Auf neuen Nutzungspfaden: Bioenergie der Zukunft analysiert

Metaanalyse: Vom Multitalent zum Spezialisten?

Die Bioenergie in ihren vielfältigen Formen leistet in den Sektoren Strom, Wärme und Mobilität wesentliche Beiträge. Trotz einer breiten Rohstoffbasis ist ihr Einsatz indes nicht beliebig steigerbar. In der am 01.12.2016 erschienenen Metaanalyse „Perspektiven fester, flüssiger und gasförmiger Bioenergieträger“ geht die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) der Frage nach, in welchen Formen und Einsatzgebieten die Bioenergie künftig laut Einschätzung maßgeblicher Studien genutzt werden soll.

„Die neue Metaanalyse macht transparent, was hinter den Annahmen zur künftigen Rolle der Bioenergie in den Bereichen Strom, Wärme und Kraftstoffe steckt“, erklärt AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer anlässlich der Veröffentlichung der Metaanalyse im Forschungsradar Energiewende. Maßgeblichen Anteil an der Erstellung der Metaanalyse hatte das Beratungsbüro Energy Research Architecture (ERA).

Analysiert werde in dem neuen Papier die Verteilung der jeweils als verfügbar betrachteten Biomasse auf flüssige, feste und gasförmige Bioenergieträger in zwölf verschiedenen Szenarien aus sieben seit 2012 erschienenen Studien. Die Metaanalyse zeige, dass die Schere zwischen den Szenarien bis 2050 immer größer werde, so Vohrer.

„Dies verdeutlicht die große Bandbreite an Aufgaben und den sehr unterschiedlichen Stellenwert, der der Bioenergie je nach Szenario zuerkannt wird. Zugleich dokumentiert es die enormen Chancen, aber auch die Unsicherheit, mit der es Betreiber von Biomasseanlagen in einem Umfeld viel zu niedriger fossiler Energiepreise aktuell zu tun haben“.

Zwei Szenarien, die den gegenwärtigen Trend fortschrieben (Nitsch 2016; Prognos/EWI/GWS 2014), deuteten darauf hin, dass die für die energie- und klimapolitischen Ziele als notwendig erachtete Bioenergiemenge bei Beibehaltung aktueller Rahmenbedingungen verfehlt würde.

Eine Studie gehe davon aus, dass anspruchsvolle Klimaziele auch ohne wachsende Beiträge der Bioenergie erreichbar seien (Öko-Institut/Fraunhofer ISI 2015). Die meisten Szenarien rechneten indes damit, dass auch künftig relevante Mengen an festen, gasförmigen und flüssigen Bioenergieträgern in Deutschland bereitgestellt würden. Dabei vollzögen sich jedoch Verschiebungen bei den Nutzungspfaden, die in einigen Szenarien auf Kosten der Bioenergie im Stromsektor gingen.

Drei Studien bzw. Szenarien hielten am heutigen Stellenwert der festen und gasförmigen Biomasse für die Stromproduktion fest bzw. bauten ihren Beitrag noch etwas aus und sähen die Bioenergie zunehmend als flexible Erzeugungsoption vor, kommentiert Vohrer.

Übereinstimmend werde davon ausgegangen, dass die Nutzung flüssiger Biomasse zur Stromerzeugung verschwinde und feste Biomasse auch künftig der mengenmäßig wichtigste Bioenergieträger bleibe. Je nach Szenario seien die Anteile von Strom- und Wärmebereitstellung dabei recht unterschiedlich, wobei der Wärmesektor weiterhin dominiere. Die Analyse der Szenarien zeige moderate bis deutliche Auswirkungen der Kopplung von Strom-, Wärme- und Verkehrssektor auf die Bioenergienutzung. So könne insbesondere die Elektrifizierung des Straßenverkehrs zu einer fokussierten Nutzung der Biokraftstoffe im Güter- und Flugverkehr führen. Die Biokraftstoffmengen nähmen dadurch auch in den stark auf strombasierten Kraftstoffen ausgerichteten Szenarien bis 2050 teilweise noch deutlich zu.

Begleitend zur Metaanalyse hat die AEE am 01.12.2016 das Hintergrundpapier Bioenergie: Fragen und Antworten – Faktencheck zu Biomasse und Co. herausgegeben. Es geht auf zentrale Fragestellungen zur Rolle der Bioenergie in Sachen Wirtschaftsleistung, Klima- und Umweltschutz ein und ist hier abrufbar.

->Quelle: unendlich-viel-energie.de