Trump im Irrtum

„In der Energiepolitik ist Amerika zum Glück mehr als Donald Trump“
Kommentar von Michael Bauchmüller (SZ) im Deutschlandfunk am 01.04.2017

Der Umweltexperte der Süddeutschen Zeitung, Michael Bauchmüller, gibt dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump zwar zu Beginn seines Kommentar zunächst recht: „Die USA sollten unabhängig sein von importierter Energie. Dieses Land hat genug davon vor der eigenen Haustür, es muss die Ressourcen nur vernünftig nutzen“. Hunderttausende Jobs könnten so entstehen, allerdings nicht so, wie sich Trump das denke: „Der Präsident hat recht – und liegt doch so im Irrtum“.

Trump habe zwar per Dekret die bisherige US-Klimapolitik „kleingehäckselt“ – die Umweltbehörde EPA solle prüfen, wie sich die Obamas Auflagen für Kohlekraftwerke wieder abschaffen lassen. Umweltregeln für Fracking sollen gelockert werden, auf bundeseigenen Grundstücken dürfe wieder nach fossilen Energieträgern gesucht werden. Trump wolle den „Krieg gegen die Kohle beenden“, den Bergarbeitern wieder Hoffnung geben.

Doch die Wirklichkeit sieht anders aus als Trumps Wunschtraum – Bauchmüller: „Tatsächlich haben in den vergangenen Jahren reihenweise Kohlekonzerne pleite gemacht, ist die Arbeitslosigkeit in vielen Kohlerevieren gestiegen. Nur hatte das kaum etwas mit Klimapolitik zu tun: Die Kohle ist in den USA schlicht nicht mehr wettbewerbsfähig. Dahinter steht vor allem das in Deutschland so verpönte ‚Fracking‘, die Förderung schwer zugänglicher Gasreserven. Seit sie den amerikanischen Markt fluten, hat die dortige Steinkohle keine Chance mehr. Daran wird auch ein Erlass des Präsidenten nichts ändern. Die Kohle ist das Auslaufmodell der Energiewirtschaft. Viele der Kraftwerke sind in die Jahre gekommen, doch Ersatz wird auch in den USA so gut wie nirgends mehr geplant.“

Trump halte „zwar ein Wahlversprechen, aber das Versprechen bleibt leer. Wollte er wirklich etwas für die Kohlekumpels tun, dann würde er sich um deren Zukunft jenseits der Kohle kümmern, um Strukturhilfen für die betroffenen Regionen. Stattdessen hängt er Zeiten nach, die nie wiederkehren werden. Und wollte er die USA tatsächlich unabhängig machen von Energieimporten, dann würde er nicht für Kohleminen kämpfen, sondern für den Ausbau erneuerbarer Energien.“…

Am Ende hat Bauchmüller einen Trost: Die Macht des Präsidenten finde ihre Grenzen bei den Bundesstaaten, die könnten das Klima auch im Alleingang schützen. Nicht nur Kalifornien verfolge sein eigenes Klimaziel –  Texas, Iowa oder Nevada setzten massiv auf Erneuerbare Energien – „und schaffen so viel mehr Jobs, als Trumps Pläne je erhalten können“. In diesem Sinne kämpften inzwischen mehr als 1.000 Bürgermeister gemeinsam gegen die Erderwärmung. Bauchmüllers Fazit: „Amerika ist eben mehr als Donald Trump. Und das ist dann auch das Beste, was sich über sein Kohledekret sagen lässt.

->Quelle und vollständiger Kommentar: deutschlandfunk.de/trumps-roll-back-in-der-klimapolitik