtet. Im Inneren des etwa turnhallengroßen Gebäudes speichern 25.600 Lithium-Manganoxid-Zellen Strom in Millisekunden. Zelllieferant Samsung SDI garantiert die Leistung des Batteriekraftwerks für mindestens 20 Jahre. Fünf jeweils vier Tonnen schwere Mittelspannungs-Transformatoren verbinden das Kraftwerk sowohl mit dem regionalen Verteilnetz als auch mit dem nahegelegenen 380-kV-Höchstspannungsnetz.

Bereitstellung notwendiger Systemdienstleistungen

Das Batteriespeicherkraftwerk wird aktuell zur Frequenzstabilisierung in der Primärregelleistungsvermarktung eingesetzt. Durch den Wegfall rotierender Massen in den dampfgetriebenen Stromgeneratoren im Rahmen der Energiewende, müssen neue Technologien Systemdienstleistungen wie Frequenz- und Spannungsstabilität übernehmen.

„Der Schweriner Batteriespeicher hat als erste kommerzielle Großanlage den Nachweis des wirtschaftlichen Betriebs erbracht und hat daher schon einige Nachahmer in Deutschland gefunden“, erklärte Pätzold. „Künftig wird der WEMAG-Speicher auch in weiteren Anwendungsfeldern eingesetzt, aktuell laufen Forschungsvorhaben zu Schwarzstart und Netzwiederaufbau“, so der technische Vorstand. Auch für Sekundärregelleistung und Blindleistungsbereitstellung eignet sich die Anlage. Die zusätzliche Erweiterung der Kapazität trägt dazu bei, diese Anwendungsfelder parallel zur bestehenden Primärregelleistung zu ermöglichen.

Neues Geschäftsfeld im Blick

Mit dem Neubau verfolgt die WEMAG ein weiteres Ziel: Denn sie tritt beim Bau des neuen Speichers als Generalunternehmerin auf. Kunde ist die Batteriespeicher Schwerin GmbH & Co. KG, ein Unternehmen, das ebenfalls zur WEMAG gehört. Die eigenwillige Konstruktion hat ihren Sinn: „Wir errichten den Speicher wie für einen Kunden und demonstrieren künftigen Projektpartnern oder Investoren unsere Fähigkeit in der Anlagenerrichtung“, erklärt Thomas Pätzold. Damit werde der Baustart auch zum Start für ein neues Geschäftsfeld der WEMAG.

Mehr als 1.500 internationale Fachbesucher machten sich seit 2014 ein Bild des Schweriner Batteriespeichers. Mit dem Bau der Erweiterung und der Integration neuester Lithium-Batterietechnologien bleibt die Anlage für Besucher aus aller Welt weiterhin interessant. Nach dem Baustart im Oktober 2016 plant die WEMAG eine Fertigstellung der Gebäudehülle für den kommenden März und eine Inbetriebnahme des zweiten Kraftwerksblocks im Juni 2017.

->Quellen: