Von Wärmewende bis Stimmungsmache

Wie weiter mit energiesparendem Bauen und Modernisieren in Deutschland?

Der Klimaschutzplan sei ein flexibles Instrument, das auch den langfristigen Pfad für die energetische Erneuerung des Gebäudebestands beschreibe, erklärte Lutz Schäfer vom BMUB. Ein Umsetzungsplan sei er hingegen nicht. Die konkreten Schritte würden in einem Maßnahmenprogramm zu beschreiben sein. Nachdem sich die Koalition nicht auf ein Gebäudeenergiegesetz, das den rechtlichen Rahmen vereinfachen sollte, einigen konnte, diskutierte das Podium, welche Maßnahmen jetzt gefragt sind: Mehr Förderung führe nicht unbedingt zu einer verstärkten Investitionstätigkeit, das zeigten die Erfahrungen aus Hamburg, so Peter Friemert. Norbert M. Fisch wies vor allem auf den Mangel an Kommunikation hin. Ein wichtiges Kommunikationsmittel sah Marita Klempnow in den individuellen Sanierungsfahrplänen. Wolfgang Ornth forderte vor allem eine stärkere „Kundenorientierung“ bei der Kommunikation.

Energiewende 4.0: Elektrisch, digital, smart

Der zweite Teil der Energiewende werde sich im urbanen Raum abspielen, war die zentrale Aussage der Veranstaltung „Energiewende 4.0: Elektrisch, digital, smart“, der alle Vortragenden und Diskutanten zustimmten. Von der CO2-freien Stromerzeugung verschiebt sich der Fokus auf die Verzahnung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr. Dadurch kann nicht nur volatile Energie aus Erneuerbaren besser genutzt werden, vielmehr können auch Wärme und Verkehr grüner und somit die bisherige „Stromwende“ zur wirklichen Energiewende in allen genannten Sektoren werden. Stadtquartiere bieten dabei die ideale Umsetzungsebene für Sektorkopplung, denn durch integrierte Quartierskonzepte können Energieversorgung, Energiemanagement und Elektromobilität ideal aufeinander abgestimmt werden.

Die Energiewende im Kopf: Methoden-Workshop „Faktor Mensch“

Da die Energiewende ein gesellschaftlicher Lernprozess ist, hatte die EnergieAgentur.NRW zu der Veranstaltung „Die Energiewende im Kopf“ eingeladen. Dieser Methoden-Workshop widmete sich einer pädagogischen Fragestellung, die im Kontext der Energiewende eine immense Tragweite hat: Welche Methoden regen Seminar- und Workshop-Teilnehmer in besonderer Weise an, das eigene Denken und Handeln zu hinterfragen? Der von Elke Hollweg moderierte Workshop bot den fast 70 Teilnehmern reichlich methodische Überraschungseier: Nach dem Prinzip des „Learning by doing“ demonstrierte Tom Küster die Anwendung von rund einem Dutzend ausgewählter, weithin unbekannter Seminarmethoden. „Wenn wir Menschen dazu bewegen möchten, ihr Denken und Handeln zu hinterfragen, reicht es nicht aus, Folieninhalte vorzutragen: Selbstreflexion und Verhaltensänderung werden eher erreicht durch die konsequente Aktivierung der Teilnehmer“, erklärte Küster. „Dies setzt aber nicht nur ein geeignetes Methodenrepertoire, sondern auch einen entsprechenden Lern- und Bildungsbegriff sowie ein angemessenes Selbstverständnis voraus“.

Urbane Wärmewende – Beispiele, Erfolgsfaktoren, und Rahmenbedingungen

Um die Vision einer CO2-neutralen, ressourcenschonenden Stadt zu verwirklichen, muss die städtische Energieinfrastruktur so gestaltet werden, dass sie eine sozial-ökologische Transformation unterstützt und Mensch und Umwelt schützt. Hierbei spielen Aspekte der Wärmeversorgung eine herausgehobene Rolle. Im Kontext des BMBF-Forschungsprojekts „Urbane Wärmwende“ wurden auf der Veranstaltung des Berliner ImpulsE-Programms im Rahmen der ENERGIETAGE 2017 Ansätze für eine umwelt- und klimaschonende Wärmeversorgung in urbanen Räumen reflektiert.
Auf Basis innovativer Ansätze der Städte Graz und München sowie der Energiedienstleister Vattenfall Europe Wärme AG, BTB Blockheizkraftwerks- Träger- und Betreibergesellschaft mbH und Geo-En Energy Technologies GmbH wurden Fragen nach Potenzialen, Erfolgsfaktoren und politischen Rahmenbedingungen einer urbanen Wärmewende diskutiert. Ergebnisse der Veranstaltung, die auch in das Projekt „Urbane Wärmewende – Partizipative Transformation von gekoppelten Infrastrukturen mit dem Fokus auf die Wärmeversorgung am Beispiel Berlin“ des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) gemeinsam mit dem Land Berlin, der TU Berlin und der Universität Bremen einfließen, finden sich bald auf der Energietage-Homepage.

Folgt: Klimaschutz und bezahlbarer Wohnraum: Wie viel Energieeffizienz brauchen unsere Gebäude?