Das energieautarke Mehrfamilienhaus

Chancen für Wohnungswirtschaft, Energieversorger und Banken

Innovative Lösungen vernetzen diese Gebäude – nicht um Energie zu beziehen, sondern um die Energiespeicher des Gebäudes den regionalen Energieversorgern zur Lagerung von Energieüberschüssen zur Verfügung zu stellen und damit die öffentlichen Netze zu entlasten.

Effizienzhaus Plus, Berlin - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Effizienzhaus Plus, Berlin – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

So spektakulär wie ihr Äußeres sind auch die „inneren“ Werte dieser von Prof. Timo Leukefeld, einem Pionier energieautarker Häuser, konzipierten und realisierten Gebäude (siehe: solarify.eu/erstes-haus-ohne-stromanschluss): Sie bieten zum einen Wohnungswirtschaft, Energieversorgungs-Unternehmen und Banken interessante und lukrative Geschäftsmodelle. Zum anderen genießen die Bewohner eines energieautarken Mehrfamilienhauses langfristig stabile und damit kalkulierbare Pauschalmieten mit Energie-Flatrate, die neben Wärme und Strom auch E-Mobilität umfasst.

Pauschalmieten und Energie-Flatrate – Ein Wohnungsmodell mit Zukunft

Um ein Mehrfamilienhaus als energieautarkes Gebäude zu gestalten, beläuft sich die Mehrinvestition für das Energieautarkiepaket bei einem Gebäude mit beispielsweise sechs Wohneinheiten auf etwa 380 Euro brutto pro Quadratmeter, ohne Berücksichtigung eventueller staatlicher Fördermittel. Damit liegen die spezifischen Zusatzkosten der Energieautarkie pro Wohneinheit 60 Prozent unter denen für Einfamilienhäuser.

Werden die zukünftigen Betriebskosten in die Investitionskosten einbezogen, entstehen völlig neuartige Vermietungsmodelle: Vermieter können ihren Mietern feste Pauschalmieten für die Dauer von beispielsweise bis zu 10 Jahren anbieten, die neben dem Entgelt für das Wohnen, Wärme, Strom und E-Mobilität als Flatrate enthalten. Die Attraktivität des Modells kann mit einem oder mehreren Elektromobilen als Gemeinschafts-Fahrzeuge noch erhöht werden.

„Das Modell löst viele Konflikte zwischen Mieter und Vermieter“, erläutert Heiner Pott, Direktor des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen e.V. „Mieter sind über einen langen Zeitraum vor den stetig wachsenden Nebenkosten-Forderungen geschützt. Vermieter sparen neben dem erheblichen Verwaltungsaufwand jährlicher Betriebskostenabrechnungen auch das Prozessrisiko etwaiger daraus resultierender Streitigkeiten, noch dazu um häufig relativ geringe Beträge.“

Weitere Vorteile liegen auf der Hand: Die langfristigen vertraglichen Bindungen führen zu längeren Verweildauern in den Wohnungen. Häufiger Mieterwechsel und damit verbundener Verwaltungsaufwand entfallen. Selbst in Regionen ohne Wohnungsknappheit kommen rund 80 Bewerber auf eine Wohneinheit. Einige energieautarke Mehrfamilienhäuser sind schon in den Startlöchern. Sie zeigen, dass dem Vermieter mit diesem Modell eine größere Bandbreite bei der Kalkulation des Mietpreises zur Verfügung steht. In einer deutschen Kleinstadt, beispielsweise steht der errechneten Energiepauschalmiete von 11,43 Euro/qm die höchste ortsübliche Kaltmiete in Höhe von 10,50 Euro gegenüber, die sich mit den Nebenkosten für Wärme, Strom und Benzin auf rund 12,50 Euro erhöht.

Über das tatsächliche Interesse an der Grundversorgung mit Wärme, Strom und Mobilität hinaus ergeben sich auch für Mieter weitere Vorteile: Das Modell kommt älteren Menschen entgegen, die im Hinblick auf ihre Renten nach Kostensicherheit streben, wie auch jüngeren Menschen mit Familie. Permanente Vergleiche komplizierter Kostengefüge von Stromanbietern entfallen ebenso wie der stete Blick auf die Tankuhr sowie „böse“ Überraschungen im Zusammenhang mit Nebenkostenabrechnungen.

Folgt:  Energieversorger: Moderner Dienstleister statt „Stoff“-Verkäufer