Arzneimittelrückstände im Wasser

Projekt PharmCycle erforscht Gewässer-Belastung

Die Arzneimittelbelastung in Gewässern zu reduzieren ist das Ziel des interdisziplinären Forschungsprojekts PharmCycle an der HAW Hamburg. Forscherinnen und Forscher aus drei Departments arbeiten in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg an Lösungen. Mit einer Summe von 300.000 Euro gefördert, läuft das Projekt bis zum Jahr 2019.

Der Bengalgeier ist ein stattlicher Vogel: Bis zu 2,8 Meter spannen sich seine Flügel. Und er ist gesellig, denn er brütet in Kolonien von bis zu 40 Paaren. Seine Nahrung – Tierkadaver – verspeist er in Gesellschaft von dutzenden Artgenossen. Diese Kolonien allerdings werden seit Jahren kleiner. Denn der Bengalgeier ist vor allem eines: vom Aussterben bedroht. Innerhalb von 15 Jahren dezimierte sich die Population um beinahe 100 Prozent.

Arzneimittelrückstände in Gewässern und im Trinkwasser werden zum Problem – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Als Ursache für das Sterben insbesondere in Südostasien konnten Forscher den Verzehr von mit Diclofenac kontaminierten Kühen ausmachen, der die Geier an Nierenversagen sterben ließ. Diclofenac ist nur einer von zahlreichen Wirkstoffen aus der Human- und Tiermedizin, die in Gewässern vorhanden sind. Diese Arzneimittelrückstände sind nicht nur in Asien ein Problem, sondern weltweit: Die EU ist zweitgrößter Arzneimittelkonsument der Welt. Der Medikamentenkonsum der Europäer hat sich in den vergangenen 25 Jahren verfünffacht. Zwischen 2004 und 2014 stieg das Volumen der verabreichten Medikamente kontinuierlich an. Die schlechte Nachricht: Ein Großteil der verordneten Wirkstoffe übersteht den menschlichen Körper unbeschadet. Sie landen in den Gewässern – und aus Heilmitteln werden Schadstoffe.

Die Gewässerbelastung durch Arzneimittel ist Ausgangspunkt für das Projekt PharmCycle an der HAW Hamburg. Mit einer Summe von 300.000 Euro vom Zukunftsfonds der HAW Hamburg gefördert, macht sich PharmCycle von 2015 bis 2019 fächerübergreifend auf die Suche nach Lösungen zur Reduzierung der Arzneimittelbelastung in Gewässern. Die Perspektiven der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen des Projektes fasste am 03.11.2016 erstmals ein Symposium zusammen, das die Leiterin von PharmCycle, Prof. Dr. Carolin Floeter vom Department Umwelttechnik an der Fakultät Life Sciences, organisierte.

Ziel der mit circa 200 Teilnehmenden gut besuchten Veranstaltung war es, eine Wissensplattform zu schaffen, bei der die Öffentlichkeit über das Problem und mögliche Lösungsansätze des Forschungsvorhabens PharmCycle an der HAW Hamburg informiert wird.

Folgt: Dringend Maßnahmen erforderlich