Luftqualität 2016: Stickstoffdioxid weiter Schadstoff Nummer Eins

Greenpeace-Aktivisten protestieren auf Berliner Siegessäule

Aus Protest gegen die anhaltend schlechte Stadtluft haben Greenpeace-Kletterer der Skulptur auf der Berliner Siegessäule am 31.01.2017 eine Atemschutzmaske aufgesetzt und in knapp 70 Metern Höhe ein Banner mit der Aufschrift „Atemlos durch die Stadt“ gehisst.

Die UBA-Daten zeigen, so Greenpeace in einer Medienmitteilung, dass zahlreiche deutsche Städte den EU-Grenzwert für Stickoxid auch 2016 überschritten, manche erheblich. Stickoxid führt zu Asthma und Herzkreislauferkrankungen. Der giftige Luftschadstoff stammt hauptsächlich aus Dieselmotoren und verursacht pro Jahr alleine in Deutschland mehr als 10.000 vorzeitige Todesfälle, wie die Europäische Umweltagentur errechnet hat. „Der Autoverkehr sorgt weiter für dicke Luft in deutschen Städten“, sagt Greenpeace-Sprecherin Gesche Jürgens. „Verkehrsminister Dobrindt sieht tatenlos zu, wie schmutzige Dieselautos weiter die Gesundheit von Zehntausenden Stadtbewohnern gefährden. Städte brauchen endlich wirksame Werkzeuge, um die schmutzigsten Autos raus zu halten.“

Zum Schutz der Bevölkerung fordert Greenpeace Fahrverbote, wenn Grenzwerte nicht eingehalten werden. Ein Mittel dazu wären Umweltzonen auf Basis einer blauen Plakette. Damit könnten Autos mit besonders hohem Stickoxidausstoß ausgeschlossen werden. „Mittelfristig müssen Verbrennungsmotoren ganz raus aus der Stadt“, fordert Jürgens. „Deutsche Städte müssen Radfahrern, gemeinsam genutzten E-Autos und dem öffentlichen Nahverkehr klar Vorrang einräumen.“

UBS-Bank: Diesel in zehn Jahren „nahezu vollständig“ verschwunden 

Mehr als die Hälfte der verkehrsnahen Messstationen des UBA zeigen auch für das Jahr 2016 zu hohe Stickoxidwerte. Diese Quote nimmt seit Jahren kaum ab. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO lassen schon langfristig um zehn Mikrogramm erhöhte NO2 Werte die Zahl vorzeitiger Todesfälle um bis zu acht Prozent steigen. Die Europäische Umweltagentur nennt Luftverschmutzung das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko.

Seit Beginn des VW-Abgasskandals im Herbst 2015 steht der Diesel massiv unter Druck. Die Schweizer UBS-Bank geht in einem Report davon aus, dass Dieselautos innerhalb der kommenden zehn Jahre „nahezu vollständig“ vom Markt verschwinden werden. Inzwischen ist breit dokumentiert, dass ein Großteil der Hersteller Dieselmodelle verkauft, die auf der Straße mehr giftiges Stickoxid ausstoßen als erlaubt. Viele überschreiten die Grenzwerte um ein Vielfaches. Erste Städte ziehen Konsequenzen. Oslo hatte im Januar wegen schlechter Luft ein zweitägiges Fahrverbot für Dieselautos verhängt. Madrid, Paris und Athen haben beschlossen, ab dem Jahr 2025 Dieselwagen in der Innenstadt ganz zu verbieten.

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