Arzneimittelrückstände im Wasser

Dringend Maßnahmen erforderlich

Floeter ist überzeugt, dass für die Risikominimierung dringend Maßnahmen an allen Stellschrauben erforderlich sind: „Die Arzneimittelbelastung der Gewässer und des Trinkwassers sind eine Zeitbombe.“ Das interdisziplinäre Projekt PharmCycle setzt dabei an vier Stellen an: Bei der Zulassung von Arzneimitteln, bei der Reinigung des Abwassers, bei der Herstellung von nachhaltigen Arzneimitteln und bei den rechtlichen Rahmenbedingungen. Insgesamt sind drei kooperative Promotionsvorhaben an der HAW Hamburg mit dem Projekt PharmCycle befasst.

[note Arzneimittelrückstände im Trinkwasser sind nach Ansicht von Umweltexperten ein wachsendes Problem. Zehn Wirkstoffe seien mehrfach nachgewiesen worden, darunter diverse Schmerzmittel und Röntgenkontrastmittel, sagt der Toxikologe Dr. Hermann Dieter vom Umweltbundesamt. Der berühmte Lehrsatz des französischen Chemikers Lavoisier von der Erhaltung der Masse bekommt, wenn es um das wichtigste Lebensmittel überhaupt geht, eine besondere Bedeutung: Nichts geht verloren, belastet aber zusehends unser Trinkwasser. Zehn Wirkstoffe – darunter Bezafibrat (zur Senkung der Blutfettwerte), Diclofenac (Schmerzmittel und Entzündungshemmer), Ibuprofen (Schmerzmittel), Antibiotika und Röntgenkontrastmittel – seien mehrfach im Wasser gefunden worden, bestätigt Hermann Dieter vom Umweltbundesamt.
Mehr als 100.000 Arzneimittel sind weltweit im Umlauf. 80.000 davon allein in Deutschland. Rund 90 Tonnen des Schmerzmittels Diclofenac werden jährlich in Deutschland verbraucht. 70% der Wirkstoffe verlassen den Körper auf natürlichem Weg über den Urin in den Wasserkreislauf. Ein weiteres Problem stellt die Massentierhaltung dar. Antibiotika und Hormone gelangen über die Güllebehandlung der Wiesen und Felder ins Grundwasser. Kläranlagen sind nicht in der Lage, diese Stoffe aus dem Wasser zu filtern.  Aus: gesundheit.de und beladomo.de]

CEC mit Aktivkohle-Projekt

Am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (CEC) in Mülheim a. d. Ruhr läuft gemeinsam mit der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft mbH (RWW) Mülheim ein Projekt zur Filtermaterialentwicklung für die Wasseraufbereitung. Im Fokus steht der weitergehende Verfahrensschritt der Aufbereitung von Rohwasser über die Filterung durch Kohlenstoffmaterialien. Projektleiterin Sylvia Becker (CEC): “Dazu werden funktionale Kohlenstoffmaterialien synthetisiert und charakterisiert – ihre Sorptionseigenschaften in Relation gebracht und entsprechend verbessert. Durch einen hydrothermalen Prozess werden in Autoklaven die entsprechenden HTC(Hydrothermal Carbon)-Materialien hergestellt. In dem Bottom-up Ansatz können bereits zu Beginn der Synthese struktur- und eigenschaftsdirigierende Chemikalien (Präkursoren) hinzugegeben werden. Dies ist ein neuer Ansatz im Vergleich zu dem bisher verwendeten Verfahren zur Aktivkohleherstellung die normalerweise als Filtermaterial eingesetzt wird.“ Aktivkohle wird aus vorstrukturierten Biomaterialien durch Pyrolyse hergestellt und kann dementsprechend nur eingeschränkt verändert werden. Die Sorptionseigenschaften der synthetisierten Materialien werden von Wasserversorgungsexperten des RWW getestet.

Folgt: Warum sind die Arzneimittel im Wasserkreislauf?