Mehr als nur heiße Luft

 Abwärmenutzung könnte Milliarden sparen

In der Produktion geht es heiß her. Zum Trocknen, Schmieden oder Schmelzen von Produkten wird jede Menge Prozesswärme benötigt: Zwei Drittel des gesamten industriellen Energieverbrauchs gehen auf ihr Konto. Ein großer Teil davon verpufft jedoch ungenutzt – als sogenannte Abwärme in Form von warmer Luft oder warmem Wasser. Dabei lässt sich Abwärme wunderbar nutzen, um beispielsweise Strom, Heizwärme oder Kälte zu erzeugen. Dadurch lässt sich der Energieverbrauch eines Unternehmens deutlich senken. Doch gerade kleine und mittlere Unternehmen tun sich noch schwer damit, dieses Einsparpotenzial zu erkennen – und vor allem zu nutzen. Eine Information der BMWi-Kampagne „Deutschland macht’s effizient“.

Abwärme als Fernheizung nutzen – Isolierte Rohrleitungen in Berlin – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

„Die deutsche Industrie verursacht jedes Jahr mindestens 200 Terawattstunden an Abwärme“, sagt Fabian Jäger-Gildemeister, Ansprechpartner für Energieeffizienzaspekte im Industriesektor des Umweltbundesamtes (UBA). Damit puste sie jedes Jahr Energiemengen ungenutzt in die Luft, die dem jährlichen Energieverbrauch Dänemarks entsprechen. Der Hauptgrund dafür liege in der Prozesswärme, die bei technischen Verfahren, wie zum Beispiel beim Betrieb von Hochöfen oder dem Backen von Brötchen, benötigt werde, so der Effizientexperte. „Sie macht mit rund 455 Terawattstunden mehr als 60 Prozent des industriellen Endenergieverbrauchs aus. Energie, die zu einem großen Teil verloren geht und dennoch bezahlt werden muss.“

„Ich schätze, dass 3 bis 6 Milliarden Euro eingespart werden könnten“, so Jäger-Gildemeister. Und auch die Umwelt würde profitieren, denn zwischen 50 und 60 Millionen Tonnen CO2 seien jährlich vermeidbar – beinahe die Hälfte der Menge, um die der Wald hierzulande pro Jahr die Atmosphäre entlastet.

„Insbesondere die Metallverarbeitung, die chemische Industrie oder die Zementindustrie haben da großes Potenzial“, berichtet Martin Pehnt, Geschäftsführer des Instituts für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg (ifeu). „Aber auch in allen anderen Branchen sind ungeborgene Potenziale zu finden.“

Strom, Heizung oder Kälte: Abwärme ist vielfältig nutzbar

Die Möglichkeiten, wie Unternehmen Abwärme nutzen können, sind vielfältig. „An erster Stelle gilt es zu prüfen, wie man die Entstehung von Abwärme mittels effizienter Techniken so gering wie möglich halten kann“, rät Jäger-Gildemeister. Dies kann zum Beispiel mit einer besseren Dämmung oder der Überprüfung der Produktionsprozesse geschehen.

Im zweiten Schritt kommt die so genannte Abwärmekaskade ins Spiel. Wie bei einer Partnervermittlung wird hier untersucht, welcher industrielle Vorgang am besten zu der produzierten Abwärme passt. Bei hohen Temperaturen von 400 bis 1.000 Grad kann Abwärme dem Produktionsprozess zurückgeführt werden – im Idealfall wird sie zur Vorwärmung von Verbrennungsluft eingesetzt. „Das ist die Maßnahme, die am einfachsten umgesetzt werden kann und daher am häufigsten vorkommt“, sagt Jäger-Gildemeister.

Lassen es die Rahmenbedingungen zu, kann Abwärme auch in Fernwärmenetze außerhalb des Betriebes eingespeist werden. Nach diesem Muster verfährt zum Beispiel das Hamburger Unternehmen Aurubis, das ab 2018 in Kooperation mit dem Wärmenetzbetreiber enercity fast die gesamte Hafencity Ost mit Abwärme aus einer seiner Kupferschmelzen beheizt.

Im Einzelfall sind hohe zweistellige Renditen möglich

Laut der Deutschen Energie-Agentur (dena) liegt die interne Verzinsung häufig im zweistelligen Bereich. Das macht das Thema nicht nur aus Umweltschutzgründen interessant. „Wie wirtschaftlich Maßnahmen sind, sollte letztlich ein Energieberater ausarbeiten“, sagt Pehnt.

[note Unternehmen können für ihr Vorhaben mit staatlichen Förderungen rechnen. Unter anderem unterstützt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Maßnahmen zur Reduktion oder Nutzung von Abwärme mit günstigen Krediten bis zu 25 Millionen Euro und einem vom BMWi finanzierten Tilgungszuschuss von 30 bis 40 Prozent. Für kleine und mittlere Unternehmen gibt es noch einen zehnprozentigen Bonus oben drauf. Weitere Informationen auf der Website der KfW.]

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